Da sind Holzplanken unter meinen Füßen. Stehe ich auf einem Balkon? Und dieses seltsame, rotbraune Gewand, soll das eine Sari sein? Überhaupt ist hier alles ein wenig rotbraun, schattig. Um mich herum unbekannte, aber nicht unähnliche Menschen. Wir nesteln an Dingen herum, seufzen, Selbstversunkenheit. Alles ist ein wenig feucht, aber frisch. Vielleicht waren wir Schwimmen? Da drüben ist schließlich Wasser. Andererseits, dieses Drüben ist ganz anders. Irgendwie unter und neben uns. Sonnig, strahlend. Menschen grillen. Da sind furchtbar viele Menschen, einige kommen mir bekannt vor. Die meisten sind sehr blond und tragen luftige Klamotten in blauen oder weißen Tönen. Wie […]
Lesesachen KW 47 + 48
Es wollte sich nicht alles so schnell finden lassen, am allerwenigsten die Zeit. Von wegen besinnlich. Bela Lugosi betritt den Raum, Max Schreck im Rollstuhl hinterher. Lugosi: Was amüsiert die Herren? Lee: „Twilight“. Schreck: Beileid? Lugosi: Nein, Max. (Sehr laut): „Twilight“! Dieser neue Vampirkitsch mit dem Jüngelchen. Kinski: Kann der nicht auch am Tag raus? Oldman: Klar, im Dunkeln findet der den Weg nicht. Lee: Hat Angst, nach ’ner Nachtschicht im Sarg zu liegen. Kinski: Und der glitzert so komisch in der Sonne. Oldman: Vampir, jetzt auch von Swarowski! Manchmal können die bei SPON auch ulkig. ZEIT: Was muss ich […]
Von der Weiblichkeit des Zupfens
Angefangen hat es so: Doch nein: Zu 99 Prozent ist anschließend die Strumphose um mindestens 90 Grad, bis zu 360 Grad spiralverdreht am Bein und ziept. Es dauert Minuten, bis sie geradeaus zurechtgezuppelt ist. Frau Kaltmamsell beklagt die Mühe des Strumpfhosenanziehens. Zurecht. Und auch wenn sie die Vokabel „zurechtgezuppelt“ verwendet, musste ich sofort ans Zupfen denken. Und wie typisch diese Zupfende, schon in ihrer Ausführung leicht wehklagende Bewegung ist. Wie typisch weiblich auch, auf eine Art. Denn das Martyrium des Zupfens beginnt im Leben einer Frau schon arg früh. Als kleine Mädchen will die wärmende Strumpfhose unter der eigentlichen Hose […]
Lesesachen KW 46
Seltsame Woche, oder? Nichts passt so richtig, das Timing nicht, die Stimmung nicht und eigentlich würde man sich gern mit einer Decke, einer großen Schachtel Kekse und einem Hektoliter Tee vergraben und nie wieder rauskommen. Und sagt jetzt bitte nicht, dass es nur mir so geht – mein Weltbild ist momentan sehr fragil. Anyway. Onwards! Er hatte keine Ahnung und auch keine Antworten. Er war ein Fragezeichen gefüllt mit tausenden anderen Fragezeichen. Fragen über das Leben, über Literatur, über soziale Strukturen, über Gerechtigkeit, Geiz und Gier und über die Liebe. Sie hatte auf alles eine Antwort gehabt. Nun standen sie […]
Hier, Dings – Lesesachen KW 45
Ach Google Reader, du dummes Ding. Es lief doch so gut mit uns. Und ich konnte alles so praktisch hier automatisch posten. Jetzt kommt alles von Interesse in einen Lesezeichenordner. Lesezeichenordner! Wo kommen wir denn da hin? Weil: ins Instapaper kommt alles und Evernote ist zu kompliziert und, fällt hier jemandem was besseres ein? Ach, Internet. This is why we can’t have good thing. Nun, denn. Zwischendrin laufen splitternackte, mit Goldfarbe angemalte „Elfen“ mit zarten Flügeln und spitzen Ohren herum, ein Mann und eine Frau, die auf großen Silbertabletts Süßigkeiten anbieten: Lollis, Eiskonfekt, weiße Mäuse, bunte Mäuse, andere Schaum- und […]
Viktoria bedeutet „die Siegreiche“
Zuerst wollte ich ein paar Worte zur Frauenquote schreiben. Aber dann schien die Sonne und man brachte mir ein Bild. Heute ist Donna Dora, Matriarchin vor dem Herrn, ein Jahr tot. Damals habe ich die folgenden Zeilen in mein rotes Notizbuch geschrieben. [Sollte Ihres oder mein Leben dereinst verfilmt werden, verbiete ich hiermit sowohl Iris Berben als auch Veronica Ferres jeden Zutritt zu der Rolle meiner Großmutter. Christine Neubauer nur, wenn es ein Film in Original-Dialekt wird.] Meine Locken habe ich von ihr. Meinen zweiten Vornamen. Manche würden wohl behaupten auch meinen Sturkopf und das fehlende Talent zum Flüstern. Oder […]
incredible close and really boring
Na Seelchen, was ist los mit uns? Schon wieder ein Happen Schokolade zuviel, schon wieder ein später Teller Pasta und durchgehendes Magengrummeln. Nichtmal die alten Freunde, Serienstaffeln helfen. Irgendwas passt uns nicht, hm? Aber was? Weil, eigentlich geraten die Dinge endlich in Gang. Das mögen wir. Endlich Feedback, endlich Prozesse, die sich gut anfühlen. Darauf haben wir zu lange gewartet. Wo wir doch schon so lang in der großen weiten Welt unterwegs sein wollten. Sich wieder auf Dinge freuen, Aussichten. Langsam biegen wir alles hin. Tun wir doch immer. Aber es hakt im Getriebe. Emails, die Angst machen, Kommunikation einfach […]
Das Dirndl-Dilemma
Ein Dirndl ist keine Verkleidung. Es braucht keine Heidizöpfe, es braucht keine roten Bäckchen, man muss die Lieblingsbands nicht via Buttons auf der Dirndlbluse kundtun, im Bierzelt geht jeder noch so hervorragende Musikgeschmack sowieso sofort über Bord. Es braucht erst recht keine Chucks oder Stiefel oder Timberlands oder Netzstrümpfe untendrunter. Das einzige Adjektiv, das eine Frau im Dirndl dabeihaben sollte ist: sauber. Sauber gewaschen, sauber gekämmt, sauber innendrinnen. Und zwar bitte mindestens bis zur dritten Maß. Maß. Nicht Maas. Und ich dachte, wenn ich diesen Artikel oft genug verlinke, ist es auch gut damit. Aber das ist es nicht. Es […]
stupid girl
Und dann fällt mir gestern Nacht wieder einmal ein, warum ich das Internet so liebe. Weil ich hier doof sein darf. Weil es hier immer jemanden gibt, der sich besser auskennt, mehr weiß, mehr Erfahrung hat. Das ist toll. Denn die meisten dieser Menschen kann ich im Internet auch fragen und sie antworten gern zu „ihrem“ Expertenthema. Keiner ist allwissend, das ist quasi ein grundlegendes Internetprinzip. Besonders auf Twitter. Jetzt fragen Sie sich vielleicht: aber im „echten“ Leben weiß doch auch niemand alles? Natürlich nicht. Aber wir tun dauernd so. Nein, halt, ich tue dauernd so. Als dauerplapperndes Besserwissergeschöpf bin […]
Ahnenforschung
„Haben sie eigentlich italienische Vorfahren?“ Die Amts-Mitarbeiterin lacht mich enthusiastisch an. Fast will man ihr irgendetwas Nettes sagen. Ich zögere wohl einen Moment zu lange. „Oh, sie werden das oft gefragt, oder?“ Ich nicke, grinse. Und sage „Aber das ist schon einige Generationen her.“. Graublaue Augen, eine Stupsnase, kleine Lippen wie eine Porzellanpuppe. Hautfarbe möchte ich dieses gipsige etwas gar nicht nennen. Aber es hilft nichts. Die Haare sind dunkelbraunfastschwarz und locken sich in dicken Strähnen über meine Schultern. Mehr braucht es nicht. Und es wird nicht besser, wenn mich meine Schwester mit ihren großen braunen Augen und dem Teint […]