Allgemein

5 Dinge – KW 2 / 2023

Woche 2 und ich hab schon Schwierigkeiten Dinge zu benennen? Vielleicht ist Dinge auch falsch, Dinge beschäftigen mich fast nicht in diesen Tagen. Das ist gut so, einerseits, der Konsum-Koller vor Weihnachten, die dauerhafte Beschallung mit allem, was einem helfen soll völlig absurde Vorsätze umzusetzen, Dinge sollten generell weniger wichtig sein. Aber was mache ich denn dann die ganze Zeit?

  • Naja, arbeiten natürlich. Wo das Pendel immer in beide Richtungen schwingt. Einerseits ist Kapitalismus böse und ein Job keine Identität, aber ein bisschen Karriere, das eigene Wissen und Können auch mit einem Wert versehen können - das hat einen fast schon verruchten Reiz. Besonders, wenn man plötzlich zu so Leuten gehört, die lustige Päckchen mit Wein bekommen, einfach nur, weil jemand eine Kundenbeziehung so pflegt. Hm.
  • Können wir uns vielleicht einfach darauf einigen, dass es völlig egal ist, was Harry Mountbatten-Windsor tut oder sagt, er ist halt trotzdem nicht Andrew? (Wobei ich gern nochmal auf das bemerkenswerte Interview mit Stephen Colbert hinweisen, wo zwei Männer miteinander sprechen, die früh einen Elternteil verloren haben und diese Wunde immer noch mit sich tragen.)
  • Mit einer der engsten Freundinnen gehe ich vor allem alle paar Wochen ausgiebig frühstücken und merke mittlerweile, wie gut das zu meinen Sozialisierungs-Vorlieben passt. Wir treffen uns am frühen Vormittag, im selben Cafe, mit demselben besten Kellner der Stadt, arbeiten uns durch ein Frühstück mit allem, später Spritz-Varianten und Torte. Unter 4 Stunden schaffen wir es selten, sind dann aber auch auf dem neuesten Stand in Sachen Job-Drama, Männer-Drama, Familien-Drama und Freundschaften-Drama. Momentan hecken wir parallel noch etwas aus, was großen Spaß macht und hauptsächlich möchte ich später eine ältere Dame sein, die regelmäßig lange Frühstücks-Dates hat, beschwingt nach Hause geht und dafür aber bei Bedarf früh ins Bett gehen kann.
  • "ChatGP is mansplaining as a service" wird mich so schnell nicht loslassen. https://mastodon.social/@stevenodb/109680552379605872/embed
  • Apropos Dinge die man ausheckt und worüber man so nachdenkt. So sehr ich pandemiebedingt froh bin, dass Großveranstaltungen kritischer gesehen werden und man nicht mehr überall auftauchen muss, so sehr mag ich nach wie vor den Gedanken an große, opulente Feste mit Motto und Gedöns. Passend dazu hat mich das hier sehr gut unterhalten.
https://www.youtube.com/watch?v=s1OMUiaYNFQ
Allgemein

5 Dinge – KW 1 / 2023*

Okay, neuer Versuch eine gewisse Regelmäßigkeit hier in die Verschriftlichung zu bekommen. Don't call it a Vorsatz. Aber es muss ja möglich sein, am Ende jeder Woche 5 Dinge zu benennen, die mir im Kopf geblieben sind, ohne es in dröges "habe gearbeitet, Dinge gelesen, bin auf jemanden wütend" ausarten zu lassen. (*Das hinreißende Geschöpf vom Beitragsbild ist eine meiner Gastkatzen, die ich im Dezember betreuen durfte und alles an dieser prinzessinnenhaften Entspannung ist mein persönliches Ziel für 2023. )

  1. Wie nennen wir diese Pandemie-Phase jetzt eigentlich, oder ist es nun die Endemie? Also wie grenzen wir die Phase März 2020 bis grob Herbst 2022 ab, als Leute irgendwie zur Kenntnis genommen haben, dass ein globales Phänomen unser aller Lebensmuster gerade nachhaltig verändert? Ich frage weil, es war in der Phase damals interessant zu sehen, wie viele von uns bemüht waren aus veränderten Umständen auch mehr Großzügigkeit dem eigenen oder fremden Körper einzugestehen. Wir sind nicht alle Yoga-gestählt aus dem Lockdown gekommen. Mancher hat sein Verhältnis zum Essen ein bisschen geheilt, andere das Fitness-Studio vermisst. Mein Punkt ist: Januar 2023 und von allen Seiten höre ich, es wäre ja nur eine Frage von Kalorien und mir fehlt einfach jede Contenance aus dem Gesicht. Okay, wenn Männer Anfang 40 ihre erste Diät machen, es funktioniert und sie triumphierend alle wissen lassen, wie einfach das doch sei, man müsse nur weniger zu sich nehmen als man verbrennt, dann rollen wir kollektiv mit den Augen und seufzen, weil sein Plateau ja kommen wird. Aber, so hört man, es hat jetzt TikTok erreicht und damit tun 20jährige also aktuell so, als hätten sie den Stein der Weisen gefunden und in Protein-Shakes verwandelt. Herrje. Ich bin versucht dazu weiter auszuholen, aber andererseits - wofür? Seit 10 Jahren gibt es Forschungsergebnisse dazu, wie wacklig die Wissenschaft hinter dem "Brennwert" von Kalorien ist. Die kluge Frau Kaltmamsell hat dazu schon 2017 etwas aufgeschrieben, bei ihr fand ich auch den Hinweis auf diese launige Podcast-Folge dazu und dann gibt es noch Giles Yeo, der dazu forscht und dessen Vorlesung dazu man auch sehen kann. Es ist also längst eine Sache zu der es genug Informationen gibt und, vielleicht wie mit Horoskopen, einfach etwas, an das Menschen glauben wollen. Ich will niemandem seinen Glauben nehmen, sie sollten nur bitte aufhören ihn anderen aufdrängen zu wollen, ja? (Ich denke in solchen Momenten immer an Journelle und wie sie das wahrscheinlich eloquent und witzig, aber auch mit einer Prise Schärfe auseinander genommen hätte. Sie fehlt so. )
  2. Außerdem: Essen ist super. Mein Jahr begann zwar dahingehend mit einem unkooperativen Körper, aber das hat mich nicht davon abgehalten, eine bemerkenswerte Rezeptsammlung für den um Weihnachten bei mir eingezogenen Reiskocher anzufangen. Miso für alle! Ich bin aber für weitere Hinweise zu haben. In meinem Kopf existiert eine vage Erinnerung an Germknödel aus dem Reiskocher, oder halluziniere ich?
  3. Ich bin jetzt in dem Alter, wo man dann doch im Zweifel die Musik von "Damals" hört. Neulich lief eine Tidal-Playlist einfach weiter und füllte meinen restlichen Heimweg mit 200er Beyonce, Amy Winehouse, Britney ca. Toxic, der jungen Kelly Clarkson, TLC, Aaliyah und oh ja, unbedingt Lauryn Hill. Deren unfassbares Album "The Miseducation of Lauryin Hill" wird im August 25 Jahre alt, so that's where I am at.
  4. Mastodon wird jeden Tag ein bisschen heimeliger, sogar jetzt inklusive erster Diskussionen, aber halt ohne Bots und Trending Topics und ich hoffe keine Memes, wo ich dasselbe Bild der Berliner Bürgermeisterin 38x in der Timeline habe. Veränderung ist möglich.
  5. Manche davon ist ja auch schön. Letztes Jahr bekam das Wohnzimmer endlich richtige Bücherregale und ein ordentliches Sofa. Dieses Jahr das Schlafzimmer. Mit einem neuen Kleiderschrank und alles in Sulking Room Pink. Aber man kann sich ja weiter insprieren lassen und mein Celebrity-Gossip-Bedarf umfasst quasi exakt den Wunsch zu wissen, wie diese Leute wohnen.
https://www.youtube.com/watch?v=UYEWJcmWKGQ
Allgemein

Der Nicht-Jahresrückblick

  1. Im letzten Satz zum Jahr 2022 darauf hingewiesen, wie niedrig die Latte liegt. Tja, nun.
  2. Gesundheit. Gesundheit. Gesundheit. Die eigene, die von den anderen. Haken hinter den Virus machen, zefix. Auf Nachrichten nach anderer Leute Operationen warten. Böse Vorahnungen von Diagnosen, die sich bewahrheiten. Wütend darauf sein, wie nachlässig die wichtigen Menschen manchmal mit sich selbst umgehen. Froh über Medizin, Fortschritt, engagierte Menschen im System. Noch mehr Wut auf die, die es kaputt gehen lassen.
  3. Ten Steps to Nanette. Bitte lesen Sie dieses Buch.
  4. Erstmals so einer Nicht-Internet Person gegenüber als NeuroDivers geoutet. Hm, naja. Ich glaube ich setze manchmal zu viel voraus, ich brauche da so einen kleinen Guide.
  5. LIZZO. Mehr als Musik, mehr als Energie. Wie gut, dass es sie gibt.
  6. Heimchen am Herd, oder so. In manchen Momenten doch der Gedanke, dass ein großes Haus und einfach nur vor mich hin kochen und lesen schon auch lebensfüllend sein könnte. Aber auch wissend, dass das nur ein Zeichen von "zu viel alles" ist, weil eigentlich ist da der Drang nach mehr. (Oder ich bin halt einfach 15% Nonna und das bricht manchmal durch.)
  7. Taylor Swift. Auch, um mal wieder dem Irrsinn vom großen, vereinten, hysterischen Fan-Dasein zu frönen. Gemeinsam hyperventilieren und so. Außerdem: "Draw a cat eye sharp enough to kill a man"? WE STAN.
  8. Stabilität, irgendwie? Die Feststellung, dass seit der Autismus-Diagnose sich die Depression, naja, nicht in Luft aufgelöst hat, aber keine tragende Rolle mehr spielt? Weil Kontext da ist, Erklärung. Ein Wandel, der sogar anderen auffällt. Ein in sich ruhen, mit dem man nachsichtig auf andere schauen kann, das ganz neue Räume aufmacht. Noch nicht Vergebung, aber sowas wie wohlmeinende Apathie.
  9. ADELE. Allein schon, weil sie darüber redet Musik für Erwachsene zu machen, ohne TikTok, ohne Viral Gedöns. She just drinks wine.
  10. Neues Positionieren auf dem Markt. Forever alone, aber schon absichtlich. Für immer kalte Füße müssen eigentlich nicht sein, aber die Feststellung: Männer und die klaren Verhältnisse in lockeren Verbindungen, damit tun die Jungs sich schwer.
  11. Yellojackets. Bildet Banden, aber hallo. Das ist das eine Stück fiktionale Erzählung, über die ich hier nochmal ausholen muss. Da ist soviel über das Großwerden von jungen Mädchen, über Cliquen und Dynamik, über Erwartungen und wie Leben verlaufen aber vor allem auch über die Auswirkungen von Trauma. Plus die Musik. Okay, und die Sache mit dem Kannibalismus, aber das muss unter uns bleiben.
  12. Ideen, langsam als kleine Pflänzchen aus dem Boden kriechend. Aber nicht mehr angsteinflössend a la "ich kann das nicht", sondern "ich muss mir Zeit dafür nehmen". Muss vielleicht auch andere befragen. Aber da ist ein Kribbeln, ein "jetzt ist der Moment gekommen." Vorfreude.
  13. The Social Network of it all. Alles ist fließend, für immer im Wandel, aber wehe es nimmt uns einer die Spielzeuge. Oder macht sie zumindest unsicher. Vielleicht fehlt am Ende die Energie für den Neuaufbau, darum funktionieren neue Dinge immer nur mit den jungen Menschen. Ich will noch keinen Nachruf auf Twitter schreiben, aber dieses Mal fühlt sich die Verschiebung anders an und es hat etwas symptomatisches, dass wir uns kaum 20 Jahre nachdem das Internet wilder Westen war, mit Foren, Chats und Geocities, wir jetzt nur noch die Auswahl zwischen den Spielplätzen von Milliardären haben, mit deren Regeln und kaum noch Möglichkeiten zum selbst gestalten.
  14. Köperdinge. Sport ist ein fast schon normaler Teil meines Alltags geworden. Noch nicht als 100% Routine, aber buchstäblicher Bewegungsdrang, ja. Sich spüren ist gut. So wenig mir die eigene Form gehorcht, so gut ist es zu merken, dass man beeinflussen kann wozu ein Körper in der Lage ist. Mehr Hanteln!
  15. Tinderdinge. Oder besser gesagt: Nein.
  16. Ambition. Gespräche über Karrieren und berufliches Umfeld, netzwerken und auch mal ein bisschen Rat geben. Nach 10 Jahren beruflicher Laufbahn mit allen möglichen Varianten von Niederlagen und Chaos geht das schon mal. Vor allem auch: den Rücken stärken, damit andere fordern können oder eine neue Richtung einschlagen. (So viele hübsch frisierte Lebensläufe!). Sich selbst so etwas wie Expertise, ein Profil aufgebaut haben, eines mit Wert.
  17. Überhaupt: Money money money. Das Mittelstands-Kind, das weiß wie ein richtig leeres Konto aussieht, lernt ein bisschen, wie die andere Seite funktioniert. Meilenweitweg von Vermögen oder so, aber halt dieser gar nicht mehr so selbstverständliche Bereich, wo man sich nicht wegen allem Sorgen machen muss.
  18. Wieder die Lektion: Wer nicht mehr mit mir spricht, teilt mir damit nichts mit, sondern lässt mich nur allein. Da kannst du Leuten noch so oft erklären, wer du bist, sie denken, du sollst funktionieren wie alle anderen.
  19. FLORENCE. Keine Worte, nur Mitsingen, mitfühlen, darin aufgehen.
  20. Team Reiskocher. (Insider). Und Kaffee-Peeling. Skincare, Flauschsocken, Sammelbände, schöne Gin-Flaschen. Krimskrams einerseits, Helfer beim Wohlfühlen, Verbindungen zu anderen Menschen andererseits. Dinge sind nicht böse, nur unsere Motive manchmal.
  21. Endgültig die mittlere Generation sein. Die Alten regeln nicht mehr alles, sind nicht der Rückhalt, sondern müssen jetzt umsorgt werden. Das ist okay, sie waren lange genug fleißig. Gut, dass sie noch da sind. Das lernt man spätestens auf den Beerdigungen der anderen.
  22. Am See liegen, lesen. Wellness, Frühstücks-Dates, Konzertkarten, mitgenommen werden in die Luxus-Bar, gleich die nächsten Pläne machen, gutes Essen, tolle Drinks, Lachen bis alles schmerzt, gesehen werden und genug sein.
  23. Don't make me regret this 2023.

https://www.youtube.com/watch?v=L62LtChAwww