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Verzupf di endlich, 2011.

[caption id="attachment_2733" align="aligncenter" width="550" caption="Vorherrschendes Gefühl 2011"][/caption] Du warst a Matz. A bleede Kuah die bloß rumzwürmt und nervt. Und nix zamkriagt. Es sind die Primzahljahre, da bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher. 1997 und 2003 waren die härtesten, aber auch 1999 und 2007 hatten es in sich. 2011 schlägt die Kollegen aber locker. Hetz hetz, wart wart, verschließ und verwehr, wart wart, hetz hetz, trauer und wut , wart wart - Schwups ist das Jahr wieder rum! Zuviel Zeit damit verbracht anderen bei zu stehen. Ey, Schicksal, lass mal meine Leute in Ruhe. Wir hatten dieses Jahr Krankheiten und Todesfälle, grausame Versicherungen, Erbstreitereien und Insolvenzen. Es langt, hörst du? ES STEHT MIR BIS HIER! Ich kämpf ja gern, kein Ding, das hab ich gelernt. Bin nicht umsonst zäher als der Rest. Aber jetzt würde ich gern wieder für mich kämpfen. Und nicht wieder gegen Windmühlen, wie Anfang des Jahres. Wo sich einstige, vorbildliche Institutionen in Denkmäler der falschen Versprechen, geführt von hintertückischten Schlangen verwandeln. Geht das okay so? Gib mir was zu tun 2012. Etwas ohne Tränen und Drama. Gib mir Schweiß und dann Fanfaren. Sorg für Ausgleich. Mach am besten da weiter, wo 2011 endete. Mit der Feststellung, dass Menschen hinter einstmals unscheinbaren Accounts in nicht mehr als 140 Zeichen zu Freunden und Verbündeten werden können. Dass sie dabei noch offline besser als online sind. Können wir davon mehr machen, ginge das? Das wäre nett. Weniger Primzahl. Mehr gleichmäßige Teilmenge. Sei ein bisschen mehr so: (Ja, SCHON WIEDER dieser Song. Deal with it.) Deal? Deal. Wir sehen uns.
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Jahresendträume

[caption id="attachment_2672" align="aligncenter" width="533" caption="(Screenshot aus einer Folge der unterschätzten Whedon-Serie "Dollhouse")"][/caption] Da sind Holzplanken unter meinen Füßen. Stehe ich auf einem Balkon? Und dieses seltsame, rotbraune Gewand, soll das eine Sari sein? Überhaupt ist hier alles ein wenig rotbraun, schattig. Um mich herum unbekannte, aber nicht unähnliche Menschen. Wir nesteln an Dingen herum, seufzen, Selbstversunkenheit. Alles ist ein wenig feucht, aber frisch. Vielleicht waren wir Schwimmen? Da drüben ist schließlich Wasser. Andererseits, dieses Drüben ist ganz anders. Irgendwie unter und neben uns. Sonnig, strahlend. Menschen grillen. Da sind furchtbar viele Menschen, einige kommen mir bekannt vor. Die meisten sind sehr blond und tragen luftige Klamotten in blauen oder weißen Tönen. Wie aus dem Katalog für die Sommerfrische an der Ostsee, zu Zeiten von Thomas Mann. Hier bei uns riecht es nach Moos, es ist kühl aber angenehm. Drüben plärrt die Sonne durch die Gegen, das Wasser (ist das ein Fluß? ein See? Das Meer?!) glitzert aggressiv. Plötzlich ist da Z. Er winkt und ... angelt? What the fuck. Er trägt außerdem ein Hemd. Der Mann trägt keine Hemden, er ist der personifizierte studentische Schlabberlook, dafür mit Charme. Wir haben zwischenzeitlich Tee, Drüben öffnet jemand Sekt. Ein bisschen sehnsüchtig blicke ich hinüber. Will ich dazugehören? Bin ich schon soweit? Ich glaube, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt für Drüben ist. Da ist K. Ausgerechnet. Was hat der überhaupt SCHON WIEDER in meinem Kopf verloren? Er lächelt. Dieses seltene Lächeln. Der wird langsam selbst für mein Unterbewusstsein lästig. Huch ,was macht S. denn da? Die hätte ich dann doch eher auf meiner Seite vermutet. Vielleicht doch nicht so unsympathisch das da drüben. Ich sehe mich um. Jetzt grade ist es nett hier, im Schatten. Aber auf die Dauer doch zu langweilig. Auf einmal steht B. am Rande unserer Planken und deutet mir rüber zu kommen. Hm. Vielleicht schaue ich mir das nachher mal an, da Drüben. Wenn ich hier fertig bin mit rumdingsen und so. Dann mische ich dieses Drüben mal ein bisschen auf.
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Viktoria bedeutet “die Siegreiche”

[caption id="attachment_2575" align="aligncenter" width="550" caption="Portrait meiner Großmutter anno 1940"][/caption] Zuerst wollte ich ein paar Worte zur Frauenquote schreiben. Aber dann schien die Sonne und man brachte mir ein Bild. Heute ist Donna Dora, Matriarchin vor dem Herrn, ein Jahr tot. Damals habe ich die folgenden Zeilen in mein rotes Notizbuch geschrieben. [Sollte Ihres oder mein Leben dereinst verfilmt werden, verbiete ich hiermit sowohl Iris Berben als auch Veronica Ferres jeden Zutritt zu der Rolle meiner Großmutter. Christine Neubauer nur, wenn es ein Film in Original-Dialekt wird.]
Meine Locken habe ich von ihr. Meinen zweiten Vornamen. Manche würden wohl behaupten auch meinen Sturkopf und das fehlende Talent zum Flüstern. Oder für Diplomatie. Eher stark, zäh und amüsant als warmherzig und liebenswert. Ich verwandle mich also bereits jetzt in meine Großmutter. Und nun, wo sie nicht mehr da ist, kann ich nicht mehr beobachten ob ich vielleicht doch auch ein paar positive Eigenschaften aus der Erbmasse ergattert habe. Nicht, dass nur wir beide diese Attribute hatten. Das sind ziemlich durchsetzungsfähige Gene. (Das erwähnte ich ja bereits.) Außerdem hatte sie als Jahrgang 1922 durchaus Gründe, um nicht zu sagen Umstände, die sie so haben werden lassen. Mit kaum 18 verlobt, kurz darauf Bäuerin, Ehefrau und wichtigste Madame auf dem Dorf. Man war schließlich der größte Bauer, der Ehemann hatte den Ortsverband der CSU, den Sportverein und die Trachtler mitbegründet. Mia san ja eppa Es folgen Kinder, Krieg, Wittwen-Dasein, Ramtamtam. Der Mann stirbt kurz nach dem Krieg und eine ganze Weile ist sie alleinige Chefin auf dem Hof. So ganz hat sie ihn nie aus der Hand gegeben, zum Leidwesen ihrer Schwiegertochter. Die einzige Tochter muss sie zu früh zu Grabe tragen und bevor sie wirklich zum trauern kommt liegt der jüngste Sohn nach einem Unfall im Koma. Aber sie hat immer die Fäden in der Hand behalten. Was soll man da werden - außer zäh? Ein kluger Kopf und ein scharfes Mundwerk waren ihr gegeben, lange bevor das einer Frau irgendetwas nutzte. Sie konnte schneller Kopfrechnen als die Händler auf dem Kälber-Markt, hat sich gemerkt wer was wann über wen gesagt hat und das zu ihren Gunsten genutzt. Trotzdem war sie eben nur die Frau vom Bauern. Darüber nicht ganz zu verbittern ist schon eine Kunst. Aber sie schuf sich kleine Fluchten, das konnte sie. [1. Bei einer solchen Gelegenheit entstand das obige Bild. Frisch verlobt war sie auf einmal verschwunden. Zuerst in München, wo sie sich portraitieren ließ und nach einem kurzen Abstecher in Italien zurück kam, um brav den älteren Bauern zu heiraten.] Trotzdem, sie war meine Oma mit den Dampfnudeln und einem großen Glas voller Toffees neben dem grünen Fernsehsessel. Und Streichwurstsemmeln mit einer dicken Schicht Butter als Unterlage. Die mit uns nach München in den Tierpark fuhr und handgemachte Dirndl spendierte. Eine Patronin eben und sowas hat nicht jeder zur Großmutter. Manchmal bedeutete das auch, dass andere verlieren, einstecken mussten. Hauptsach, die Familie war geschützt. Wir sollten alle immer den Kopf oben halten und auf Respekt pochen, do kannd ja nachad jeda daher kemma. Jetzt, wo ich plötzlich mit einer gewissen Wehmut an sie denke, schaue ich erst recht darauf, dass ich ihr kei Schand' mach. Das ist die Macht von Großmüttern.