Allgemein

It’s all coming back to me now*

*fragen Sie nicht. Es ist grade alles etwas melodramatisch.

Weiterhin fröhliches Kümmern um Dinge, die nicht entscheidend sind. Weihnachten (Ich hatte mal aufgeschrieben was das bei mir heißt) und Pegelwichteln und überhaupt anstatt Lebenslauf aufhübschen und Zukunftsgedanken machen.

Weil kaum, dass man eine Ahnung hat was man haben möchte, verfällt man in eine Art Starre und verweigert den nächsten Schritt. Herrgottnochmal.

Allerheiligen war dieses Jahr anders als sonst. Der kleine Altstadt-Friedhof erscheint ziemlich voll, vielleicht auch weil der Umgang erst am frühen Nachmittag ist. Wobei, Umgang. Zumindest bei uns kommt der Pfarrer nicht vorbei. Womit wir leben können, weil seine seltsame Aussprache und die künstlerischen Pausen meine Schwester und mich während der Messe unangebracht erheitern. Dazu liest eine Frau aus dem Brief Paulus an die Thessalonicher und da wird es ein wenig sehr apokalyptisch, wodurch ich endgültig die Beherrschung verliere. Als sie später bei den Toten, die bitte ins Himmelreich aufgenommen werden sollen, explizit diejenigen erwähnt, die nur verscharrt worden sind, weil sie Verbrechen zum Opfer fielen, fühle ich mich mal wieder wie in einer österreichischen Komödie zum Thema Tod. Selbstverständlich steht einer der Bläser entweder zu nah am Mikro oder bekommt das Timing einfach nicht in Griff.

Meine Schwester kichert und wir sind uns einig, dass Papa das alles ohnehin eher lächerlich gefunden hätte.

Vorher stehe ich in der Bäckerei, um die obligatorische Torte zu holen und das erste Mal dieses Jahr vergesse ich, dass wir 4 nicht 5 sind. Egal, ich nehme das Stück von der Mousse au chocolate Torte grade extra mit, das war eh immer seine. Später ringen wir die Torte mit Wein nieder, irgendwo kommt plötzlich ein Schinkenbrot her. Es wird viel später als gedacht. Ich mag all die neuen Traditionen.

Fast genauso traditionell: Das angedachte #NaNoWriMo – Projekt: Halbwegs geplottet (also so…sehr grob) und kaum hat man eine  Vorstellung vom Ergebnis, kann man sich nicht mehr zur detaillierten Umsetzung aufraffen. Also den Teil mit der harten Arbeit. Dabei scheue ich die doch gar nicht. Was ist denn hier los.

Genauso wie ich schon lange mal wieder mehr als Nabelschau hier im Blog betreiben möchte. Es gibt so viele interessantere Dinge. Aber dann speibt man lieber ein paar Tweets aus und verlässt anschließend die Konversation. Weil das andere, das Auseinandernehmen von Standpunkten, die Überlegungen zu Konsequenzen, die sind der mühsame Teil. Irgendwas in mir sperrt sich grade gegen diesen Aufwand und ich werde darob zusehends ungehalten.

Als würden die letzten Reste des dunklen Schlamms mich daran hindern Dinge über die Ziellinie zu schleppen. Etwas, das ich sonst durchaus kann. Es ist einer der perfidesten Tricks, die der Schatten drauf hat. Guck mal, jetzt ist wieder ein bisschen Energie da, gerade genug, um Dinge anzufangen – das Beenden lassen wir aber noch eine Weile.

Mumpitz, das alles.

Immer noch frage ich mich wo die Frau von vor einem Jahr abgeblieben ist, die mit der unendlichen Energie, mit der Überzeugung alles zu können wenn man sie nur lässt. Bis es einen großen Knall tat und sie sich sehr schnell in die Dunkelheit hat fallen lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass das Wiederaufrappeln derart lange dauern würde. Man mäandert ja nicht mehr durch die Gegend wie in den Zwanzigern, sondern hat keine Zeit mehr zu verlieren, schließlich hört man nicht auf Dinge zu wollen, zu suchen. Im Gegenteil. Am Ende des Jahres stehen relativ klar formulierte Ziele, Bedingungen, die eine Zukunft erfüllen sollte.

Herrschaftszeiten ist das hier alles selbstreferenziell, ich gehe mir bald selbst auf die Nerven. Der Oktober riecht nach reifen Äpfeln und Kuchen, nach nassem Holz, Räucheröfen und stiller Verzweiflung. Er klingt wie ein verstimmtes Klavier, wie mit Blättern klappernder Wind und will mich nicht in den Nebel entlassen.  Im Nebel, da wartet der November, er zieht und zerrt und will sich der Kälte ergeben, endlich.

Vielleicht, meinte neulich jemand zu mir, bist du nur so unspontan, weil du die Vorfreude so zelebrierst. Ich hoffe, dass das der Grund ist. Also weiter Pläne schmieden. Aber halt auch machen. Notfalls Augen zu und spontan ja sagen. Man kann es sich ja mal vornehmen.

Wirklich, Wirklich melodramatisch.

https://www.youtube.com/watch?v=CAYNTw6q6Kg

Fragen 276-399 (von hier)

276. Welchen guten Zweck förderst du?

Ärzte ohne Grenzen. Jeder sollte die Chance auf Versorgung haben. (#Saisonspende )

Auf lokaler Ebene Tierschutz und Sozialkaufhaus. 

Twitter ist auch hier toll, weil man oft einfach einen Link präsentiert bekommt unter dem man mit wenigen Klicks einer Person ganz konkret helfen kann. Ich mag das.

277. Wie sieht dein Traumhaus aus?

Holen Sie sich Tee, das könnte dauern.

Es ist alt und ich darf es herrichten. Gern ein ehemaliger Hof mit Stall in Gewölbebauweise, da kommt dann die Lounge rein – ein plüschiges Heimkino mit Bar und Bibliothek. Weil mein Haus ist groß, so groß, dass mehrere Wohnungen darin Platz haben und man quasi als Mehrgenerationen-WG zusammen wohnt. Im Garten stehen Hochbeete fürs Gemüse, es gibt ein gigantomanisches Gewächshaus, einen Weinkeller und mindestens einen Walnussbaum. Von der Lounge aus gibt es einen verglasten Übergangsbereich zum Pool, der auch überdacht ist, damit man das ganze Jahr etwas davon hat.

Ich wohne in der ausgebauten Tenne (heißt das so? Das klingt im Dialekt so völlig anders. Da Dehna quasi.), die mit viel Holz und smarter Beleuchtung eine Art zweistöckiges Penthouse ist, mit einem extra Schreibraum. Im Schlafzimmer steht nur mein großes Bett, eine Leuchte und ein antiker Nachttisch, vor einer Wand in Mitternachtsblau und unter einem Leuchter aus Murano-Glas.

Der Wohnbereich ist praktisch und gemütlich, mit offener Küche (Team7 natürlich), einer großen Couch, einer plüschigen Recamiere und dem ultimativen Ohrensessel. Die Nischen sind gefüllt mit Bücherregalen. Weil überall viel Holz ist, sind die Wände in gedämpften Grüntönen gestrichen und die Polstermöbel sind Bordeaux und Pflaume. Lüster, überall Lüster. Ein einziger Widerspruch, der perfekt harmoniert.

Für die gemeinsamen Abendessen gehe ich ins Haus rüber, wo es im Erdgeschoss eine große Küche mit langem Esstisch gibt. Hier wird gebacken und das geerntete Gemüse verarbeitet.

Ich muss irgendwie an viel Geld kommen. Das klingt einfach zu gut.

278. Machst du leicht Versprechungen?

Nein, weil ich sie wirklich halten will.

279. Wie weit gehst du für Geld?

Nicht annähernd so weit wie ich früher selbst mal von mir dachte und irgendwie bin ich ganz froh darüber.

280. Bist du häufig eigensinnig, auch wenn es zu deinem Nachteil ist?

Have me met? Als könnte ich anders.

281. Malst du oft den Teufel an die Wand?

Ich sage nicht, dass da eine Tapete voller Hörner ist, aber…nun.

282. Was schiebst du zu häufig auf?

Ärzte. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich mein Soll in Sachen medizinische Betreuung vor vielen Jahren erfüllt habe und jetzt finde ich es sehr unfair, dass dieser Körper immer noch betüdelt werden will. Was solln das? Wir haben doch wirklich alles mal vermessen, angeschnitten und repariert was man so haben kann.

283. Sind Tiere genauso wichtig wie Menschen?

Du liebe Zeit. Ethisch moralisch? Lebenskreislaufmäßig? Ich meine, wollen wir uns eine Welt ohne schnurrende Katzen vorstellen? WOLLEN WIR DAS? I think the fuck not.

284. Bist du dir deiner selbst bewusst?

Painfully so.

285. Was war ein unvergesslicher Tag für dich?

Gab es, gerade zuletzt einige. Aber wenn wir von positiven,erfüllenden, berauschenden sprechen: #Donn33rbella  hat sehr gefetzt.

286. Was wagst du dir nicht einzugestehen?

Dass ich am Ende vielleicht nur ein durchschnittliches, okayes Leben führe und sich daran auch nichts mehr ändern wird. 

287. Bei welcher Filmszene musstest du weinen?

Kommt im Grunde nicht vor, warum auch immer. Ich finde die Realität oft zum Heulen, aber Filmszene fällt mir wirklich keine ein. Wobei ich eine große Schwäche für diese total überzogenen Sportler-Geschichten habe, bei denen der Underdog am Ende irgendwas gewinnt. Vielleicht auch wegen des Team-Faktors, wo Leute gegen etwas zusammenstehen. „We are Marshall“ ist so ein Fall, wo eine wahre Begebenheit zu einem schon auch sehr schmalzigen Film wurde. Der aber irgendwas in mir rührt.

288. Welche gute Idee hattest du zuletzt?

Ahahahaha. Nein.

289. Welche Geschichten würdest du gern mit der ganzen Weltteilen?

Die sind noch nicht so weit.

290. Verzeihst du anderen Menschen leicht?

Es hängt ganz extrem davon ab, was sie getan haben. Ich kann Fehler verzeihen, gerade die menschlichen. Aber wenn ich hintergangen werde, kommt eine düstere Rachegöttin zum Vorschein, die man nicht kennenlernen will.

291. Was hast du früher in einer Beziehung getan, tust esheute aber nicht mehr?

Da habe ich noch keine Muster entwickelt, gottseidank.

292. Was hoffst du, nie mehr zu erleben?

Was auch immer ich hier schreiben könnte, wird wieder passieren, da hilft alles hoffen nix.

293. Gilt für dich das Motto Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß?

Oh Gott nein. Was ich nicht weiß, treibt mich erst recht in den Wahnsinn und zwar viel zu lange. TELL ME, TELL ME NOW.

294. Wie wichtig ist bei deinen Entscheidungen die Meinunganderer?

Es gibt zu wenig Menschen, die ich ernst genug nehme, um ihre Meinung zählen zu lassen. Wer mich kennt, sagt am Ende „Du machst eh das was du für richtig hältst“. Was korrekt ist.

295. Bist du ein Zukunftsträumer oder einVergangenheitsträumer?

Gute Laune: Zukunftsplaner. Düstere Laune: Vergangenheitsgrämer

296. Nimmst du eine Konfrontation leicht an?

Schon. Wärme durch Reibung ist immer besser als Kälte durch Abstand. Ich bin außerdem deutlich zu furchtlos und finde irgendwelche künstlichen Hierarchien auch so gar nicht beeindruckend.

297. In welchen Punkten unterscheidest du dich von deinerMutter?

In allen? Wir lieben beide Bücher und teuren Käse, aber ansonsten? Wirklich, da ist im Grunde nix. Was schade ist, weil sie geduldiger, wärmer und kümmernder ist. Aber auch eine fürchterlich spontane, wenig organisierte Person, die Konflikte gern durch Schweigen löst.

298. Wo bist du am liebsten?

Da, wo Wasser fließt, wo es still ist und das Licht in allen Schattierungen bricht.

299. Wirst du vom anderen Geschlecht genug beachtet?

Jein? Männer sehen mich tendenziell eher als Neutrum, aber ich habe gelernt das zu schätzen. Mir werden keine Drinks ausgegeben oder Komplimente gemacht – dafür wurde ich nur sehr selten begrapscht oder musste mir wirklich übel sexistischen Blödsinn anhören. Ich kann im Zweifel auch auf mich aufmerksam machen. Im Grunde passt das schon so. Bis auf die wenigen Momente, wo es praktisch wäre oder ich wirklich gern flirten können würde.

300. Was ist dein Lieblingsdessert?

Als müsste man sich zwischen seinen Kindern entscheiden! Mascarpone mit Erdbeeren? Tiramisu? Obstsalat mit Eierlikör? Eis? EIS. Warmer Apfelkuchen. Schwarzwälderkirschtorte. Nein, also das geht einfach nicht.

Allgemein

goodbye season

Die Jahreszeit, das Wetter für Abschiede.

Wie anders alles dieses Mal wird. Wie sehr ich mich innerlich von anderen Dingen mittlerweile verabschiedet habe. Wie viel ich gewonnen habe.

Es fühlt sich an, als wären da große schwere Granitblöcke in mir drin, die sich verschieben. Manche rasten ein, haben ihren alten Platz wieder eingenommen. An anderen Stellen klafft eine Lücke. Einer wandert zurück an den Rand, in der Einsicht, wieder nicht den Anschluss an die anderen gefunden zu haben. Ich kann das Kratzen hören, mit dem sie über den kahlen Boden fahren.

Der auf dem „Beruf“ steht, der schon so viele Kratzer und kleine Löcher hat, der ist locker. Er hat sich das ganze Jahr über aus seiner Verankerung gelöst, aber ein neuer Platz  ist noch nicht anvisiert.

Das innere Stonehenge, mit der Überschrift „Familie“ hat sich nicht ganz fertig neu angeordnet. Die Reihe hat eine gewisse Unwucht.

Besonders krumm ist der Block auf dem „Menschen“ steht. Er hat Ecken verloren, die Kanten passen nicht zu den anderen und an anderen Stellen wurde quasi angebaut. Er steht sicherer als früher, aber so recht einfügen will er sich nicht. Vom richtigen Standort dafür mal ganz abgesehen.

Überhaupt, Lücken. Lücken wohin man schaut.

Für den Esstisch in meinem Wohnzimmer habe ich zu wenig Stühle. Bis jetzt habe ich behauptet, dass ich erstens ohnehin selten Gäste habe und mich auch einfach nicht entscheiden kann. Ich habe schließlich sehr spezifische Anforderungen an jedes einzelne Möbelstück. Aber manchmal schwant mir, vielleicht wäre ich einfach damit überfordert, wenn so viele Menschen an meinem Tisch säßen.

Ich war doch immer so furchtlos. Und nun? Ist das noch Angst oder schon wieder eine Neurose, ein seltsamer Komplex geboren aus der Differenz zwischen dem perfekten Bild in meinem Kopf und der sehr unperfekten Realität. Wie mein Leben aussehen sollte, wie dicht es darin zugehen müsste und wie viel Platz ich dem großen Nichts tatsächlich nach wie vor gebe. Der Stille, der Regungslosigkeit.

Es ist eine Ewigkeit her, dass ich so viel Geld für Kleidung und Körperpflege ausgegeben habe wie in diesem Jahr. Ein bisschen eitel bin ich selbstverständlich, aber irgendetwas passiert da. Das ist auch einer der Blöcke, die sich verschoben haben. Womöglich schieben sich grade ganz entscheidende Blöcke als innere Stütze an den richtigen Platz. Um sowas wie zwischenmenschliche Normalität demnächst mal wieder auszuhalten.

Aber auch die Erkenntnis: Da fehlen aktuelle ganz fundamentale Dinge, eine innere Aufgabenleere die zum Konsum verführt. Eine Herausforderung muss her und zwar schnell.

Und über allem liegt schon diese Rückblicksstimmung. Als würde man gegen Ende des Jahres nichts Neues mehr anfangen. So ein Blödsinn. Zweimal habe ich Jobs nach dem 1. November begonnen, regelmäßig sticht mich im letzten Quartal der neue-Ideen-Hafer und wenn man dann die ganzen Menschen endlich wieder trifft, mit denen man das ganze Jahr über schon Kaffeetrinken gehen wollte, plant man ja auch Neues.

Die Blöcke sind schwer und ziehen immer träger umher. Die Müdigkeit am Ende eines Jahres das hauptsächlich aus Durch- und Aushalten bestand. Geschafft hab ich nicht viel.  Aber den Kopf irgendwie oben gehalten, um den Horizont zu sehen.

Fragen 251-275 (von hier)

251. In welcher Sportart bist du deiner Meinung nachgut? 

Gut ist übertrieben, aber ich schwimme doch ganz ordentlich immer noch.

252. Heuchelst du häufig Interesse?

Nein und die Unfähigkeit dazu ist oft hinderlich.

253. Kannst du gut Geschichten erzählen?

Jein. Ich hab keine Ahnung von Spannungsbögen und Timing, aber Beschreibungen und Tonalität kann ich wie ein Profi. Eher so eine Anekdoten-Erzählerin.

254. Wem gönnst du nur das Allerbeste?

Den meisten Menschen, ehrlich.

255. Was hast du zu deinem eigenen Bedauern verpasst?

So manche Chance. Gelegenheiten rechtzeitig zu sagen was ich fühle.

256. Kannst du dich gut ablenken?

Von Dingen, die ich tun muss? Hervorragend. Von meinen eigenen Gedanken? Überhaupt nicht.

257. In welcher Kleidung fühlst du dich am wohlsten?

Jetzt wo ich auf Mitte 30 zusteuere, stellt sich raus: Ich bin ein Kleidchen-Typ. Ich mag wenn es schwingt und schön fällt. Stand jetzt habe ich nicht mal mehr eine Jeans im Schrank, who would have guessed.

258. Wovon hast du geglaubt, dass es dir nie passieren würde?

Ich hatte mich immer als Karriere-Menschen gesehen. Ganz klassisch mit fabelhaftem Studienabschluß (haha), internationalem Praktikum (nö), vielleicht gleich mal Consulting (bin rechtzeitig zur Besinnung gekommen) und nach ein paar Jahren auf dem Weg nach oben. Natürlich im selben Unternehmen. (hahahahahaha)

Seit fast 8 Jahren irgendwie berufstätig und abgesehen von der immer noch vorhandenen Neugier und dem Wunsch danach zu lernen, bin ich fast genauso planlos wie zu Beginn. Nur, dass ich nicht mehr jeden Blödsinn mit mir machen lasse.

Vielleicht war mir selbst ganz jung schon klar, dass ich immer versuchen werde mit dem Beruf das zu kompensieren, was ich privat nicht hinkriege. Den konstanten Freundeskreis, die erfüllenden Hobbies oder was auch immer normale Menschen so tun. Normal.

Wie naiv man sein kann.

259. Würdest du gern zum anderen Geschlecht gehören?

Eigentlich nicht. Aber dieses Selbstbewusstsein, dieses Raum-Einnehmen ohne schlechtes Gewissen, das hätte ich gern. Und ich bin längst kein Mauerblümchen mehr.

260. Wer nervt dich gelegentlich?

Meine eigene Plan-Fixiertheit. Weil ich die Verspätungsminuten im Zug auf den ganzen Weg hochrechne, viel zu viel Zeit für kleine Erledigungen einrechne und eher Sachen absage als versuche sie noch irgendwie reinzuquetschen und darob wohl Gelegenheiten versäume.

261. Über welche Themen unterhältst du dich am liebsten?

Ach, ich lasse mich von Enthusiasmus anstecken. Wenn die andere Person mit Wissen und Eloquenz über Insektenforschung oder mir Cricket erklären will, finde ich das hinreissend. Ich neige zu den Todesarten des Small Talk wie Politik, Geld und Fußball.

262. Kannst du leicht Fehler eingestehen?

Im Job: Ja, weil ich da oft sehr gut nachvollziehen kann wie es dazu kam und wie ich ein erneutes Auftreten verhindern kann. Privat: Nun. Also. Wie soll ich sagen. Nicht ganz so gut.

263. Was möchtest du nie mehr tun?

Mich unter Wert verkaufen. Still bleiben, wenn jemand in meiner Gegenwart diskriminiert wird.

264. Wie ist dein Gemütszustand üblicherweise?

Kennen sie Toby Ziegler? 

265. Sagst du immer die Wahrheit?

Immer natürlich nicht. Aber durchaus zu oft.

266. Was bedeutet Musik für dich?

Flucht. Heilung. Momentaufnahme. Ausdruck der Dinge für die wir sonst kein Vokabular haben.

267. Hast du schon einmal einen Weinkrampf vorgetäuscht?

Dafür ist mir Heulen viel zu peinlich. Als Wutweinerin ist das Leben eh schwierig genug.

268. Arbeitest du gern im Team oder lieber allein?

Ich arbeite gern allein für ein Team, falls das Sinn ergibt.

269. Welchen Fehler verzeihst du dir immer noch nicht?

Es sind am Ende ja nicht die Dinge, die man getan hat, sondern die, die man nicht getan hat. Niemandem erzählen wie schwer das Ende des Studiums war. Den Job in der Schweiz nicht annehmen. Nicht ordentlich verabschieden. So oft.

270. Welche Verliebtheit, die du empfindest, verstehst duselber nicht?

Ich würde eher empfand als empfinden sagen, aber selbst im Nachhinein bin ich völlig perplex, wie sehr mir damals dieser Kerl den Kopf verdreht hat. Wo er doch schon eher das Gegenteil von allem ist, was ich an Männern gut finde. Ein völlig übermotivierter Aufschneider dessen Charme oft genug an der Schmerzgrenze entlang schrammte, der per se erstmal mit jeder Frau geflirtet hat, erst recht wenn sie ihm nicht sofort verfallen ist – was dann wohl mein Untergang war. So ein Alpha-Marshmallow, der ständig mit der eigenen Klischee-Erfüllung kokettiert hat. In my defense: Seinerzeit war ich durchaus das Mauerblümchen to end all Mauerblümchen und er hat meinen Spieltrieb herausgefordert. (Sehr, sehr blaue Augen. So blau.)

271. Denkst du intensiv genug über das Leben nach?

Have we met? Wann kommen hier die Fragen für Leute, die zu sehr in ihrem eigenen Kopf leben?

272. Fühlst du dich manchen Leuten gegenüber sehr unsicher?

Manchen? You’re adorable.

273. Bist du autoritätsgläubig?

Ahahahaha.

Nein. Ist aber genetisch.

274. Bist du gern allein?

Jederzeit.

275. Welche eigenen Interessen hast du durchgesetzt?

Gegen wen? Ich glaube, ich entscheide mit großem Selbstverständnis immer erstmal in meinem Sinne. Wenn es auch andere Menschen betrifft, bin ich oft mit einem guten Kompromiss glücklicher als mit meiner Wunschvorstellung.

Im Zweifel kann ich aber auch sehr überzeugend sein. *schwenkt Cocktail-Glas*

Allgemein

Emanzipation & Sauerbraten

Ausnahmsweise ist da ein Hauch von Stolz in ihrer Stimme, als meine Mutter erzählt, wie ihr die alte Freundin bei Kaffee und Kuchen zu ihren fantastischen Töchtern gratuliert hat. Weil die sich ja richtig kümmern, da sind.

Ihr eigener Sohn ist auf Abstand gegangen, als sie dessen Vater endlich Grenzen aufgezeigt hatte. Sie hatte genug Prügel eingesteckt, buchstäblich. Angezeigt hat sie ihn nie, weil sie um ihr Leben gefürchtet hat. Eigentlich ist sie längst in Rente, aber der Ex-Mann hat immer alles durchgebracht was sie sich hätte ansparen können mit ihrer Gärtnerei. Ich erinnere mich an ihre Papageien, die wir mit Nüssen füttern durften. Das graue Mistvieh hat mir irgendwann mal so in den Finger geschnappt, dass meine ganze Hand voller Blut war.

In der kleinen Stadt am Inn ist die alte Freundin oft, sie hat hier eine Nichte oder sowas und mag das pittoreske Eiland natürlich wie so viele, die es hierher verschlägt.

Ich gieße noch etwas Sauerbraten-Soße (3 Tage eingelegt, das Fleisch butterzart, die Soße eine Melange aus Fleischsaft, Brühe, Port, Quittengelee, diversen Gewürzen und noch mindestens 8 Zutaten auf die meine glückliche Zunge nicht kommt)  über die restlichen Spätzle und meine Mutter berichtet von der gemeinsamen Bekannten über die sie auch gesprochen haben. Die kein Handy und keinen Computer haben darf, weil ihr Mann nicht will, dass sie mit falschen Informationen behelligt wird. Er ist großer Fan der AfD.

Wie man so unter der Fuchtel stehen kann im Jahr 2018 – wir begreifen es nicht.

Weg wäre sie gewesen, hätte mein Vater je die Hand erhoben oder ihr irgendwelche Vorschriften gemacht. Und die fantastischen Töchter hätte sie mitgenommen, gar keine Frage. Aber, sagt meine Mutter, das wusste er ja und hätte auch gar niemanden gewollt, der so kuscht. Wütend konnte er werden, sehr wütend. Ein großer, lauter, wuchtiger Kerl der in seinem Zorn noch größer und breiter und lauter wurde. Aber immer nur bis zu einem Punkt. Dann, wenn die Mut schier Besitz von ihm ergriffen hatte, sein Blick etwas Wildes hatte, dann wurde er sich selbst unheimlich. Als wäre er dann vor eine unsichtbare Wand gelaufen, war da plötzlich etwas ein wenig Verzweiflung. Weil er selbst noch erlebt hatte wie Wut und "Disziplin" sich als Erziehungsmethoden manifestieren konnten. Das wollte er nicht. Auf gar keinen Fall. 

Meine Rebellen-Eltern und ihre klammheimlich progressiven Ansichten.

So richtig Links oder Anti-Establishment waren sie nicht, aber andererseits, mit einer wilden, großherzigen und einer angeschlagenen aber cleveren Tochter musste man klarmachen, dass nichts und niemand sich über ihren Willen hinweg setzen durfte, schon gar kein Kerl.

Vor lauter Empörung darüber, dass es dieses Sorte Mann immer noch gibt, fuchtele ich mit der Gabel voller Salat in der Luft rum. Weil die Freundinnen und Studienkolleginnen immer noch oft in „seine“ Stadt ziehen, wegen „seiner“ Karriere und natürlich seinen Namen annehmen. Natürlich hätten meine Kinder auch meinen Namen, so hoch wie die Wahrscheinlichkeit ist, dass ich irgendwann allein mit ihnen bin – also wirklich.

Wie die Kousine F., sagt Mama, da heißen die Kinder nach ihr, das Haus läuft auf sie, das ist alles geregelt. Tjaha, so konservativ der Teil der Sippe in mancher Hinsicht ist, dass der Baugrund nicht irgendwelchen Schwiegersöhnen zu Gute kommt, das ist auch Emanzipation. Gleich 4 so fantastische Töchter, die in der Nähe der Familie geblieben sind und wo die Männer halt kooperieren müssen.

„Für die Gefangenschaft eignen wir uns schon genetisch einfach nicht.“ Hat mal irgendwer aus der Familie gesagt und damit die Frauen gemeint.

Später, bei Stollen-Konfekt und Cognac, überlegen wir wie Allerheilgen und überhaupt der Rest des Jahres werden soll. Der Begriff Essen gehen fällt relativ häufig. Die neuen Traditionen, die auf einer gewissen Freiheit aber natürlich auch Ablenkung vom Fehlenden gebaut sind. Genuss-Eskalation als Trauer-Kompensation. Aber das hätte ihm gefallen, er war selber so verzogen und neugierig.

Es ist auch ein Aufholen, ein Zurückholen des Lebens, das so klein war, während sie meinen Vater gepflegt hat.

Jetzt gilt es erst recht, alles rauszuholen.

Abends schreibe ich E-Mails an die Pegelwichtler und höre wie die Heizung dank der reparierten Pumpe endlich gluckert und sich, haha, warm läuft.

Der Druck auf den Schultern ist wieder da. Knapp zweieinhalb Wochen nach dem Urlaub. Nach den Entwicklungen der letzten Wochen schwant mir woher der diffuse Schmerz, das Ziehen kommt. Zu wenig muss ich mich strecken, immer kleiner wird der Raum zum Entwickeln und Lernen. Nie bin ich unerträglicher als in Momenten in denen ich nicht gefordert werde, wenn keinerlei Auseinandersetzung stattfindet, nirgendwo.

Zuletzt google ich noch einen Namen, zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit. Die vormals enge Freundin, die vor einigen Jahren plötzlich allen Kontakt zu  mir abgebrochen hat. Erklärung gab es nie eine. Sie hat ihren Doktor gemacht, war im Ausland. Jetzt leitet sie die Kommunikation an einem großen Institut in der Stadt in der sie studiert hat. Die Frau auf dem Foto in ihrem LinkedIn-Profil erinnert mich an das junge Mädchen, das ich damals kennengelernt hatte, aber nur noch ein wenig. Ich freue mich für sie und mache vielleicht erst in dem Moment Frieden mit der Angelegenheit.

Nicht für die Gefangenschaft und nicht für das Verlassenwerden geeignet.

https://www.youtube.com/watch?v=SGkAU3vb0OA

Fragen 226-250 (von hier)

226. Wann warst du am glücklichsten?

It’s a tie. Das dritte Semester meines Studiums, so 2007/2008 war eine fantastische, berauschende Zeit. Nur getrübt von dem was danach kam. Genauso der Herbst 2017. So viele Tage am Stück, die alle in die Top 100 meines Lebens gehören. Und dann war es vorbei, einfach so.

227. Mit wem bist du gern zusammen?

Ich weiß es wirklich nicht. Das ist nicht gut.

228. Willst du immer alles erklären?

Selbstverständlich. Anders versteht es ja erst recht nie jemand. 

229. Wann hast du zuletzt deine Angst überwunden?

Das sind immer diese kleinen Dinge, die für viele Menschen selbstverständlich sind. Eine E-Mail, eine Einladung, vielleicht sogar um Hilfe bitten.

230. Was war deine größte Jugendsünde?

Dass ich so absurd brav war. Ernsthaft. Die zerschnittene Bettdecke meiner Schwester war weniger Jugendsünde als Ausdruck meiner fehlenden Impuls-Kontrolle und übersteigerten Wut. 

231. Was willst du einfach nicht einsehen?

Dass dieses, mein seltsames, krummes Leben, noch eine gute Pointe bekommt. Dass ich auf bestimmte Fragen wohl nie eine Antwort bekommen werde. 

232. Welche Anekdote über dich hörst du noch häufig?

Die zugeschlagene Wohnzimmer-Tür und der hinter mir her fliegende Milchglas-Einsatz. Mit 8. Ich war eventuell etwas wütend. Oh Gott, this is turning into a theme. 

233. Welchen Tag in deinem Leben würdest du gern noch einmal erleben?

Nee, selbst die guten, die sollen in der Vergangenheit bleiben. Außer ich darf Kleinigkeiten ändern. Dann würde das viel öfter mit Knutschen enden.

234. Hättest du lieber mehr Zeit oder mehr Geld?

Ich hätte gern mehr Geld, um keine Zeit damit zu vergeuden, mir darüber Gedanken zu machen.

235. Würdest du gern in die Zukunft schauen können?

Meine eigene? Nein. Die von anderen? Doch, irgendwie schon.

236. Kannst du gut deine Grenzen definieren?

Mittlerweile zu gut, zu drastisch.

237. Bist du jemals in eine gefährliche Situation geraten?

Hi, my name is DonnerBella and this is… my life. Die ulkigen Verletzungen, die Operationen, das kopflose herumirren – im Nachhinein schon auch bemerkenswert, dass ich halbwegs heil hier sitze.

238. Hast du einen Tick?

Bitch please. Einen? 

239. Ist Glück ein Ziel oder eine Momentaufnahme?

Beides. Wobei es das Ziel sein muss die Momente zu erkennen, egal wie unvorhergesehen. 

240. Mit wem würdest du deine letzten Minuten verbringen wollen?

Irgendwie hoffe ich, dass ich diesen Menschen noch gar nicht kenne.

241. Fühlst du dich im Leben zu etwas berufen?

*sehr, sehr langes Nachdenken*

Puh.

Also.

Nun.

*starrt lange auf blinkenden Curser*

Let’s put a pin in this.

242. Bist du nach etwas süchtig?

Nein, da scheine ich nicht drauf ausgelegt zu sein.

243. Wessen Tod hat dich am meisten berührt?

Ich befürchte, ich bin dem Tod gegenüber zu positiv eingestellt. Ich kann sehr traurig sein, wenn jemand stirbt, aber oft ist es eben auch das Ende eines Leidens.

Als sich im letzten Sommer kurz hintereinander Kate Spade und Anthony Bourdain das Leben genommen haben, da war es ein Strudel, der mich mitgerissen und an die Volatilität des Lebenswillens erinnert hat. Womöglich wollte ich selbst solange nicht mehr leben, dass ich die volle Tragweite dieses Einschnitts bis heute nicht an mich herankommen lasse.

244. Wie würde der Titel deiner Autobiographie lauten?

 Fei scho – grod extra.

245. In welchem Masse entsprichst du bereits der Person, die du sein möchtest?

Du liebe Zeit. Ich..ach. Es gab mal eine Harvard-Studie, wonach sich die wichtigsten Eckpfeiler des Charakters mit ungefähr 7 ausgebildet haben. Wenn einem danach kein großes Trauma widerfährt oder sich die Hirnchemie aus anderen Gründen sehr ändert, ist das schon ziemlich die fertige Persönlichkeit. Ich habe viel Aufwand darin gesteckt jemand anderes zu werden, als mein vorlautes, gleichermaßen selbstbewusstes wie zu tiefst verunsichertes 7jähriges ich. Aber mittlerweile – die war okay so. Sie war natürlich anders, ihr Leben war ja auch schon anders. Klar ist das so geblieben. Gottseidank.

246. Wann muss man eine Beziehung beenden?

Müssen? Natürlich, wenn fürchterliche Dinge passieren, man gedemütigt und schlecht behandelt wird. Alles andere ist kann. Ich befürchte, wir beenden zu oft Beziehungen, Freundschaften, weil wir strafen wollen und denken, so könnten wir dem Schmerz entgehen, der Enttäuschung.

247. Wie wichtig ist dir deine Arbeit?

Es ist der eine Bereich in meinem Leben in dem ich weiß was ich tue. Vielleicht sogar zu wichtig.

248. Was würdest du gern gut beherrschen?

Einerseits: Tanzen. Einfach, weil da eine Freude zu sein scheint, eine Energie, die nicht greifen kann mit meinen kaputten Füßen. Andererseits: So richtig, ernsthaft charmant sein, so, dass man sich aus Dingen windet und Menschen für sich gewinnt? Ich meine, ich wäre ein gefährlicher Soziopath, keine Frage, aber es würde schon auch Spaß machen.

249. Glaubst du, dass Geld glücklich macht?

Natürlich nicht, es eliminiert nur sehr viele potentielle Sorgenmacher.

250. Würdest du dich heute wieder für deinen Partner entscheiden?

*versucht angestrengt nicht an Person aus ihrerVergangenheit zu denken*

Vielleicht.