inneres Ramadama

Es hat bis fast zum Ende der zweiten Urlaubswoche gedauert, dass das Konzept auch im ganzen Organismus ankam. Du musst jetzt nichts tun. Wirklich. Kann alles warten. Hör auf die To-Do Liste im Kopf zu erweitern. Nein, du musst auch nicht kreativ oder hilfsbereit oder irgendwas sein. Komm verdammt nochmal runter, hysterische Kuh. 

Ich war dann auch relativ tatenlos. Eher so Rumpuscheln, um Energie loszuwerden. Aufräumen, Kochen, endlich Regale und andere Dinge an Wänden anbringen. (Kaum wohnt man hier 3 Jahre…). Ausmisten, Kochen. Ausschlafen, aber richtig. Lesen, Musik hören, einfach nur dasitzen und gucken. Ohne an etwas zu denken. 

Einmal wollte ich etwas tun, sogar bei einem Umzug helfen, aber, nun, man kam mir zuvor.  Sachen gibt’s. Aber auch hier die Feststellung: Wenn da die richtigen Leute sind, wird es unterhaltsam. Selbst wenn man gar nicht mal so viele Schnittmengen im Leben hat. 

Weil natürlich war das räumliche Umgestalten nur Ausdruck des inneren Chaos, das dringend gelichtet werden musste. Da hängt immer noch so viel altes, es vergilbt nur langsam. So gut ich darin bin meine Besitztümer wegzuschmeißen wenn ich sie nicht mehr brauche, so ausgiebig hänge ich an inneren Zuständen. Es wird Zeit für ein paar Schnitte.

Die erste Brücke sollte ich schon erfolgreich hinter mir angezündet haben, weitere werden folgen. An anderer Stelle werde ich mich einfach mal umorientieren und Dinge auf mich zukommen lassen. Was ich seit der Geburtstagsfeier mit mir rumtrage: Es sollte mehr solche Gelegenheiten geben. Dinnerparties oder wenigstens ein boozy Buchclub, vielleicht ein Stammtisch für Frauen, die gerne alles anzünden würden. (Wir sind alle so viel wütender als die meisten annehmen.)

Substitutionstechniken nennt das meine Therapeutin. Anstatt einzelne Menschen zu fragen, ob sie mit mir ein Glas Wein trinken gehen wollen, finde ich Gründe, um Menschen zu versammeln. Ich bin mir noch nicht sicher, ob sie das clever oder beunruhigend findet. Es hängt eventuell damit zusammen, dass sie das mit meinen Internet-Bekanntschaften nicht vollumfänglich verstanden hat. 

Oder ich hab sie immer noch nicht ganz verstanden. Wo einem doch beim Aufräumen der alten Gedanken immer wieder einfällt wie volatil das alles sein kann. Gerade, wenn man wie ich einen Hang zu… nennen wir sie aspirational relationships hat. Menschen, die so anders oder zumindest mir in bestimmten Dingen so überlegen sind, dass ich mich auf ein Minimum reduziere, um mich ein bisschen anhängen zu dürfen. Dass genau die mich am Ende ablehnen passt einfach besser in mein Weltbild, als diejenigen die da sind und bleiben, auch wenn ich mal wieder sehr finster unterwegs bin. 

Ich kann jede einzelne Freundschaft die jemand mit mir abgebrochen hat seit der dritten Klasse bis ins Detail erzählen – und vergesse dafür Menschen, die einfach so nett zu mir waren. Ich bin vielleicht wesentlich verkorkster in diesen Dingen, als ich bisher dachte. 

Aber dafür hat man schließlich Urlaub. Jetzt wird aufgeräumt. Zeit, kostbar wie sie ist, nur noch für die, die sie auch zu schätzen wissen. Ich werde sie ab jetzt auch wieder schätzen. 

Fragen 151-175 (von hier)

151. Wofür warst du gern berühmt?

Da lege ich so gar keinen Wert drauf. Berüchtigt bis gefürchtet, damit könnte man etwas anfangen…

152. Wie fühlt es sich an, abgewiesen zu werden?

Wie die Bestätigung all dessen, was einem die Dämonen einflüstern.

153. Wen würdest du gern besser kennen lernen?

Oh je… Einerseits, sehr viele. Man müsste viel öfter wie zu Studienzeiten mit Menschen bis tief in die Nacht bei guten Getränken reden können. Andererseits, puh, Zwischenmenschliches, nicht meine Stärke.

154. Duftest du immer gut?

Ich…äh, gebe mir Mühe?

155. Wie viele Bücher liest du pro Jahr?

Nach einigen sehr dürren Jahren skaliere ich langsam wieder auf 15-20 hoch.

156. Googelst du dich selbst?

Nur, wenn ich grade Bewerbungen schreibe und mal testen will, wie das dann so aussieht.

157. Welches historische Ereignis hättest du gern mit eigenen Augen gesehen?

Historisch werden Dinge ja immer erst im Nachhinein, es wäre mir ja dann gar nicht klar. Aber ich schätze, der Mauerfall. Die Hoffnung, die Euphorie. Wobei, es würde mir noch schwerer fallen zu glauben, wo wir 30 Jahre später stehen.

158. Könntest du mit deinen Freundinnen zusammenwohnen?

Die wenigen die ich habe, wären geeignet. Genauso pedantisch und speziell wie ich, das geht. 

159. Sprichst du mit Gegenständen?

Ich spreche mit allem, im Zweifel auch mit Konzepten.

160. Was ist dein größtes Defizit?

Das nachtragend sein, nicht loslassen können, obsessiv in nicht änderbaren Zuständen rumrühren.

161. Bist du ein Hundetyp oder ein Katzentyp?

Mau?

162. Wie zeigst du, dass du jemanden nett findest?

Offensichtlich nicht besonders gut.

163. Isst du eher, weil du Hunger oder Appetit hast?

Wenn es mir gut geht: Hunger. Wenn nicht: Weil halt.

164. Tanzt du manchmal vor dem Spiegel?

Nur wenn Beyonce läuft.

165. In welcher Hinsicht bist du anders als andere Menschen?

Wie viel Zeit haben wir? Vielleicht bin ich gar nicht anders, nur… unvollständig. So kommt es mir zumindest vor.

166. Welchen Jugendfilm würdest du Kindern empfehlen?

Aber ich wüsste eine Reihe von Büchern…

167. Bleibst du bei Partys bis zum Schluss?

Nur um mit aufzuräumen.

168. Welchen Song hast du in letzter Zeit am liebsten gehört?

Florence, ach Florence. Die Dinge die sie in diesem Lied mit ihrer Stimme tut. 

You need a big god
Big enough to hold your love
You need a big god
Big enough to fill you up

Sometimes I think it’s gettin’ better
And then it gets much worse
Is it just part of the process?
Well, Jesus Christ, it hurts
Though I know I should know better
Well, I can make this work
Is it just part of the process?
Well, Jesus Christ, Jesus Christ, it hurts
Jesus Christ, Jesus Christ, it hurts

169. Bereitest du dich auf bestimmte Telefongespräche vor?

Wie jetzt, nur auf bestimmte? Haben wir nicht etabliert wie wenig meinem Kopf in spontanen Situationen zu trauen ist?

170. Wann hast du zuletzt vor jemand anderem geweint?

Im Sommer, unabsichtlich. Ich habe etwas erzählt was mich damals, eigentlich immer noch, umgetrieben hat und bevor ich es mitbekam flossen die Tränen. Ungut. 

171. Mit wem verbringst du am liebsten einen freien Tag?

Der ganze Tag? Mit mir selbst. Maximal noch mit der C.

172. Was war der beste Rat, den du jemals bekommen hast?

„Alle anderen tun auch nur so als ob.“

173. Was fällt dir ein, wenn du an Sommer denkst?

Badesee und Eis, lange Abende, alle sind ein wenig besser drauf, Tomaten die wie Süßigkeiten schmecken, perfekte Nächte. Musik. Sehnsucht. 

174. Wie duftet dein Lieblingsparfum?

Es existiert noch nicht, aber nach Kaminfeuer, Whisky und schokolierten Kirschen. (Also von September bis April. Dazwischen ist es aktuell Malabah von Penhaligon’s.)

175. Welche Kritik hat dich am stärksten getroffen?

Die schweigende.  




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