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stone cold stories

Heute fand ich mich plötzlich auf einem Friedhof wieder. In der kleinen Stadt am Inn. Einer dieser alten aber gepflegten Friedhöfe. Man kennt sich, verbindet mit den Namen auf den Grabsteinen Anekdoten. Friedhöfe sind immer stumme Zeuge von Geschichten. Und auf ihre Weise erzählen sie die Geschichten weiter. So stehe ich da, im Jahr 2012. Vor Namen und Leben die zum Teil vor 150 Jahren begannen. Familien, Verluste, Tragödien. Generationen davon. Die Mutter, geboren 1915. Der Vater, prakt. Med. , geboren 1911. 1936 kam ihr Sohn zur Welt. Herangezogen während des Krieges also. Wahrscheinlich kam er in einen der Jahrgänge mit Not-Abitur. Er fing an Medizin zu studieren, wie sein Vater. 1959, kurz bevor die Welt sich in vielen Bereichen grundlegend verändert, kommt er mit nur 24 Jahren ums Leben. Neben seinem Namen steht Stud. Med. auf dem Grabstein. Die Eltern sind erst ende der 80er bzw. Anfang der 90er gestorben. Noch nachträglich spürt man den Schmerz, den das Fehlen des womöglich einzigen Kindes ausgelöst hat. Vor allem, weil einem klar wird, dass es ein Unglück gewesen sein muss. Nicht wie 15 Jahre vorher, 1944, eine Jahreszahl die überdurchschnittlich häufig auf den Grabsteinen in dieser kleinen Stadt steht. Oft gleich nach Geburtsjahrgängen der 20er. Geschwister, halbe Familien. Die dunklen Zeiten. Dann noch diese Entdeckung der 'von Manns', einer davon sogar mit Ritter-Titel. Plötzliche, greifbare Neugierde die einen überkommt. Das einzelne Grab mit der italienischen Inschrift. Die Skulptur eines gebeugten Mannes statt eines Grabsteines. Kleine Engel an den Ecken der Grab-Kanten. Niemand heißt mehr Amalie oder Bartholomäus. Eigentlich schade. Es lässt sich ja schon kaum noch jemand traditionell eingraben. Man lässt sich verbrennen und die Urne eingraben. Selbst das wird sich mit der Zeit vermutlich ändern. Unser Grab-Kultur wird sich ändern. Ob meine Angehörigen wohl mal einen Platz haben werden, an dem sie Blumen ablegen? Oder werden wir Urnen wie in Regale stellen und uns zurück gezogen an die erinnern, die wir verloren haben? Ich wäre für schöne Platten, wie Regaldeckel. Auf denen hätte viel Text platz. Und notfalls auch noch ein QR-Code. Bemerkenswert finde ich immer all die Dinge, die außerhalb der 'normalen' Daten auf Grabsteinen stehen. Sebastian, genannt 'Wastl'. Oder 'die Huber-Bäuerin'. "Ehemaliger Bürgermeister von Mühldorf'. Kleine Bemerkungen die am meisten über die aussagen, die sich um das Grab des Verstorbenen gekümmert haben. Sie fanden es wichtig, dass es dort steht. Weil es ein Teil der Menschen, ihrer Persönlichkeit, ihrer Geschichte war. Ich meine, es wird sich kaum jemand 'Krawall-Bloggerin' eingravieren lassen, oder? Vielleicht doch.
listendings

Twittersternchen Juni 2012

Puh. Und auch noch EM! Man muss sich meine Timeline als große Familie mit einer Temperamentsskala von Berlin über Köln-Kalk bis an die Alpen und über den Brenner vorstellen. Sonst würde man hin und wieder auf Gedanken kommen.... Ich hab mir bei den EM-Tweets jetzt mal an Spielern statt Spielen orientiert, von wegen Langlebigkeit, nee? Und um eure Browser nicht in den Tod zu treiben, packen wir das alles unter eine Linie, okay? Okay. (mehr …)
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Vielleicht sollten Urheber Verwalter werden

Heute morgen noch geistig Beifall geklatscht, weil Glam so eine schlichte, gute Idee hatte.
Eine faire Vorgehensweise meines Erachtens: Die Schlecker-Mitarbeiter und Innen umschulen auf Internet-Ordnungsamt. Illegaler Download sollte doppelt soviel kosten wie das illegal geladene Digitalprodukt. Keine absurden Abmahnkosten, einfach Strafzettel mit Zahlungsaufforderung. 50/50-Teilung zwischen den Schleckers und dem Verlag. Das finde ich fair gegenüber beiden Seiten - dem Downloader und dem Urheber. Und den Schleckers. Aber ich gehöre noch der Generation an, die die Zeiten vor dem Netz erlebt hat und nicht annimmt, dass es alles was es im Laden gibt auch irgendwo gratis im Netz geben muss.[Glam löst Urheberrechtsdebatte]
Dann jetzt grade Interview mit GEMA-Sprecherin Gaby Schilcher gelesen und geistig die Hand im Stakkato an die Stirn geschlagen.
50 Jahre lang haben Urheber, Verwerter und Nutzer halbwegs friedlich kooperiert. Jedes Jahr hat die Gema die Tarife erhöht, bevor sie plötzlich eine drastische Tarifreform ab 2013 durchdrücken will. Was ist passiert? Wir diskutieren die Reform seit Jahren mit den Nutzerverbänden, also der Bundesvereinigung der Musikveranstalter, darunter dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, weil das System nicht mehr ausgewogen ist, die Tarife nicht mehr stimmen. Die Bundesvereinigung hat die Gespräche Anfang des Jahres abgebrochen, weil sie ein neues System verhindern will, daher haben wir einseitig die neuen Tarife verkündet.[Interview mit GEMA-Sprecherin Gaby Schilcher]
Wirklich interessant ist, dass Frau Schilcher auch das hier sagt:
Spielt ein Klub ausschließlich Gema-freie Musik, zahlt er nicht an die Gema. Aber das ist sehr selten. Wer von der Musik leben will, ist in der Regel Mitglied einer Verwertungsgesellschaft.
Ach so? Dann wird das hier ja interessant:
Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) verklagt den gemeinnützigen Musikpiraten e.V. wegen der Produktion einer CD mit unter Creative Commons-Lizenzen veröffentlichter Musik. Bei einem der veröffentlichten Titel verweigerte die GEMA die Bestätigung, dass der Song GEMA-frei ist, und verklagt nun den Verein vor dem Amtsgericht Frankfurt. Die Musikpiraten begrüßen diesen Schritt, da so die Gültigkeit der CC-Lizenzen im Zusammenhang mit pseudonymen und anonymen Veröffentlichungen erstmalig in Deutschland gerichtlich geklärt werden wird.