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Keep looking up*

(*diese Catchphrase gehört dem Astrophysiker Neil DeGrasse Tyson. Verzeihung, Dr. Tyson.) Es soll ja Leute geben, die nicht gern und voller Neugier in den Himmel schauen. Denen jede Faszination für die Atmosphäre um uns herum fehlt. Finden Sie das auch so unvorstellbar? Weil, ist Ihnen beispielsweise klar wo wir aufhören und wo das Universum anfängt? Oder was anfängt wo das Sonnensystem aufhört? Nein? Mir auch nicht. In letzter Zeit kommt es vor, dass ich unter einem langsam dunkler werdenden Sternenhimmel nach Hause gehe und mich fast verlaufe, weil ich nach oben statt geradeaus schaue. Es ist wie eine alte Liebe, die da zu mir zurückkehrt. Und noch kann ich ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenken, aber ein ungefährer Plan hat sich entwickelt. Lange bevor ich mich für Science-Fiction oder eigentlich auch die moderne Wissenschaft wirklich interessiert habe, gab es Nächte in denen ich mir beim Sternenzählen den Hals verrenkt habe. Einen ersten Begriff von oh-hübsch-Sternchen! habe ich entwickelt, als ich mich wieder einmal während eines Sommers in einer völlig falschen Reha-Einrichtung wiederfand. [1. Long Story möglichst Short: Die Sache mit dem Fuß, (zu kurz, nicht ganz funktionstüchtig, Sie erinnern sich) veranlasste wohlmeinende Ärzte immer wieder dazu mir irgendwelche Kur-ähnlichen Trips zu verschreiben. Ich landete unter anderem in einer mittelalterlichen Abnehmklinik für Kinder nähe Idar-Oberstein, in einer Klinik die sich auf Schädelhirntrauma spezialisierte und in einem badischen Institut für ganzheitliches Gedöns. Fun Times!] Jedenfalls, wo war ich, ach ja richtig. In einer dieser Bunker (ich bin unsicher welcher) wurde mir dereinst so langweilig, dass ich mich denjenigen anschloss, die im August wieder Schule hatten und dann in dieser Einrichtung Unterricht bekamen. Und sei es nur, um ein paar Textaufgaben zu lösen. (Sie müssen mir nicht sagen, dass ich ein seltsames Kind war, dankedasistmirklar.) [2. Dieser Eintrag droht etwas länger zu werden] Es stellte sich heraus, dass einer der Lehrer dort Mitleid mit mir hatte und dem wissbegierigen Kind das eigentlich Ferien hatte ein altes, vergilbtes Buch über Astrophysik in die Hand drückte. Damit war ich dann beschäftigt. Tatsächlich ist leider kaum etwas von den Fakten bei mir hängen geblieben, aber eine diffuse Begeisterung für das Weltall hatte sich festgesetzt. Bereits damals war ich eher ein Geschichts-Nerd und hatte eine mittlere Hemmung gegenüber von Formeln aufgebaut. (And it went only downhill from there). Darum weiß ich heute noch, woher Planeten ihre Namen haben und was Galileo so aufgeschrieben hat. Tatsächliche Theorien zum Sonnensystem - Fehlanzeige. Dazu muss man jetzt kurz abschweifen, weil: Das deutsche Schulsystem. Wenn man dort eines beherrscht, dann wissenschaftliche Neugier bereits im Keim ersticken. Zumindest bei denen, die mit Zahlenreihen und Modellen nicht sofort etwas anfangen können. Gerade wenn man mit zwei XX in der Chromosomensammlung zur Welt gekommen ist. Ist man dann erstmal Physik-Versagerin, glaubt man schnell, dass einem der Zugang zum strukturierten, naturwissenschaftlichen Denken komplett fehlt und man es gleich bleiben lassen sollte. Das ist einfach ein Talent, so der Tenor - wie Sprachen. Und Sprachen sind super, weil da hat man schon gute Noten und sollte auch dabei bleiben. Als hätte es keinen Wert sich ein Wissensgebiet mit viel Arbeit zu erkämpfen. Pffft. Blödsinn. Aber das weiß ich auch erst heute. Aus der Reihe: Grund 3785 warum das Internet so super ist. Milky Way-100 billion stars All die schlauen und begeisterten Leute nutzen diesen Kanal nämlich, um ihre Leidenschaften zu teilen und - even better - verständlich zu machen. Science Blogs, twitternde Astronomen (Hi!) und Podcasts in denen Physiker mit Comedians über Marsmissionen sprechen. Brückenbauer einer neuen Bildungswelt, die verängstigten Doofies wie mir helfen. Diese Möglichkeiten treffen in "meinem" Internet auf die Fans von Doctor Who und Star Trek, auf Nerds die wissbegierig zwischen Fantasie, Realität und den Möglichkeiten der Zukunft oszillieren. It's like my happy place. Seitdem sammle ich Wissensfragmente, kleine Fitzelchen, die den Blick in die Sterne noch interessanter machen. Noch kann ich kaum ein Sternbild auseinanderhalten und für all die Dinge außerhalb unserer Galaxis fehlt mir die Imagination, aber das Wichtigste ist da - der Mut mich diesen Sachen anzunähern. Gerade versuche ich mir eine Art Studienplan zu erstellen, aber das ist bei diesem, ähem, unendlichen Thema gar nicht enfach. (Tipps willkommen!) Mal ganz davon abgesehen, dass ich das Universum und seine Geschichte, seine Möglichkeiten und was das alles mit uns zu tun hat unglaublich spannend finde, wird es mal wieder Zeit etwas zu lernen. Das scheint mir ein wenig aus der Mode zu kommen. Wir sind so mit schauen und lesen und mitbekommen und filtern beschäftigt, dass wir weder Ruhe noch Zeit aufbringen, um uns ein neues Thema einfach so zu erschließen. Nur aus Spaß an der Freude. Dabei bereichert es ein Leben so ungemein. So ein Leben ist schließlich eher eine Kleinigkeit. Einer von unzähligen Organismen auf einem runden Stein der durchs Universum fliegt und zufällig von einem sterbenden Stern warm gehalten wird. Würde der Stein anhalten, flögen wir alle durch die Gegend, weil die Gravitation nicht gehen die Bremskraft ankäme. Außerdem laufen solche Dinge dann unter Lernstoff: http://youtu.be/gklrONZ51w8 P.S. Teleskope!!!
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Start-up

Heute Nacht im Traum sensationelle Geschäftsidee gehabt. Möglicherweise. Das Equvivalent zu Bordellen für Frauen sind nämlich keine männlichen Prostituierten - also nicht ganz. Es sollte schicke Salons mit angenehm duftenden Räumen geben, in denen breitschultrige, tiefenentspannte Kerle (ebenfalls gut duftend) mit sonorer Stimme sitzen an die man sich einfach nur anlehnen kann. Und an besonders schlechten Tagen legt so ein Kerl den schweren Arm um einen und sagt, dass alles wieder gut wird. Dass man schön ist und klug und die Welt es einfach nicht begreift. Es gäbe guten Rotwein und Sinatra singt und wer es exklusiv mag, holt sich noch eine Fußmassage. Sie merken: Es sind Selbstmitleidswochen in den Donnerhallen und die nächsten solchen Ideen bleiben dann auch im Entwurfs-Ordner.
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gone swimming

Ich bin der Überzeugung, dass mein Inneres aus einer Stimmgabel, einem Metronom sowie einem Aerometer besteht und ich nur halbwegs erträglich bin, wenn alle drei korrespondierend-ausgeglichene Werte messen. Diese Woche schlugen die drei abwechselnd in die falsche Richtung aus und ich brachte es neben Schlafen und Arbeiten nur auf Heulen und Trinken. Allein: So viel passiert in meinem Leben nicht, dass es Stoff für derart dramatische Gefühlsausbrüche gibt. Woher kommt das also? Ich weiß es nicht und das Problem ist, sobald die Werte wieder stimmen, interessiert mich die Frage auch nicht mehr besonders. Natürlich, zu viel zu tun, zu wenig Zeit, zu viele Dinge und Menschen die zerren. Für jemanden, dessen Metronom keine sechs Achtel spielen will, wird das schnell zum Problem. So ein inneres System kann einen ganz ungewollt zur Diva machen und will darum gepflegt werden. (Meine innere Diva hat Show-Wochen und will nach einer spektakulären Ohnmacht vor vierzehn Tagen vehement gehätschelt werden.) Also Reißleine gezogen. Überquellender Feedreader und die Inbox werden ignoriert, auf dem Blogdingsi liegt auch eine feine Staubschicht. Ich kritzele in Notizbücher und richte meinen Tag danach aus, wann ich an den See will. Jeder sollte einen See haben. Dann würden nicht alle in den gleichen Ecken wohnen wollen. Wer an einem See leben kann, nimmt vielleicht andere Dinge in Kauf. Ja, ich raste mindestens einmal die Woche auf Twitter wegen der Bahn aus, (die innere Diva war nicht so unglücklich darüber, diese Woche zweimal per Bahn-subventioniertem Taxi nach Hause zu fahren) aber wenn ich gleich mein Handtuch packe und die 300 Meter zum Wasser zu Fuß zurücklege, ist die Sehnsucht nach dem City-Apartment sehr, sehr klein. Dauerhaft werden größere Teile meiner Generation sich diesem Dilemma stellen. Tatsächlich können nicht alle in pulsierenden Zentren mit großem Kulturangebot leben und auf die konservative Landbevölkerung herabschauen. Gleichzeitig ist Pendeln in unserem Land ein Fall für Amnesty und Autos neigen dazu kaputt zu gehen sowie Nerven und Geld zu kosten. Manchmal ist es sehr frustrierend zu sehen wie viele der interessanten klugen Menschen dieses Internets sich das Erobern des ländlichen Raums nicht vorstellen können. Aber was soll man machen: Hier wird keine Pizza geliefert und Cocktails mischt man sich am besten auch selbst. Am Wochenende wird man manchmal von der Blasmusik geweckt und die Einheimischen merken sich, wenn man mal nicht gegrüßt hat. Alle zwei Stunden geht der Zug in Richtung Kreisstadt oder Landeshauptstadt und dann fährt man eben nicht spontan. Spontan fährt man nur an den See. Es hilft nichts, meine Stimmgabel findet jetzt grade dieses zwangsläufige Nichtstun in der Diaspora viel zu gut. Highlights wie Weinfest, Nachtflohmarkt und Open Air Kino reichen gerade völlig aus. https://twitter.com/PatschBella/status/354709325798846465 Untertitel: "Dort wo ich hinpasse, kann ich nicht dazu und dort wo ich bin, passe ich nicht dazu" Kaum bin ich hier und sitze am See wirken die ganze Heulerei, die Hysterie und der Wunsch nach irgendwelchen Dingen so schön absurd. Andererseits: All die Menschen mit denen ich gern mehr Zeit verbringen würde, sind eben nicht hier. Die innere Diva, das alte Sensibelchen, würde gern Wurzeln schlagen, irgendwo. Nur ein paar, ganz feine. Der Rest würde gern, wie es sich angeblich gehört wenn man (noch) jung ist, die Welt erobern, um Häuser ziehen, Toben und Drama veranstalten. Wenn ihnen dieser innere Kampf und die Unausgeglichenheit bekannt vorkommt: Ja, genau, die innere Zicke holt ihre Pubertät nach. Ich hätte mit 17 weniger Depressiv und mehr... irgendwas anderes sein sollen. Wenn mich jemand sucht: ich bin am See