KW Nulldrei 2021

Seit kurzem befinde ich mich im Besitz eines Rudergeräts und womöglich will ich gar nicht wissen warum, aber den Körper momentan einmal am Tag an seine Schmerzgrenze zu beschäftigen hilft, so allgemein. Weil ansonsten ist allgemein gerade…schwierig. Sehr viel Arbeit mit großen Höhen und heftigen Tiefen. Ich wollte immer in die IT wegen der pragmatischen, messbaren Arbeitsergebnisse. Jetzt grätschen mir sogar hier die Befindlichkeiten dazwischen, insbesondere Kundenbefindlichkeiten. Aber gut, that’s them breaks.

Ich gucke „In Treatment“, eine HBO-Serie, die vor 10 Jahren endete. Es geht, sehr grob formuliert, um einen Therapeuten und seine Patienten. In fast allen der kurzen aber dichten Episoden geht es nur um eine Therapiesitzung. Ausschnitte, Erzählungen von Dingen die off-screen passieren, keine Theatralik, kein Happy End. In der kargen Rahmenhandlung geht es um den Therapeuten, einen selbst geplagten Mann in seinen 50ern, dem es im Laufe der Serie eher schlechter geht und der kontinuierlich mit seinem Beruf hadert. Das wäre selbst heute, in Zeiten von „Peak-TV“ ein schwieriges Format, das sich allen Konventionen verwehrt, damals muss es geradezu Avantgard gewesen sein.

Heute wäre es ein Podcast.

Apropos. Alle reden über Clubhouse. Ein neues „Social“ Media-Netzwerk, wo Leute (insofern sie ein iPhone besitzen) pausenlos reden. Nach fast einem Jahr Pandemie wirkt es ein bisschen wie ein narzisstischer Hilferuf, weil es für viele so wenig Gelgenheiten gibt sich selbst reden zu hören und für ihre Expertise beklatscht zu werden.

Theoretisch könnte man sowas bestimmt klug und interessant nutzen, für Kultur und Debatten, Expertentalks und Einblicke. Aber aktuell sind da hauptsächlich Journalisten, Influencer und Politiker. Es wird also eher Semi-Öffentlich masturbiert.

Naja. Ich will eh mehr aus dem Ganzen raus. Ich höre eine Art philosophisches Manifest darüber wie man aus diesem Karussell der Instant-Reaktionen aussteigt, ohne es gleich Digital Detox zu nennen. Darüber werde ich noch eine Weile nachdenken.

Jetzt, wo wir alle nicht mehr dauerhysterisch über den Atlantik linsen müssen, weil die nach ihrem 4jährigen Demokratie-Sabbatical doch wieder einen Präsidenten gewählt haben, können wir vielleicht alle wieder ein bisschen…oberflächlicher werden? Ich weiß, ich weiß. Aber nach bald einem Jahr Pandemie, immer noch hauptsächlich zu Hause eingeschlossen, müssen wir vielleicht unsere Vernetzungsmöglichkeiten mehr für Freude und Leichtigkeit nutzen. Something’s gotta give.

Die Sea Shantys, das Ratatouille-Musical, die Blumenkohl-Rezepte – mehr solches Zeug. Ich weiß es doch auch nicht. Außerdem hab ich jetzt eine Bindehautentzündung, dauernd Muskelkater (die Rudermaschine) und keinen Nerv mehr für irgendwas, schon gar nicht wie kalt es die ganze Zeit ist.

Ich will gar nichts mehr zu sagen haben, ich bin Meinungsmüde und unkreativ. Wenn dieser ganze Mist hier vorbei ist wir mit dem Virus so leben können, dass es wieder ein normales Leben ist, organisiere ich eine massive, exzessive Party. So help me God.

Fragen 826-850

826. Traust du dich, als Erste auf die Tanzfläche zu gehen? 

Ha. Haha. Hahahahaha. …an die Bar.

827. Welches Musical hast du zuletzt gesehen? 

Live? Natürlich seit Ewigkeiten keins mehr, auch wenn Hamilton immer noch ganz weit oben auf dem Wunschzettel steht. 

828. Wie viele Höhen und Tiefen gibt es in deinem bisherigen Leben? 

Ich suche noch das Plateau dazwischen. 

829. Wann hast du zuletzt zusammen mit anderen gesungen? 

*stares in 2021*

830. Worüber machst du dir derzeit Sorgen? 

Das größte Problem erscheinen mir nicht einmal die Krisenherde auf dem Planeten, sondern der mangelnde Mut ihnen entgegen zu treten. 

831. Was war das größte Wagnis, das du jemals eingegangen bist? 

Vertrauen. 

832. Was ist die wichtigste Lektion, die du für dein Leben gelernt hast? 

Es geht vorbei. Es geht immer vorbei. 

833. Hast du einen Traum, der immer mal wiederkommt? 

Ja, aber er ist ein abenteuerlicher, mit so einem Hauch Indiana Jones, den mag ich irgendwie. 

834. Führst du manchmal verrückte Tänze auf, wenn dich niemand sieht? 

Da liegt eine Verwechslung vor, ich kämpfe nur mit der Gravitation und versuche mich aufrecht zu halten. 

835. Bei welcher Hausarbeit bist du froh, dass ein Gerät dafür erfunden wurde? 

Staubsauger sind schon ne coole Sache. 

836. Wie heißt deine Lieblingsinsel? 

Großbritannien.  Puh. Sardinien?

837. Welches Gehirntraining machst du? 

Ich versuche es manchmal Ein – und wieder Auszuschalten. 

838. Welches Thema würdest du wählen, wenn du eine Mottoparty feiern würdest? 

The Last Night of the Goths. (COPYRIGHT. Ich glaube ich mach das. Irgendwann. You know. Danach.)

839. Welcher Traum ist unlängst geplatzt? 

Nee, wir machen jetzt das andere. 

840. Redest du unbefangen über Geld? 

Ich fange gerade damit an. 

841. Bist du schon einmal nachts geschwommen? 

Bevorzugt. 

842. In welchen sozialen Netzwerken bist du aktiv? 

Das sind alles Fake-Accounts, tatsächlich bin ich ein Mann Mitte 50, der allein in einer Hütte am Waldrand lebt. 

843. Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Ausschlafen. 

844. Was ist deiner Einschätzung nach lästig, wenn man alt ist

Vorm körperlichen Verfall habe ich keine Angst, weil ich nie unverwundbar war. Vielleicht ist es eher, dass man unterschätzt wird, weil man alt ist. 

845. Wer trifft die meisten Entscheidungen in deinem Leben? 

Hä? Ich natürlich. 

846. Welches Lebensalter hättest du gern für immer? 

Ich glaube der aktuelle Abschnitt, so Mitte 30 wäre gut geeignet. Andererseits: Langsam freu ich mich auf 50.

847. Welche Obstsorten verwendest du am liebsten für einen Obstsalat? 

Grapefruits, Mango, Orangen, Bananen, Trauben, Ananas, Granatapfel (ja, da hakt’s mit der regionalen Küche bei mir.)

848. Gelingt es dir gut, ein Pokerface aufzusetzen? 

Laut Feedback: Nein. 

849. Hast du schon mal selbst ein Schmuckstück hergestellt? 

Zählen geknüpfte Freundschaftsbänder?

850. Wie siehst du dich selbst am liebsten? 

Gar nicht. Je weniger Wahrnehmung desto besser. 

There’s a crack in the sky
Where your mind leaks out
There’s nothing to find
Beyond a shadow of doubt
So keep all your secrets
All tidy and locked
And cast all your seeds
To the mercy of rocks
(„Some Kind of Ghost“ Jim Rioux feat. Jolie Holland)

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One thought on “KW Nulldrei 2021

  1. >Die Sea Shantys, das Ratatouille-Musical, die Blumenkohl-Rezepte – mehr solches Zeug.

    Unbedingt. Ich bin ja in so einer Schul-Bubble drin, wo alleweil von Bildungsrevolution die Rede ist, das ermüdet ebenfalls.

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