Spur 34

(Nicht ganz so spektakulär wie letztes Jahr, aber schon auch… wuchtig.)

Drei Wochen neuer Job. 21 Monate Halbwaise. Knapp mehr als ein Jahr, seit ich weiß warum das Leben für mich ein kleines bisschen anstrengender ist. (Okay, wesentlich anstrengender.) 34 Jahre hier.

Und irgendwie, wieder ganz am Anfang.

Die wichtigste Lektionen?

Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen Veränderungen, die mir passieren und Veränderungen, die ich anstoße. Und so sehr feste Rituale oder gleiche Abläufe wichtig für meine innere Sicherheit sind – wenn ich nicht regelmäßig für große Neuerungen sorge, werde ich unglücklich und fühle mich eingesperrt.

Die Normalität, nach der ich immer gesucht habe, die „typischen“ Meilensteine von denen ich dachte sie würden passieren, wenn ich nur endlich…weniger kaputt wäre, sie haben sich in Luft aufgelöst. Jetzt wo ich weiß, dass ich in unregelmäßigen Abständen neue Reize brauche, kann ich mein Leben entsprechend ausrichten. Wird es halt ein bisschen anders. Ja mei.

So no one told you life was gonna be this way. (gnah. Ich hab die Show nie gemocht.)

Es gibt Menschen, die wollen hauptsächlich gemocht und welche, die wollen fast noch lieber gekannt werden. Ich bin letzteres. Wer sagt, dass er mich mag ohne mich zu kennen, meint meistens, dass er mich leidlich unterhaltsam findet. Und wer sagt, dass er mich mag, während er sich explizit dagegen wehrt mich zu kennen, will eigentlich Applaus dafür mich immerhin zu tolerieren. Früher, hab ich gedacht, damit müsste ich mich zufrieden geben. Nope.

Ich habe über die letzten anderthalb Jahre Menschen geschenkt bekommen, die mich kennen und mögen. Die bleiben wollen. Manchmal habe ich große Schwierigkeiten das als Zustand zu akzeptieren.

Oh, am I talkin’ too loud?
Sometimes I get over excited, shoot off at the mouth
I never had a group of friends before
I promise that I’ll make y’all proud

(My Shot, L.M. Miranda)

Die neue Aufgabe fühlt sich… erwachsen an. Selbständig, herausfordernd, mit großem Horizont. (Surrounded by nerds.)

Sehr oft fällt der Satz „das entscheidest dann du“ und manchmal haut mich das schlicht um. Bin gespannt wie lange das anhält. Sage vor lauter Neuanfang-Euphorie dauernd ja zu Sachen und Ideen. Ja, mach ich, ja, kann ich, ja, könnte ich mir vorstellen.

Aber auch die kleinen Dinge. Die S-Bahn morgens ins Büro fährt gegen den allgemeinen Strom und ist kaum gefüllt, spätestens in Neuperlach fast leer. Für ein Jahr genau richtig so. (Dann großer Umzug, very fancy und endlich, endlich ein wirklich übersichtlicher Arbeitsweg.)

Die große Schranke „Mitte dreißig“ senkt sich langsam über mir, aber seitdem ich mich von konventionellen Lebensentwürfen verabschiedet habe, wirkt sie eher wie ein Wegweiser. Kein Vertragsverhältnis mit Ring am Finger, keine Nachkommenschaft, keine Eigenbedarfsüberlegungen. Vielleicht fühle ich mich zum ersten Mal im Leben wirklich frei.

Pläne wirken plötzlich weniger absurd. Das ist, natürlich auch eine Frage von Optionen. Nächstes Jahr, wenn endlich der Rest vom Studium bezahlt ist, sind vielleicht sogar bestimmte Ideen einen zweiten Blick verdient.

Und langsam, sehr langsam, fast zu langsam, kommt die Lust am Erzählen wieder. Wer weiß, was der Herbst für Geschichten von den Bäumen schüttelt.

Manchmal frag ich mich, warum ich das hier tue, dieses Schreiben und dann Veröffentlichen. Es ist ja hauptsächlich für mich. Aber ich habe auch gelernt, dass es leichter für mich ist Dinge hinaus in die Welt zu entlassen ohne sie gezielt in eine Richtung, an einen Menschen zu adressieren. So kaputt dieses Internet manchmal ist, diese Sache mit der Streuung und dem großen Netz das man auswirft, das hat womöglich sehr dazu beigetragen, dass es überhaupt 34 geworden sind.

I know that sometimes you think I’m gon’ leave you behind
Get caught in this life
Yeah, you should know I need you by my side
You figured me out when no one knew how
You’re the place I feel safe, so
For that, I’m grateful

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