Was gut war: KW 32, 2017

Kaum schläft man mal 8 Stunden, schon gähnt man nur noch halb so viel Montagmorgen.
Überhaupt ist es der erste Montag seit Wochen, der nicht mit hektischem Hinterherarbeiten beginnt. Stattdessen kann ich viele kleine überfällige aber eben nicht so hoch priorisierte Dinge von der Liste streichen, es ist ein Fest.
Nebenher ein bisschen Termin-Tetris damit alles was im August noch Platz finden muss, auch stattfinden kann. Es ist kompliziert. Noch 41 Tage, 18 davon im Büro, bis zum Sandkasten. Herrje.
Der Flurfunk tut indes seine Arbeit und langsam kommen Kollegen auf mich zu, um zu fragen was denn wie denn, ach, da kann man ganz einfach? Ja, kann man. Genau, ich bin dann mal weg. Gottseidank arbeite ich in einem Bereich der ohnehin sehr agil ist und in dem Leute auch mal wechseln oder Projekte verfolgen – bis jetzt ist niemand negativ irritiert.
Aber auch interessant, dass nur wenige sich vorstellen können so etwas mal zu machen. Seit ich den ersten Flyer zum Sandkasten in der Hand hatte, saß diese Option wie eine tickende Bombe in meinem Hinterkopf. Natürlich hatte ich nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde, aber eine Firma, die ihren Mitarbeitern die Chance gibt für ein Vierteljahr etwas auszuprobieren, an einer eigenen Idee zu arbeiten? Und die Leute rennen dem Projekt nicht die Tür ein? Für mich kaum zu fassen.
Aber offensichtlich ist da bei mir auch ein Kabel anders verlegt.
Es tut mir leid, es wird hier die nächsten Wochen ein klein wenig monothematisch. Ich hab sonst keine Abenteuer. Also keine, bei denen ich Dinge absichtlich tue und nicht am Ende der Depp bin.
Auch der Dienstag bietet hervorragende Gelegenheiten, um Dinge zu planen, Sachen abzuhaken und den Abgang in Richtung quasi-Kreativpause glatt zu gestalten. Bei solchen Dingen laufe ich ja zu Höchstform auf.

Diese dunkle Grube in der ich momentan lebe, hat aber nicht nur Nachteile: Mir fehlt tatsächlich die Energie, um mir jetzt schon für die Zeit ab September Sorgen zu machen. Oder mir auch nur frische Gedanken zum Projekt zu machen. Da ist die Übergabe an die neue Kollegin, ein anderes Projekt das noch beendet werden will und ein bisschen Gedöns drumrum – für mehr langt es gerade absolut nicht.

Irgendwie passt es, dass Mitte der Woche das Wetter beginnt, umzuschlagen. Schon in der Nacht auf den Mittwoch schüttete es, als müssten die Wasservorräte oben leer werden und morgens werde ich um kurz vor 6 durch eine kleine Blitz-Menagerie geweckt.

Wobei der Tag es verstand ein wenig Kribbeln auszulösen, weil es im Unternehmen Neuigkeiten gab und ich darin ein bisschen Bestätigung für meine Idee sah. Das Timing könnte passen. (That would be a first.)
Was auch wirklich blöd an der Phase ist: Die Kommunikation. Ich kann entweder Dinge komplett für mich behalten oder ganz erzählen. Was ich nicht gut kann, ist, so wie jetzt, Dinge anteasern. Weil ich selbst so ein Fan von Kontext bin, sollen den andere auch immer haben. Den hat aber aus Gründen aktuell eigentlich nur eine Person und wenn es nicht bald losgeht, werde ich da wohl zum Selbstschutz der Inbox geblockt.
Ich versuche also das mit der Ablenkung – frage zum Beispiel auf Twitter nach Urlaubs-Lektüre. Nicht das leichte, fluffige Zeug, sondern eine Geschichte die mit Haut und Haaren verschlingt.
Bei Interesse, einfach die Replies hierzu lesen:

Isabella Donnerhall on Twitter
twitter.com
“Angenommen ich will meinen Urlaub quasi im Buch verbringen. Ein verschlingendes, das meine komplette Aufmerksamkeit braucht – dann wäre das?”

Wobei Ablenkung nicht immer das Richtige ist. Was ich merke, als ich abends, wissend welche Sorte das auf den Plan ruft, ein paar Tweets du dem intellektuellen Giganten schreibe, der bei Google ein „Manifest“ (drunter macht es diese Sorte Mann ja nicht) gegen Minderheitenförderung verfasst hat. Frauen interessieren sich eher für Menschen als für Dinge, etc. (Haben sie auch so lachen müssen?)
Die gekränkten Männer (Immer gleich so emotional. Müssen die Hormone sein.) bedachten mich noch bis Donnerstagvormittag mit Replies, während meine Inbox sich mit Leuten füllte, die mich quasi anfeuerten. What strange times we live in.

Vielleicht sind wir wegen dieser Nordkorea-Sache auch alle ein bisschen angespannt.

Mittags traf ich mich mit einer bis-vor-kurzem-Kollegin und konnte endlich mal wieder in Ruhe lästern. So wichtig, für die psychische Hygiene manchmal. Außerdem ist es angenehm wenn einem jemand gegenüber sitzt und die Hoffnungen laut artikuliert, die man sich selbst kaum denken traut.
Gegen Ende des Arbeitstages einen kleinen Blick in die neuen Hallen des Arbeitgebers werfen dürfen. Schee is dees scho. (Und manchmal ist dieses beim Fernsehen arbeiten schon ein bisschen cool.)
Das Wetter verwandelte sich derweil in Anfang November und Zuhause flüchtete ich mich in Flauschsocken, Schokolade und Single Malt.

Freitag schipperte, mit manchem WTF-Moment auf dem Wellenkamm, gemächlich an mir vorbei. Zu mehr wäre ich auch nicht mehr in der Lage gewesen.

Auch das Wochenende verbrachte ich hauptsächlich mit Essen und Schlafen. Dazwischen die fürchterlichen Bilder aus den USA, wo vor allem junge Männer (ach was) mit bemerkenswert authentischer Nazi-Austattung aufmarschierten. Man fragt sich, wie das ausgerechnet im Land unserer Befreier sein kann. Wie dort wohl der Geschichts-Unterricht abläuft, wie sich ein Land fühlen muss, damit das alles wieder so offen gezeigt wird.
Nicht, dass Deutschland kein massives, braunes Problem hätte. Aber die politische Debatte, die dort hadert diese Nazis auch Nazis zu kennen und dann immer wieder versucht das durch kulturelle Umschwünge und wirtschaftliche Unsicherheit zu begründen, lässt es einem kalt den Rücken runter laufen.

Es fühlt sich an, als würde um einen herum etwas ganz schreckliches beginnen und statt der hypothetischen Frage was man damals getan hätte, muss man sich jetzt überlegen, was man tun wird.
Zumindest werde ich darüber ab jetzt nachdenken.

(TL; DR: Bella braucht Urlaub.)

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