Was gut war: KW 9, 2017

Montag ins Büro geschleppt, ich sah mich schließlich deutlich auf dem aufsteigenden Ast. Ich hatte da womöglich was im Auge. Abends zumindest erneut Hustenattacken bis zur Atemnot und die Einsicht, dass hier irgendetwas schief gelaufen ist.
Also Dienstag zum Arzt. Jetzt muss man wissen, wenn meine Hausärztin mich sieht, ist sie auf der Stelle besorgt. Das liegt zum einen daran, dass ich, als ich das allererste Mal bei ihr war über grippeähnliche Symptome und besonders schlimme Kopfschmerzen geklagt habe. So schlimm, dass sie mich noch am gleichen Tag ins Krankenhaus für ein CT überwies. (Sonst wartet man auf einen Termin für ein CT gern mal drei Wochen.) Das CT war zwar ohne Befund, aber im Krankenhaus war man genauso misstrauisch wie meine Hausärztin und eine Lumbalpunktion später war klar, dass ihr mir eine Meningitis eingefangen hatte.
Sie können verstehen, Frau Doktor wird Nervös wenn ich vorbei komme. Das, was ich letztes Mal für Sodbrennen hielt, waren schließlich Koliken, die mit einer relativ dringenden Entfernung meiner Gallenblase endeten. Wenn ich also jetzt schon zum zweiten Mal wegen einer Grippe die Praxis betrete, wird ein bisschen eskaliert.
EKG, Blutbild, Antibiotikum, Cortisolspray. “Ich ziehe sie jetzt aus dem Verkehr.” (Wenn ich am Ende meines Lebens überschlage, wird es ein knappes Rennen zwischen meinen Haaren und meinen Venen, wenn es darum geht wofür ich die meisten Komplimente bekommen habe.)
Ich hatte mir wohl auf dem Weg ins Büro von irgendeinem Mitfahrer eine frische Dosis Viren eingefangen und daraus war eine 1a-Entzündung entstanden. Damit waren die Pläne für die Woche erstmal erledigt.

Mit blutendem Herzen den Köln-Trip abgesagt.

Rumgefadelt. Ausgiebig.

Wenn man dann solange daheim rumsitzt, weil man sich ja bitte niemandem nähern soll, dann kommt man auch mal wieder zum Fernsehen und zum Betrachten von Werbung. Puh.

Diese ganzen neuen Versorgungs-Dienstleister a la Lieferando, Foodora und Marley Spoon und wie sie alle heißen – finde das nur ich ein bisschen Igitt? Ich meine, natürlich ist mir klar woher das kommt. Menschen in Städten arbeiten teilweise 60, 80 Stunden und sollen nebenher noch ein Sozialleben führen (Aber hey, es gibt ja Tinder!) – was dazu führt, dass Einkaufen und Kochen plötzlich als Zeitverschwendung angesehen werden.
Wobei ich es besonders putzig finde, dass zumindest laut meiner Twitter-Timeline, es oft dieselben Leute sind, die diese Dienste nutzen und nebenher Artikel zur Sinnhaftigkeit eines Grundeinkommens für alle teilen. Denen ist schon klar, dass diese überflüssigen Liefer-Jobs als erste wegfallen würden? Rechnen tut es sich nämlich nicht.

Eine Weile dachte ich, es wäre einfach die Verweichlichung der “Millienials”, aber das ist Mumpitz. Ich kenne viele Leute, die zu dieser Generation ab Jahrgang ca. 84 gehören und die sind fleißig, engagiert und hilfsbereit. Gut, die meisten von ihnen leben auf dem Land, wo es diese ganzen online organisierten Helferlein nicht wirklich gibt.

Ich weiß nicht mal genau was mich so sehr an eben den Nahrungs-bezogenen Aufwandsabnehmern stört. Nicht, dass ich Uber oder Helping wirklich mag, dieses ganze Disruptive Gesocks geht auch nur im Kapitalismus steil, weil Leute maximal noch bis zur nächsten Hauswand denken und so tun, als wären diese unterbezahlten Hochdruck Dienstleistungs-Jobs jetzt “cool”.

Aber zurück zu den Essens-Diensten. Ob komplett gelieferte Mahlzeit oder, da lacht die Müllquote, vorportionierte Zutaten, damit auch der Lebensuntüchtigste noch behaupten kann, er hätte gekocht. Dabei hat dieses Nachbauen von überdrehten Quinoa-Burgern soviel mit Kochen zu tun wie Malen nach Zahlen mit Aquarellmalerei.

Hui, ich scheine mich aufzuregen, das ist ungesund.

Freitag zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder so etwas wie Appetit, gleich mal große Portion Pasta mit Zucchini, Tomaten und Gedöns gemacht. (Irgendwann schreib ich einen Bestseller über die Heilkraft von Pasta.)

Am Wochenende zum ersten Mal durchgeschlafen, am Sonntag zum ersten Mal ohne Hustenanfall aufgewacht und am Samstag nur hin und wieder beim Betrachten des Fußballspiels bei dem ich vor Ort hätte sein sollen geseufzt. Bei milden Temperaturen mit Decke auf dem Balkon gesessen und an Sommer gedacht.

Es geht aufwärts.

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