Allgemein

Ein Rant

Mein Problem sind und waren nie die Studiengebühren, darum könnte ich mit einer Partei leben die nicht gegen ihre Abschaffung ist, wenn diese Partei stattdessen sagen würde - hey, reformieren wir lieber die Studiumsfinanzierung mit Bafög und so - weil das den meisten zukünftigen Akademikern viel mehr Sorgen bereitet als das bisschen Gebühren. Gern auch radikal. Mein Problem ist nicht das Betreuungsgeld und ich finde Petitionen gegen Dinge die schon im Koalitionsvertrag standen affig, solange die gleichen Politiker nicht ordentlich Feuer machen weil noch 200.00 Kita-Plätze fehlen. Die können von dem bisschen Betreuungsgeld eh nicht bezahlt werden. Aber es ist leichter dagegen zu sein als eine Lösung für das Problem fehlendes Erziehungs-Personal und fehlende Räume und überhaupt zu finden. Wenn ihr dafür ein Konzept habt bei dem dann das Betreuungsgeld überflüssig ist - okay, wunderbar. Mein Problem ist ein bisschen jemand die der Sprenger, der schreibt, dass "Kinder aus sozial-schwachen Familien von frühkindlicher Erziehung ferngehalten werden" weil das impliziert, dass Kinder unter drei Jahren nur von klugen und solventen Leuten oder eben Fachpersonal erzogen werden sollte und der Rest sich bitte raus hält. Mein Problem sind nicht einmal die Personal-Debatten der Piraten, sondern ihr Abstand zu den Problemen ihrer potentiellen Wähler (siehe Studiumsfinanzierung oben) und das Verhalten als würde niemand kluges außerhalb der Filterbubble existieren. Gut, ich gebe zu, das ewige um sich selbst kreisen ist ein kleines Problem. Überhaupt ist die Filterbubble die vor sich hin hipstert und gemüsekistet ein bisschen suspekt, solange Leute die tatsächlich "konservativ" leben wollen das personifizierte Böse sind. Weil die Welt so nicht funktioniert. Weil wir auch Leuten mit Bausparvertrag und der Oma als Kinderbetreuung für eine realistische Darstellung unserer Gesellschaft brauchen. Mein Problem ist, wie viele kluge, interessierte Leute sich für die oben genannten Dinge ins Zeug legen anstatt große Ideen zu fordern. Überhaupt, das große Denken kommt aus der Mode. Nur weil unser Prozess in kleinen Schritten funktioniert sollten wir vielleicht nicht vergessen, dass das auch nur Inkremente einer größeren Idee sein dürfen. Mein Problem ist, dass ich gern eine Partei gründen würde, die sich nicht mit sich selbst sondern nur mit Problemlösungen beschäftigt, das aber in diesem System nie passieren würde. Weil die Leute einerseits gern Reden hören wollen wie die von amerikanischen Politikern aber andererseits Angst vor charismatischen Leuten haben. Das hat historische Gründe und ist okay. Mein Problem ist, dass ich gern eine Revolution anzetteln würde aber nicht laut genug bin. Danke, der Rant ist hiermit beendet. Sie dürfen mir in den Kommentaren widersprechen. Sie sollten vermutlich.
Allgemein

Gelesen KW 44

Gesammelt bei Quote.fm. Und, ich sag's ihnen gleich: Der November wird still. Ich habe mich in einem Anfall von Größenwahn (das kommt von zu vielen netten Blogkommentaren) dazu hinreißen lassen, beim NaNoWriMo mit zu machen. Vielleicht blogge ich darüber noch die nächsten Tage. Und dann wird aber mal wirklich geschrieben.
Allgemein

Hochwürden Herr Sepp

Kurzer Nachtrag zu Allerheiligen. Weil: Irgendwas ist ja immer. Unter anderem das große Comeback des Trachtenjankers quer durch alle Generationen. Nicht, dass der wirklich weg gewesen wäre, aber es fällt halt auf. [caption id="attachment_3484" align="aligncenter" width="726"] Symbolbild einer sterbenden Friedhofskultur[/caption] Dann: eine seltsam chaotische Friedshofs-Prozedur. Lautsprecher die nicht funktionierten und daher Weitergabe der aktuellen Sprechformel via Flüsterpost. Irgendwann kam es dann zum dritten Vater Unser, die Fürbitten und mindestens ein Musikstück fehlten völlig. Wir hätten misstrauisch sein müssen. Zu früh und zu schnell im Programm kam schließlich der Umzug des Pfarrers mit dem Weihrauch.(Der bis dato auf der anderen Seite des Friedhofs für uns kaum hörbar seine Show gemacht hatte.) Jetzt standen die R. und ich mit dem Rücken zum herannähernden Zug auf der einen Seite des Grabes. Meine Tante E. und meine Mutter uns gegenüber. Als der Zug näher kommt sehe ich die Gesichtszüge mir gegenüber entgleisen. Es kam: Der Pfarrer St. Da muss ich jetzt kurz ausholen. Als wir vor etlichen Jahren vom Heimatdorf meines Vaters ins Chiemgau zogen, war ich gerade im Kommunionalter und hatte den Religionsunterricht beim Pfarrer St. Ich fand es anfangs amüsant, dass er seine Stunden hauptsächlich mit dem Singen von Lauda tu si bestritt. Dann gab es irgendwann eine Informationsveranstaltung für Eltern der Kommunionkinder. Von dieser kam meine Mutter, leicht aus der Fassung, zurück. "Jessas Maria, des is ja der Hochwürden Herr Sepp." Die Sippe St. stammt natürlich auch ausgerechnet aus dem gleichen Kaff wie meine Mutter und sie hatte bereits unter seinem älteren Bruder als Chorleiter gelitten. Dass nun der Hochwürden Herr Sepp ausgerechnet hier wieder auftauchte war das eine, dass er sich so über ein bekanntes Gesicht wie meine Mutter freute das andere. Sie, ich und meine Schwester R. standen fortan unter spezieller Beobachtung. Was ansonsten keine schlimmen Folgen gehabt hätte, weil wir unser Christen-Dasein nicht gerade dramatisch pflegen. Nur, wie gesagt, die Kommunion. Wer die Kommunion erhalten wollte hatte sich gefälligst einige Male in der Kirche einzufinden und eigentlich auch Fürbitten zu lesen. Was ich dann auch tat. Es stellte sich heraus, dass der Hochwürden Herr Sepp, so er denn ein volles Haus hatte, lieber sang als predigte. Wobei, er predigt auch gern lang und enthusiastisch. Aber noch lieber singt er. Drei Strophen mindestens. Überhaupt lag ihm die musikalische Untermalung eines Gottesdienstes immer sehr am Herzen. So sehr, dass er auch fertige Programme von aufopfernden Kinderchorleiterinnen gern am Tag vorher komplett über den Haufen geworfen hat. (Ja, ich war im katholischen Kinderchor, jetzt tun sie nicht so empört.) Noch letztes Jahr hat er eine Freundin von R. vermählt und der Kampf um die musikalische Untermalung drohte den Pfarrer und die Zukünftigen zu entzweien. Zwischenzeitlich hat man dem Pfarrer St. dann wohl doch nahe gelegt in den Ruhestand zu gehen. So jedenfalls unsere Rekonstruktion bis hierher. (Die Recherchen laufen noch.) Und weil der Hochwürden Herr Sepp aber gar so gern Pfarrer ist, muss er sich irgendwie in seiner alten Heimatgemeinde eingefunden haben. Wo er zum Schrecken meiner Mutter durch die Reihen glitt. Neben mir die R. daraufhin: "Wie weit müssen wir eigentlich fahren, um nicht immer den gleichen Leuten zu begegnen?" Wir überlegten kurz nächstes Jahr das Grab der anderen Familienseite zu besuchen. Dann fielen uns Grundschullehrer und dergleichen ein. Nein, es hilft nichts. Gut, dass Lauda tu si nicht zu Allerheiligen passt.