No Choirs

And it’s hard to write about being happy
‚Cause the older I get
I find that happiness is an extremely uneventful subject

(Florence + The Machine // No Choir)

Nun stellt sich also heraus, dass ich mit Zufriedenheit, sei sie noch so mittelfristiger und unperfekter Art, nicht umzugehen weiß, ja geradezu nach neuen Auseinandersetzungen und Themen suche, sie aber nicht finde und mich darob in einer bis dato ungekannten Ra(s)tlosigkeit wiederfinde. 

Mein Kopf wird beruflich beansprucht, ich habe Freiheiten um mir selbst Themen und Aufgaben zu suchen, ich weiß, dass noch größere Dinge ums Eck lauern und es ist erschütternd unproblematisch geworden auch meine Freizeit mit meiner Mischung aus sozialen Kontakten und passivem Medienkonsum zu füllen. Wer bist du, fremde Kreatur, die mich da im Spiegel anguckt?

Natürlich, meine heimliche Superkraft mich an lang zurückliegende Niederlagen oder schlechte Erfahrungen zu erinnern, funktioniert nach wie vor – allein, sie hat gerade keinen richtigen Anlass. Ich muss mich zu keiner Veränderung motivieren, keinen Kampf bestehen, nur bedingt Dinge durchhalten.  Stattdessen steht es mir frei Menschen zur Seite zu stehen und mir ansonsten auch noch die letzten Details eines Lebens zurecht zu zimmern, das die Notwendigkeiten mit der Freude verbindet. (Mehr Cocktails, mehr Zeit ins Bars verbringen.)

Selbstoptimierung, das wäre selbstverständlich eine Möglichkeit. Ich könnte mir abends einen Smoothie machen statt ein Glas Wein zu trinken (wobei der Wein ohnehin seit Tagen ungeöffnet rumsteht, ich weiß doch auch nicht.) und weniger Kaffee, weniger Zucker, mehr Meditation und derlei Dinge, ja, das geht immer. Wofür gleich noch? Ach ja, die Gesundheit. Nun, ach, wissen Sie. Warum meine Generation einen hundertsten Geburtstag anstreben sollte, vor allem genährt von Verzicht und Reduktion, will sich mir nicht vollständig erschließen, so viel Hedonismus sei erlaubt. 

Jetzt kommen’s mir bitte nicht mit der Zukunft und den Kindern, ich tu mein möglichstes ihnen den Planeten zu erhalten, unter anderem in dem ich nicht bis in alle Ewigkeit Ressourcen verschwenden will. Ich kaufe regional und saisonal und viele Dinge offensichtlich sehr selten. Um den Jahreswechsel mal nachgezählt und festgestellt: in den letzten 2 Jahren habe ich 7x Kleidung geordert – das ist inklusive Unterwäsche und Strumpfhosen. Abgesehen vom #Donn33rbella Abendkleid wird alles regelmäßig getragen. Ich reduziere tatsächlich mit Ausnahme meines Bücherregals alles – allerdings auch weil ich endlich in der Lage bin mir die hochwertige Variante von Dingen zu leisten, die länger halten. Außerdem mag ich es, wenn ich mich bei etwas festgelegt habe und nicht mehr darüber nachdenken muss. 

Mit grob Mitte 30 bin ich einerseits an einem Punkt, den viele gleichaltrige schon vor Jahren erreicht haben, mit einem Mix aus Stabilität und Neugier, mit gewissen finanziellen Schritten (richtig, da war was. Den schreib ich demnächst.) und vor allen Dingen einer konkreten Mir-doch-wursch-Attitüde gegenüber vielen Sachverhalten. Andererseits leben wir in ausgesprochen wütenden Zeiten und das hat den Reifeprozess vermutlich aufgehalten. Neben ein paar anderen Dingen. Depressionen, Autismus, the usual. 

Es ist ein neuer, extrem ungewohnter Status, der natürlich erstmal die kreativen Ambitionen blockiert (because where is the pain ???) und droht mich ambitionslos zu machen. Nein nein, keine Sorge, wollen und fordern wie eh und je, aber deutlich weniger existenzialistisch. Ist das diese Altersmilde? Das erklärt warum andere dann Kinder bekommen, da rührt sich dann wenigstens wieder was. Fun Fact: Andere Frauen werden über die Feiertage von den Müttern gefragt wo denn die Enkel bleiben, ich bekomme ein Buch übers Schreiben geschenkt und, nun, denken Sie sich den Rest. (Das ist auch so etwas über das man ungern spricht, wenn man als Kind gewisse Talente und, oh Gott, POTENTIAL gezeigt hat und sich das mit der erwarteten Exzellenz nicht so einstellen will und man das nagende Gefühl des Versagens nicht los wird, obwohl einem dauernd bescheinigt wird, dass man doch relativ erfolgreich im Leben ist, also vergleichsweise. Es ist kompliziert.)

Apropos kompliziert: Ein arg simplifiziertes Buzzfeed-Quizz (ich kann verstehen wenn man an der Stelle aufhört zu lesen, aber Moment!) bescheinigte mir neulich, dass ich so gut wie keine Privilegien habe und als interjektionelle Persönlichkeit erstmal diversen Widrigkeiten ausgesetzt bin. 

To which: OY VEY.

Ja ich habe eine klitzekleine körperliche Behinderung und die Spektrums-Sache hat auch nicht immer alles leichter gemacht, außerdem ja Frau und noch dazu mit eigener Meinung, da wird es schon mal haarig (grade bei mir, höhö), aber jetzt mal Kirche im Dorf und so, weil eh: Dorfkindheit als weißes, katholisches Mädchen aus stabilem Elternhaus mit Bildungsambitionen für die Kinder – an dem Punkt war noch gar nix intersektionell. Ich war halt irgendwann ein „Sonderling“ , aber abgehalten hat mich nie jemand von irgendwas und als ich das erste Mal damit konfrontiert wurde, dass etwas das ich tue besonders ist, weil ich eine Frau bin – an dem Punkt bin ich halt eine fiese Feministin geworden, grad extra. 

Vor Weihnachten hab ich einen kleinen Thread auf Twitter geschrieben, dass wir Systeme brauchen die quasi im Bottum-up Design konzipiert werden – also mit der meisten Hilfe für die Schwächsten.  Und so sollte das auch mit der Darstellung von Privilegien funktionieren. Ich bin okay, wirklich. 

Holla die Waldfee, wie bin ich denn jetzt auf dem Drahtseil gelandet. 

Ah ja, da wollte ich hin. The state of the Donnerhallen-Union ist nämlich eben das: Okay. 

Wie ich darüber schreibe und worüber ich zur Hölle denn dann schreibe, ist aktuell noch ein wenig mit Fragezeichen verbunden. Könnte interessant werden, dieses 2020, dahingehend. (Woraufhin das Universum natürlich sofort loszieht und einen großen Stein sucht, den er mir in den Weg legen kann. Ich will’s nur schon mal gesagt haben.) Aber bis dahin: Vielleicht geht’s hier demnächst mal eine Weile nicht um mich, weil andere Sachen interessanter sind. 

Fragen: 726 – 750

726. Welchen Film würdest du für einen Filmabend mit Freundinnen aussuchen? 

Uff, mich überfordert gerade schon das Konzept. Im Zweifel…irgendeine Austen-Verfilmung. Also, eine von den Guten. Oder Cats.

727. Fühlst du dich anders, wenn du ein Kleid trägst? 

Nicht mehr, seit ich es dauernd tue. Befremdlich wären mittlerweile vermutlich Jeans.

728. Welcher Geruch erinnert dich sofort an früher? 

Frischgemähtes Gras. Vanillesoße, überhaupt – Mehlspeisen. 

729. Was würdest du anders machen, wen du auf niemanden Rücksicht nehmen müsstest? 

Erschütternd wenig. Vermutlich würde sich mein Rhythmus noch mehr in die Nacht verschieben. 

730. In welcher alten Kultur hättest du leben wollen? 

Als Frau? Als denkende Frau? Naja, die Römer waren dahingehend gar nicht soooo furchtbar. Andererseits…ne.

731. Denkst du lange über Entscheidungen nach? 

Nein. Manchmal schleicht sich die Entscheidung über einen gewissen Zeitraum hinweg an, aber wenn sie vor der Tür steht, wird auch geantwortet.

732. Hast du schon einmal vor dem Ende eines Films das Kino verlassen? 

Nicht, dass ich mich daran erinnern könnte. Oh, moment. Als ich… 11 oder so war, musste frühzeitig aus „König der Löwen“ raus, weil ich einen gottverdammten Arzttermin hatte. Story of my fucking life.

733. Über welche unangemessenen Witze lachst du insgeheim doch? 

Es gibt so ein paar Nationalitäten-Klischees, die sind zu schön. *looks at France*

734. Findest du, dass die schlechten Tage auch zum Leben gehören? 

Durchaus, aber sie dürften sich langsam mal in eine Minderheit verwandeln.

735. Was müsste in der Gebrauchsanweisung zu deiner Person stehen? 

Braucht Raum. Aber auch Aufmerksamkeit. Gibt gern widersprüchliche Signale. Katzenhaltung als Vorbildung von Vorteil. 

736. Wie gross ist unsere Willensfreiheit? 

Manchmal denke ich, sie steht in einem Quadranten genau entgegengesetzt von Empathie. 

737. An welchem Kurs würdest du gern teilnehmen? 

Korbflechten. (Sorry, ein Insider.) Pasta machen mit italienischen Großmüttern natürlich. 

738. Machst du manchmal Scherze auf deine eigenen Kosten? 

*inserts Hannah Gadsby Monologue*

(nur noch, wenn es jemanden aufheitert, der es wirklich dringend braucht.)

739. Welche Blumen kauft du am liebsten für dich selbst? 

Welche, von denen man ernten kann. 

740. Welche Eigenschaft eines Tieres hättest du gern? 

Sagen wir mal so: Ich ahne, warum Katzen Schachteln mögen, für die sie eigentlich zu groß sind. Überhaupt: Katzen. Einfach irgendwo ankommen und sich so lange breit machen, bis man dort Zuhause ist und bedient wird. Faszinierendes Konzept. 

741. Darf man einer Freundin von einem Gespräch mit einer anderen Freundin erzählen? 

Das hängt von sehr, sehr vielen Faktoren ab. Manchmal. 

742. Wem erzählst du, was du geträumt hast? 

Dem Internet. Mein Unterbewusstsein ist ein offenes Buch. 

743. Ist Neues immer besser? 

Nö. Aber oft. (denkt an Frage 730)

744. Was machst du, wenn eine Party nicht so richtig in Schwung kommt? 

*stares blankly* Hm? Naja…gehen? Oder reden wir von meinen Partys? Da kommt sowas nicht vor, die Menschen haben zu viel Angst vor mir als dass sie keinen Spaß hätten.

745. Was hast du in der Schule gelernt, wovon du immer noch profitierst? 

Entscheidend ist, mit wem man sich verbündet. Und alles übers Durchhalten.

746. Sagst du immer die Wahrheit, auch wenn du eine Person damit verletzen könntest?

Umgekehrt brauche ich einen sehr, sehr guten, also wirklich triftigen Grund, um nicht die Wahrheit zu sagen. 

747. Bist du in der virtuellen Kommunikation anders als von Angesicht zu Angesicht? 

Nicht sehr, was ein bisschen das Problem ist. *kann nicht aufhören in Punchlines zu sprechen*

749. Was machst du, wenn du dich irgendwo verlaufen hast? 

Hoffen, dass ich genug Empfang für GPS habe. Seriously, it’s a problem. (Hat Frage 748 sich verlaufen? Ist das hier ein Meta-Joke?)

750. Wann bist du zuletzt im Theater gewesen? 

Uff. Weile her. Ganze Weile. Zählen Lichtspieltheater? Dann vor ein paar Wochen. 

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