September, endlich.

Endlich gleicht sich die äußere Wetterlage der inneren an.

Die Heulkrämpfe sind weniger geworden, aber die Haut ist immer noch nicht dick genug.

Eine Erkältung bremst alle Pläne aus und anstatt die tatenlose Woche zum Nachdenken zu nutzen, bin ich einfach nur indigniert.

Wie soll man denn das alles nicht persönlich nehmen? All die versäumten Dinge, die Absagen und nie passierten Momente. Das Universum steht in meiner verdammten Schuld. 

Regen und Tee, Wollsocken und Schokolade. Kerzenlicht und leere Seiten, die beschrieben werden wollen.

September.

Ein Teil von mir kann kaum erwarten, dass dieses Jahr zu Ende ist.Der Rest hat sich noch ein paar Dinge vorgenommen und hofft nicht allzu enttäuscht zu werden.

Ganze Abende mit einzelnen Sätzen von Styron.

“There he must, despite the anguish devouring his brain, present a face approximating the one that is associated with ordinary events and companionship. He must try to utter small talk, and be responsive to questions, and knowingly nod and frown and, God help him, even smile. But it is a fierce trial attempting to speak a few simple words.”

Darkness visible ; William Styron

Ich verlerne das Erzählen, überhaut das mit dem Nutzen der Sprache in all ihrer Länge und Breite. Ich dachte so lange ich müsse beweisen, dass ich  mehr kann als Worte aneinanderreihen und jetzt merke ich, dass ich kein Stück besser schreibe als vor einigen Jahren. Flucht nach vorn, ab in die Bücher, in die Schreibübungen in das gefährlichste aber auch mir bekannteste Gebiet, das ich kenne: meinen Kopf.

Wo die Selbstzweifel-Schatten und die Geister der verlorenen Menschen wohnen, wo die dunklen, zähen Flüsse meine Energie davon tragen und listige Raben meine Pläne sabotieren. Aber nur hier stehen auch die Ruinen der Geschichten, die Rohbauten einer Zukunft, das Baumaterial für alles was sein kann. Verleimt mit der Sehnsucht nach falschen Erinnerungen. Nur wenn ich hier Schlösser baue und die Flüsse vom Schlamm befreie, die Raben auf die Reise, dann kann das nächste Jahr ein anderes, ein wirklich anderes werden.

</Pathos>

Wenn Nachdenken, dann über bemerkenswert radikale Neuanfänge. Übers Brücken anzünden, Festland hinter sich lassen, vielleicht auch nochmal die eigenen Fähigkeiten neu aufstellen. Vielleicht ist es nach all dem Verlieren, nach dem Vergessenwerden und der Apathie zwischen mir und der Welt Zeit alles über den Haufen zu werfen.

Wenn nicht jetzt wann dann?

Fragen 101-125 (von hier)

101. Treffen die deinem Sternbild zugeordneten Charaktereigenschaften auf dich zu?

Ja, aber es sind dieselben, die langsam dazu führen, dass die Frage nicht lautet, ob ich auf dem Spektrum liege, sondern nur wie weit entfernt von der Norm. (langer Blogeintrag für ein andermal.)

102. Welche Farbe dominiert in deinem Kleiderschrank?

Beeren und Meer. Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte, aber ich finde Schwarz mittlerweile fast langweilig.

103. Holst du alles aus einem Tag heraus?

Ich weiß nicht, was das heißen würde. Manchmal, wenn ich eine bestimmte Energie habe. Wenn etwas mich beflügelt, dann bringe ich in einem Tag mehr als sonst unter. Auch wenn das manchmal nur dem „normalen“ Tag von anderen entspricht.

104. Wie viele TV-Serien schaust du regelmäßig?

Viele meiner aktuellen Serien enden dieses Jahr, ich glaube bald sind es nur noch eine handvoll.

105. In welchen Momenten wärst du am liebsten ein Kind?

Wenn ich Sehnsucht danach habe, dass jemand sich um mich kümmert. Weil ich krank bin, weil jemand gemein zu mir war, weil mein Schmerz ungehört bleibt.

106. Kannst du eine Woche auf das Internet verzichten?

Gute Frage. Das Internet ist mittlerweile so sehr Infrastruktur. Ich könnte mich versorgen, auch beschäftigen. Aber von den Telefonnummern in der Cloud über die Nachrichten zu Twitter – meinem Hauptnetzwerk – es wäre eine seltsame Woche.

107. Wer kennt dich am besten?

Keine Ahnung. Manchmal befürchte ich, dass man mich entweder kennen oder mögen kann und darum mich jemand sehr gut kennt, der mich aber nicht mehr mag und ich es darum nicht merke.

108. Welche Arbeit im Haushalt findest du am wenigsten langweilig?

Aussortieren und neu ordnen. Nach Alphabet, nach Gebrauchsfrequenz, nach Zuständigkeit – mit Etikettendrucker!

109. Bist du manchmal von anderen enttäuscht?

Ha. Haha. Manchmal.

110. Wie sieht ein idealer freier Tag für dich aus?

Ausschlafen, Schwimmen gehen, Schreiben, Lesen, Abends mit einem interessanten Menschen essen / etwas trinken gehen. Bis spät in der Nacht auf dem Balkon sitzen – weil man am nächsten Tag nochmal ausschlafen kann. (Ganz wichtig!)

111. Bist du stolz auf dich?

Ich wüsste nicht worauf. (vielleicht für’s Durchhalten?)

112. Welches nutzlose Talent besitzt du?

Ein Talent allein ist ja weder nützlich noch nutzlos. Talent allein ist einfach nur da. Man muss auch etwas damit anfangen wissen. Insofern sind alle meine Talente nutzlos.

113. Gibt es in deinem Leben etwas, das du nicht richtig abgeschlossen hast?

Die Liste der abgeschlossenen Dinge wäre kürzer. Der Titan-Nagel in meinem Bein hätte vor Jahren rausgekonnt, ich komm nur nicht dazu. All die ungeschriebenen Emails, begonnenen Projekte, wilden Ideen, ach, ach.

114. Warum trinkst du Alkohol beziehungsweise keinen Alkohol?

Weil er mir schmeckt. Weil ich die erste Stufe der Trunkenheit, das langsame nach hinten kippen der Anspannung und das vorsichtige Absinken der Hemmungen mag. Darüber komme ich eh nur selten hinaus. Vielleicht auch, weil es ein Laster ist, in dem man sich zumindest mittlerweile durchaus mit nerdiger Natur sehr wohlfühlen kann, weil es „angesagt“ ist, sich ein bisschen auszukennen.

115. Welche Sachen machen dich froh?

Da ist immer noch dieses High, wenn ich Bücher kaufe. Wenn jemand an mich denkt und sich meldet, einfach so. Wenn sich rausstellt, dass ich mir zu viele Gedanken gemacht habe, also immer. Wenn ich jemandem helfen konnte. Und dann gibt es da noch diesen Zustand in den man geraten kann, wenn man schreibt, wenn es fließt, wenn man die Kontrolle verliert. Das ist meine Lieblingsdroge.

116. Hast du heute schon einmal nach den Wolken am Himmel geschaut?

Jeden Tag.

117. Welches Wort sagst du zu häufig?

Oida.

118. Stehst du gern im Mittelpunkt?

Nein. Jein. Ja. Manchmal. Aber eigentlich, ach, es ist kompliziert. Aufmerksamkeit, so ein zerbrechliches, hell strahlendes Ding.

119. Wofür solltest du dir häufiger Zeit nehmen?

Andere Menschen. Spaß haben.

120. Sind Menschen von Natur aus gut?

Menschen sind von Natur aus gar nichts, alles andere fände ich furchterregend.

121. Gibst du der Arbeit manchmal Vorrang vor der Liebe?

Ich wünschte die Liebe hätte mich schon mal vor diese Wahl gestellt.

122. Wofür bist du deinen Eltern dankbar?

Für ihre Entspanntheit und den daraus resultierenden großen Freiraum. Dass sie immer, immer da waren. Wenn ich wieder wegen irgendetwas exotischem im Krankenhaus lag. Jedes Mal wenn ich gegen Ungerechtigkeit in den Kampf mit den Windmühlen gezogen bin.  Auch, als sich ihre Tochter in eine dunkle Wolke aus depressiver Todessehnsucht verwandelt hatte. Wie sie immer darauf bestanden, dass ich trotz allem wertvoll bin. So, so unendlich dankbar.

123. Sagst du immer, was du denkst?

Das ist ja das Problem.

124. Läuft dein Fernsehgerät häufig, obwohl du gar nicht schaust?

Nein, allerdings auch hauptsächlich weil Podcasts mein neues nebenher-lauf-Medium sind.

125. Welchen Schmerz hast du nicht überwunden?

Ich bin nicht gut im Überwinden. Es gibt Dinge, die sind so lange her aber ich würde nicht sagen, dass ich sie überwunden habe. Jetzt gerade: Dass ich, obwohl ich es besser wissen sollte, erneut jemanden nur wegen etwas das in meinem dummen Kopf schief läuft, wohl dauerhaft in die Flucht geschlagen habe. Was nicht zum ersten Mal passiert und mich zusehends wütend auf mich selbst macht.

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