Ba-ba-ba-ba-ba-ba-Brückentag. Zwar ausgeschlafen, aber dann doch noch die ersten Dinge von der To-Do Liste erledigt und ab Mittag mit einem shoppenden Weiberausflug unterwegs gewesen. Inklusive Abstecher zu Ikea. (Hier Gefahr-andeutende Musik dazu denken.) Sie kennen das.
Mittags Pasta bis kurz vorm Koma, Abends für die brennende Muskulatur große Eisbecher – dazwischen Gelächter bis der Bauch schmerzt. So müssten Tage öfter sein.
Eventuell ist insbesondere der IKEA-Teil ein klein wenig eskaliert und ich kam mit einem neuen Sideboard nach Hause. Oder einem Raumteiler. Bei 1,28m Höhe ist das Ansichtssache. Und jetzt raten wir alle mal womit ich den Dienstag, den heißgeliebten, bayerisch-exklusiven Marienfeiertag verbracht habe? Genau. I have the Muskelkater to prove it.
Aber ich mag das ja. Nicht mehr denken, sondern Schrauben. Das ist mein Yoga. Zeug schleppen und zusammenbauen, rumschieben, umhängen, ausmessen, ändern. Am Ende den veränderten Raum betrachten und gleich die nächste Idee haben. Gestalten, mit Farben und Materialien und überhaupt alles sehr haptisch, fassbar. Weniger abstrakt, als das, was sonst in meinem Kopf passiert.
Mittwoch hatte ich zwar an originellen Stellen Muskelkater, aber fühlte mich auch irgendwie erholt. Vielleicht ist es das, was anderen passiert, wenn sie laufen gehen. Die Beschreibungen, dass man einfach Schuhe anzieht, rausgeht und läuft bis es brennt, bis der Kopf völlig frei ist – da erschließt sich mir die Wirkung von körperlicher Betätigung auf Geist und Seele.
Dadurch, dass ich diese Option nie hatte, zumindest mit keinem so unkompliziertem Sport, sind es die Möblierungs-Exzesse, die mir am ehesten dieses Gefühl vermitteln. Als Kind hatte ich lange das große Privileg mit Pool im Garten zu leben. Im Sommer habe ich quasi im Wasser gewohnt. Das fühlte sich so ähnlich an. Aber eben auch schwerelos, angenehm, nicht immer anstrengend. Es ist dieser Punkt der Anstrengung, der, an dem es so ein wenig schmerzt, der überwunden werden will, um innere Knoten zu lösen.
Das wurde mir im Laufe der Woche klar, wie mir zwei körperlich anstrengende Tage innerlich angenehmen Abstand eingebracht hatten.
Das klingt jetzt alles als wäre ich ein muskelloser Teigling. So ist es nicht. Ich gehe ja quasi alles zu Fuß und lebe in einer Altstadt wo es nirgendwohin Aufzüge gibt, schon gar nicht zu meiner Wohnung im zweiten Stock. Eine solide Grundfitness ist da. Selbst beim achten Mal, als ich vollbepackt in den zweiten Stock hoch bin, fühlte ich mich angestrengt, aber nicht tot.
Mein Körper, abgesehen vom kaputten Hax, tut, was ich von ihm verlange. Dafür muss er nicht schmaler, dünner, länger oder muskulöser sein. Das ist gut zu wissen. Wie sich meine innere Zähigkeit auf diese Weise auch physisch manifestiert, das gefällt mir. Inklusive der schwabbelnden Ärmchen beim Zusammenbauen und des qua fehlender Balance wenig graziösen Aufstehens vom Boden. (Ich brauche immer mindestens einen Arm als zusätzlichen Schwerpunkt, sonst kippe ich um wie ein Flamingo mit Arthrose.)
Währenddessen debattiert ein Teil der Twitter-Timeline höchst interessant, warum immer noch mehrheitlich Frauen nach der Heirat ihren Namen ändern. Was mir zugegeben auch ein komplettes Rätsel ist. Sollte ich nicht zufällig einen italienischen Adeligen zum ehelichen finden (das hätte einen gewissen Klang), käme ich überhaupt nicht auf die Idee. Grade auch wenn ich rein hypothetisch Kinder in die Welt setzen wollen würde. Natürlich sollten die so heißen wie ich, wie denn sonst?
Aber wir haben an dieser Stelle ja schon öfter festgestellt, dass meine Sippe da ein gewisses Selbstbewusstsein vor sich her trägt und darum auch die Frauen sich Landleben her, Tradition hin, über solche Dinge hinwegsetzen. Hätten wir eher die Möglichkeit gehabt, ich wette, es hätte sich der Name einer Vorfahrin durchgesetzt.
Auf Twitter werden natürlich oft die persönlichen Beweggründe in den Vordergrund gestellt und die strukturellen, von denen man aber eben auch beeinflusst wird, ausgeblendet. Viele Frauen „verbinden“ nichts Besonderes mit dem eigenen Nachnamen, sehen ihn nicht als Teil ihrer Identität. Weil uns das (also meine Sippe ausgenommen) eben auch nicht anerzogen wird. Wir sind keine Stammhalter, wir werden nicht mit dem Nachnamen gerufen (es ist immer „DER Müller, oder „DER Schmidt“, sobald es „DIE Schmidt“ heißt, wird es despektierlich.) – die Gesellschaft legt keinen besonderen Wert darauf, uns eng mit unserem Nachnamen zu verbinden. Darum haben wir auch weniger Skrupel ihn abzugeben. Das ist an und für sich weder gut noch schlecht, aber halt wieder ein Unterschied.
Was mich an der Sache verstimmt, ist, wie oft dabei vielleicht schöne, interessante Namen unter die Räder kommen, weil die Frau sich damit nicht genug identifiziert. Meine Großmutter (eventuell die Kernzelle für etliche Generationen von sehr starken Frauen in der Familie) hatte den hinreißenden Mädchennamen Voglsinger. Sie hatte zwar einen Bruder, aber auch auf der Seite endete der Name kurz darauf. Dieser Name ist die Verbindung in den vermutlich italienischen Teil unseres Genpools und mit dieser Schreibweise kaum noch irgendwo auffindbar. Vielleicht weil jemand irgendwo aus dem Sänger ein Singer gemacht hat, vielleicht weil das e aus dem VogElsinger unterschlagen wurde – so genau lässt sich das schwer sagen. Da haben wir noch gar nicht die ganze Nachnamen / Hofnamen / Hausnamen – Thematik aufgemacht.
But I digress.
Der Punkt ist: Gut, dass wir jetzt alle die Wahl haben. Es sollte bei noch viel mehr persönlichen Sachen normal sein sich entweder so oder so zu entscheiden, völlig egal welche Struktur man damit unterstützt. Hach ja. Long way to go.
Donnerstag war dafür im Büro so ein Tag, der Vorfreude auf den Themenwechsel macht. (Eines Tages werde ich höher angesiedelt sein als das Marketing. Und dann gnade euch Gott.) Termintetris, Übergabe-Listen, Dinge möglichst zu Ende bringen. Jetzt Hermine Grangers Zeitumkehrer zur Hand haben, das wär’s. Wäre das nächste Projekt nicht am Horizont, würde ich es genießen. Am besten ist der Job, wenn man am Rande einer sehr geschäftigen Klippe operiert. Immer ein bisschen mehr, ein bisschen komplexer.
So muss ich alles möglichst runterbrechen, um es unfallfrei an jemanden weiterreichen zu können.
Als Tagesabschluss dann noch ein Sandkasten-Termin. Der bringt zwar mein ganzes Timing so ein bisschen ins Wanken, ist aber ansonsten so euphorisierend wie jedes Gespräch zu dem Thema. Ich bin gespannt, ob dieses Hochgefühl irgendwann aufhört, wenn ich daran arbeite. Aber ich glaube, das wird dauern. Aktuell werde ich innerlich jedes Mal zum glücklich hopsenden Flumi, wenn ich über mein Projekt reden darf.
TGIF. Ernsthaft. Nach einem absurden Arbeitstag (Man will meinen Sandkasten womöglich verschieben *mit Fuß aufstampf*) konnte es nicht genug Steak und Gin Tonic und Fußball geben. Meine Güte.
Wozu der Sturm, bzw. das Gewitter, das da über uns hinweg zog, auch sehr passend erschien. Ich freue mich ja wie ein kleines Kind über ordentlich Wind und Blitze. Also so lang, bis ich am nächsten Morgen irgendwohin muss und kein Zug fährt.
Aber wo ein Wille – und so verbrachte ich Samstagnachmittag mit Apfelkuchen und guter Unterhaltung.
Sonntag fand ich mich dann zunächst beim Ramosgroupie wieder und durfte die vor sich hin gedeienden Katzen bespassen. Sie sind sehr niedlich und ein bisschen doof. (Ich bin die geborene Crazy Cat Lady, nur momentan ohne Platz oder Zeit für eine eigene Katze.)
Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Inndammfest, wo der traditionelle Steckerlfisch verspeist wurde (Grund 738 niemals Bayern zu verlassen: Steckerlfisch.) und wir uns, ebenso traditionell, in einem Gespräch mit älteren Herren widerfanden. Eine bestimmte Generation vermutet uns, Ort egal, zu kennen oder zumindest mit uns über das Leben philosophieren zu können. Tatsächlich fand man natürlich eine Querverbindung zum Opa vom Kerl vom Ramosgroupie, ganz Dorf halt. Wäre ja auch furchtbar, wenn nicht.
Ganz am Ende hatte der Sonntag noch ein Zuckerl, denn beim Twitter-Hashtag #Saisonspende ging mir gleich so das Herz auf, dass ich mich zu einer riskanten Sache verleiten lies. (Schaun’s. Fußball ist nicht nur Blödsinn. )
Risiko: 5 € pro Karte gegen Vidal an Ärzte ohne Grenzen. https://t.co/0YAADotMSY
— Isabella Donnerhall (@DonnerBella) August 20, 2017
(Herr Vidal ist der mit der fiesen Frisur und vielen Tätowierungen. Sie wissen schon. Genau, der.)
Ein Puschel-Wochenende wie es im Buche steht, das war dringend notwendig.
P.S.: noktoberfest.tumblr.com – Die Saison ist eröffnet.
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