Montag war noch als freier Tag eingetragen, also noch ein letztes Mal zur Ärztin und okay für Pläne geholt, dann daheim, wie Frau Gröner es nennt, rumgepuschelt. Aufgeräumt, mit Besen und Lappen hantiert, Fenster aufgerissen, sogar Teppiche geklopft. Plötzlich fühlt sich die Wohnung wieder sehr groß an. Gut, vielleicht sollte ich mich endlich mal für die nächste Runde Möbel entscheiden. (Ich habe SEHR KONKRETE Ideen davon, wie mein Heim aussieht.) Fix und fertig gewesen, also Genesungs-Pommes und Couch.
Dienstag dann ab ins Büro, mit Zug und S-Bahn als Kulturschock. Nach knapp zwei Wochen Isolation sind diese Menschenmassen eine echte Herausforderung. Vormittags dann versucht die entstandenen Lücken zu füllen, Emails gelesen und am Ende eine Art De-ja-vu-Schleudertrauma erlitten weil das ‚ Abteilung X und Abteilung Y sprechen sich nicht ab, sondern briefen einfach widersprüchliche Dinge an uns‘ von vor zwei Wochen exakt so schon wieder aufschlug. Friedensprozess angeleiert.
Nebenher mal wieder über die TL gestaunt, die sonst gern Achtsamkeit und Respekt gegen Andersdenkende predigt, aber angesichts von der Floskel „kurzes Kleid“ beim Dresscode einer Einladung des Bundespräsidenten und einer Krankenkasse (von vielen) die homöopathische Behandlungen übernimmt, komplett frei dreht. Ersteres ist Etikette und als Fan von angezogenen Menschen (ich weiß, meine konservative Seite bricht wieder durch), kann ich mit dem Code für „keine lange Robe, kein Mini“ durchaus leben.
Bei der Homöopathie schlagen ja zwei Herzen in meiner Brust (kann man bestimmt behandeln.) Da ist die logische Anhängerin der Wissenschaft, die in unserer aufgeklärten Gesellschaft gern eine klare Trennung zwischen Glaubenssache und Medizin sähe. Und da ist der Teenager, der sich vor Migräne das Leben nehmen wollte, auf kein Medikament reagierte aber durch ein paar Nadeln eines fachkundigen chinesischen Arztes Heilung erfuhr. Es ist kompliziert.
Was man zur Behandlung empfehlen kann: Nach einem kräftezerrenden Arbeitstag auf der Couch liegen und zusehen, wie der Herzensverein dem geschwächten Gegner erst ein bisschen Luft zufächelt, um dann umso brutaler zurück zu kommen. Man fängt an dieser Truppe alles zuzutrauen.
Mittwoch immer noch mit Bonnie Tyler – Stimme unterwegs, aber schon fröhlich in Meetings und am Telefon rumhängen. Ich weiß, dass mit mir etwas nicht stimmt, ich bin mir nur nicht ganz sicher was.
Die letzten Folgen der Grippe kletten sich über die Woche an mich, wie ein Kerl, der kein Nein versteht. Ich brauche also einerseits locker noch meine Sammlung von Tee, heißem Holunder und Hustenbonbons auf und kompensiere die letzten Wochen andererseits mit Appetit auf richtig kaputtes Zeug. Am besten frittiert oder zwischen zwei Burger-Hälften. Zu letzteren treffe ich mich Freitag mit dem Schwesterherz, die, wie das die meisten halt so um die 30 machen, grade große Hebel im Leben umlegt. Erstmal drauf anstoßen.
Ich glaube manchmal, wenn ich mir einen Job bauen könnte, dann wäre es das Begleiten von Menschen, die beruflich an neue Ufer wollen. Mit Bewerben und Fortbilden und unterstützen. Ist halt erst ab so Manager-Typen lukrativ und die sind nicht mein bevorzugtes Klientel. Soziale – ohne sie bricht alles zusammen, aber genau darum können sie sich nix leisten. Frechheit.
Das eigentlich aktiv geplante Wochenende dann doch eher so…verbracht halt. Weiterhin Ingwertee statt Milchkaffee und langsam nervt es sehr. Aber Ingwertee bei Sonnenschein auf dem Balkon mit Innblick, das geht grade so.
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