KW Zweiundzwanzig/Dreiundzwanzwig

Langsam werd ich müde vor lauter Ambivalenz. Yay sinkende Zahlen, yay mehr Impfungen, aber halt auch Blergh keiner hält sich mehr an was und blergh damit wird jetzt auch noch Wahlkampf gemacht. Nachrichten frustrieren mich wahnsinnig, Menschen, die mir Nachrichten lückenhaft nacherzählen oder mir gleich dazu erklären, warum das Blödsinn ist, frustrieren mich noch mehr.

Letztendlich möchte ich nur noch auf meinem Balkon sitzen, aufs Wasser gucken und so vor mich hin existieren. Gut, eventuell bin ich urlaubsreif. Zuletzt hatte ich theoretisch 4 freie Tage, aber die fielen der Vorbereitung der Schwesternvermählung anheim. Außerdem wird es warm und ich bin sehr damit beschäftigt meinen Körper zu hassen, der zu viel Raum einnimmt, dem dauernd irgendwas weh tut und der halt ganz generell nicht sommergeeignet ist. Ich kann nicht barfuß oder in Flipflops laufen, ich kann überhaupt nur sehr begrenzt laufen, dieser Organismus verweigert sich jeder sommerlichen Leichtigkeit, Spontanität und Unkompliziertheit und so sehr ich an mir arbeite, ich verabscheue ihn dafür schon arg.

Besonders auffällig ist das dann natürlich, wenn man mit einem Rudel normschöner junger Frauen auf Jungesellinnenabschiedstour am Lago die Bonzo (aka Tegernsee) unterwegs ist und sich einfach wie die begleitende Gouvernante vorkommt, vom Anblick der Fotos ganz zu schweigen. Geimpift, gechipt und vereinzelt schon gebräunt charmiert sich so eine Gruppe ganz eingespielt durch Gastronomie und Abenteuer, quasi mit einkalkuliertem hofiert werden.

Vielleicht bin ich auch gut im Planen, weil ich nie auf die Idee gekommen bin, dass jemand mir Dinge möglich macht oder mir weiterhilft, weil ich niedlich oder sowas bin. Und womöglich hab ich eine scharfe Zunge entwickelt, weil ich so entsetzlich tumb, polternd und unästhetisch bin, wer weiß. Bitte kein Mitleid, in 90% der Zeit bin ich ganz okay damit wer ich bin, ja sogar ganz froh drum in keine Mädchenfallen zu tappen, aber die ersten Sommerwochen, die sind einfach immer schwierig.

Ich turne dann möglichst lange Videos nach, freue mich einerseits, dass ich mithalten kann, bin aber trotzdem nicht das, was ich fit oder stark nennen würde. Vielleicht muss ich das mal wirklich mit Plan angehen. Ich will Muskeln, die innere Zähigkeit auch nach außen tragen. Hm.

Wenn man dann eh schon beim Rumhadern ist, kann man auch gleich noch begleitend Sinnkriseln, das passt halt. Darum gleitet der Kopf nebenher immer so in die Abteilung „was tu ich den hier und will ich das so ab“. Klar, weil jetzt hab ich den Job, den ich immer wollte, mit den Optionen, die ich mir immer vorgestellt hab und die Kollegen sind nett und das Geld okay und ich fange natürlich an zu überlegen, ob es die ganze Verantwortung und Kommunikation wirklich sein muss. Ich bin einfach auch zu merkwürdig.

Gottseidank war Eishockey-WM und u21-EM und jetzt ist Erwachensen Jungs-EM. Solange fand ich es albern und blöd, dass Profisport unbedingt wieder stattfinden muss, aber ein bisserl froh bin ich über die Ablenkung dann doch. Über die Euphorie, die Geschichten, das gemeinsame Thema das man hat, ohne, dass es gleich so ganz dramatisch ist. (Was auch nicht stimmt, siehe Dänemark-Finnland, ist das alles fürchterlich.)

Eine Wurzel des Problems ist mit Sicherheit, dass ich zu viel Zeit habe, um mir diese Gedanken zu machen. Zu wenige Routinen, zu wenig Zeit, die automatisch vergeht, weil ich sie mit notwendigen Dingen verbringe. Langsam werd ich dann doch mal wieder ins Büro fahren, um die innere Nabelschnur zeitlich mit Kaffee und Smalltalk zu substituieren. So dramatisch ist die Situation nämlich.

Ich habe es zuletzt mit schlechten Serien (Suits – wieso hatte das mehr als zwei Staffeln, wenn immer dasselbe passiert??), mit guten Dokumentationen (I’ll be gone in the dark – Herrje Michelle McNamara, herrje.) und dem fluffigen neuen Buch von Taylor Jenkins-Reid (Malibu Rising ) versucht – es funktioniert wirklich immer nur ganz kurz.

Sagte ich schon, dass ich mal wieder ein Projekt brauche? Und Urlaub. Ein Projekt für den Urlaub vielleicht.

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