Chocolate Chip Medicine

Wenn ich schon „emotionales Essen“ höre. Blergh. Ja natürlich ist es nicht ideal, wenn man bei schlechter Laune erstmal eine Tüte saurer Apfelringe (don’t judge) vernichtet, aber jedes Mal eine Flasche Gin vernichten, etwas kaputt schlagen oder Rumbrüllen kommt jetzt auch nicht so super. Wer jetzt Sport sagt, KANN GLEICH WIEDER GEHEN.

Und überhaupt. Wenn ich eine Packung Käsestangen esse, weil es draußen grau und dunkel ist und ich keine Lust habe Kürbis zu schälen, dann ist das kein emotionales Essen. Das ist nur gedankenloses Essen. (Überlege die ganze Zeit wann ich jetzt essen großschreiben sollte und allein damit macht man ja wieder eine Debatte auf, weil das Verb essen und das Nomen Essen unterschiedlich aufgeladen sind. Ich schweife ab.)

Wenn ich an emotionales Essen denke, dann denke ich an den Moment, als mir nach tagelangem Antibiose-Tropf nichts mehr geschmeckt hat, ich weder Hunger noch Appetit auf Krankenhausfutter hatte und meine Mutter in ihrer Verzweiflung schließlich loszug und mit einem Döner zurückkam. Den habe ich ziemlich emotional gegessen.

Oder an dem Tag als mein Vater starb und ich nicht wusste wohin mit mir, weil die Trauer mich nicht recht erreichen wollte – ich habe gekocht. Pasta mit Käsesauce.

Der Clan macht das seit Generationen so. Es gibt etwas zu feiern? Torte! Etwas ist fürchterlich? Braten. Oder Mehlspeisen. Im Zweifel beides. Das gilt nicht nur für Familie, sondern für alle, die eben gerade da sind. Am Tisch ist immer genug Platz und irgendwie bekommt man alle satt.

Herrschaftszeitn, ich komme vom Thema ab. Aber das ist auch kein Wunder.

Ich war oft diejenige für die aus emotionalen Gründen etwas zubereitet wurde. Oder besser, um mich wieder aufzurichten, weil meine Gesundheit, mein vermalledeiter Körper mich mal wieder in meine Grenzen gewiesen hatte. Da kann er sehr kreativ sein.

Wahrgenommen hab ich das immer nur als Zuwendung. Ich war dankbar, heilfroh darüber Menschen in meinem Leben zu haben, die so etwas tun. Die Suppe bringen oder Notfall-Pfannkuchen machen. (die Flachen. Um Himmelswillen.) Was mir bis heute nicht klar war – es ist auch emotionales Kochen. Kümmern.

Etwas tun, um etwas zu tun, weil man nichts tun kann.

Ich backe momentan öfter. Werde es vermutlich noch eine Weile tun. Mehr fällt mir nicht ein, im Angesicht der Sorge um jemanden in meiner Nähe. Auch, wenn der Hunger oder der Appetit nicht immer da sein werden. Ich war solange die, um die sich gesorgt wurde, ich hab nie gelernt wirklich Sorgende zu sein. Selbst als mein Vater krank war und wir wussten, dass wir einem Ende entgegenblicken war da etwas Trotziges. Eine bajuwarische Art von Carry On.

Die Prognose ist dieses Mal besser, viel besser. Aber die Strecke wird härter, unverdrängbarer. (Bevor jetzt spekuliert wird: Ja, es ist genau die üble Prozedur und der große Bösewicht an die grade alle denken, aber wie man uns sagt, die handzahme Variante davon.)

Ich kann da sein und über triviale Themen reden. Dinge besorgen, erledigen. Kekse backen. Am Rest muss ich wohl jetzt arbeiten.

(Warnung? Das Rezept ergibt verdammt viele Kekse, aber alles andere sehe ich auch irgendwie nicht ein.)

der definitive Keks

Ein Cookie mit Kann-nicht-aufhören-zu-essen Konsistenz und Glücklichmach-Faktor
Zubereitungszeit 25 Minuten
Gericht Gebäck
Portionen 6 Bleche

Kochutensilien

  • Backofen auf 180° vorheizen, Backblech mit Backpapier belegen

Zutaten
  

  • 4 St. Eier
  • 500 gr brauner Zucker
  • 250 gr Butter
  • 2 Päck. Vanillezucker
  • 350 gr. Haferflocken
  • 150 gr Erdnussmus (Wirklich, Mus – nicht Erdnussbutter.)
  • 500 gr Mehl
  • 1 Päck. Backpulver
  • 1 Päck. Natron
  • 1 Prise Salz
  • 2 EL Mineralwasser
  • 400 gr Chocolate Chips / gehackte Schokolade

Anleitungen
 

  • (weiche) Butter, Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen. Eier nacheinander dazu und alles zu einer glatten, hellen Masse aufschlagen.
    Erdnussmus und Haferflocken einarbeiten. Die Masse solte jetzt schon relativ dick sein.
    Mehl, Natron, Backpulver und Salz mischen und unter die Masse ziehen. Der Teig sollte jetzt richtig zäh sein. Den Schluck Mineralwasser dazugeben.
    Am Ende die Chocolate Chips einrühren.
    (Als Alternativen bereits getestet: getrocknete Cranberries, weiße Schokolade und Erdnüsse. Demnächst geht eine Variante mit Walnüssen, Zimt und Kardamon in Produktion.)

Tipp: Den Teig vorm Backen kurz in den Kühlschrank stellen

  • Aus dem Teig Kugeln ungefähr in Kastaniengröße Formen und mit genügend Abstand auf dem Blech verteilen. 12-15 Minuten bei 180 Grad in den Ofen. Die Cookies können raus, wenn sie noch nicht ganz fest sind – sie trocknen dann und fallen nicht zusammen.

Pro-Tipp: Einen Teil vom Teig in Eiswürfel-Formen füllen und einfrieren

  • Die muss man nämlich an schlechten Tagen nur noch rausnehmen, antauen lassen, aufs Blech packen und 15 Minuten später hat man warme, duftende Cookies.
Keyword chocolate chip, cookie, keks
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