„Wenn ich das entsprechende Talent hätte, ich hätt‘ Schreiner gelernt.“, höre ich mich am Wochenende sagen. Der unverschämte Sonnenschein hat mir Energie eingeflößt und neben allgemeinem Aufräumen und Einkaufen schaffe ich auch noch ganz locker die Grundreinigung vom Balkon plus Tomatenanzucht. Nach der Grippe und zwei Bürotagen aus der Hölle möchte ich meine Zeit mit Möbelaufbauen, Erde umfüllen und Dinge wegwerfen verbringen. Wäre ich besser mit Menschen, ich wäre eine MariKondo geworden, bewaffnet mit Etikettiergerät, alphatebischen Registern und Müllbeuteln. Mein Problem ist nie das Aussortieren, sondern das fachgerechte Wegwerfen/ Weiterveräußern. Again: Die Sache mit den anderen Menschen.
Ich kaufe Tulpen, es gibt Käsekuchen. Käsekuchen muss noch warm sein.
Die neue Woche bekomme ich nicht zu fassen, sie entzieht sich mir wo sie kann. Ob im Büro oder in der Kommunikation mit Anderen, es ist, als wären alle auf einem Rave und ich möchte aber Bach hören. Vorsichtiges Herzfassen und jemanden fragen, der sich mit einer bestimmten Sorte auskennt. Planungen für kleine Fluchten. Schließlich: Ach ja richtig, zuletzt hab ich es mit dem Sport ein bisschen schleifen lassen. Eine Grippe will do that to you. Als ich auf der Yogamatte liege und absichtlich in irgendwelche Bereiche hineinatme klärt sich mein Blick ein wenig.
Während ich mich aus der Kobra strecke, lache ich mich selber dafür aus, dass ich mir wegen einer anstehenden vielleicht stattfindenden Begegnung Sorgen mache. Als könnte ich etwas daran ändern. Contenance ist eh immer schon für die anderen gewesen.
Geändert wird ohnehin, was sich ändern lässt. Da muss auch die Konzentration hin.
Die Kräuter auf dem Balkon wurden gerade erst von der schützenden Folie befreit, wollen aber dafür jetzt ständig Wasser. Mehr, noch mehr. Gib mir Stoff, ich kann die Sonne sehen, hier geht was mit dem Wachstum. Ich will auch wachsen.
Vorsichtshalber – man hat ja was gelernt – schicke ich das Bauchschmerzthema schon mal in die Welt hinaus und arbeite an meiner Atmung. Mal sehen wie lange die Rüstung hält. Der Ärger darüber, dass ich mir hochnotpeinlicherweise darüber Gedanken machen bzw. andere fast schon vorwarnen muss, obwohl ich versucht hatte einen anderen Status Quo zu erreichen, begleitet mich aber durch den Rest der Woche. Sagt einem auch kein Therapeut, dass alle erlangten Fähigkeiten und Erkenntnisse manchmal nix nutzen, wenn man vorher den Fehler gemacht hat einer lausigen Performance auf den Leim zu gehen.
So schwer ich mich mit Veränderungen tue, aktuell gehen sie mir nicht schnell genug, nicht mal annähernd. Vielleicht komme ich jetzt in das Alter wo die ganz kurzfristigen Sachen aber auch einfach nicht mehr tragen. Ein Plan muss her. Mehrere, wohl eher. So wie man mehr als einen Samen einsetzt, damit was draus wird. Oh je, Gärtner-Metaphern. Kein gutes Zeichen.
Das linke, untere Augenlid hört nicht auf zu zucken. Ja ja, ich weiß, ich bin dabei.
Fragen 601-625
601. Worauf achtest du bei jemandem, dem du zum ersten Mal begegnest?
Ich bin niemand der auf bestimmte Dinge achtet, mir können nur Sachen negativ auffallen. Jaja, ich weiß.
602. In welcher Hinsicht könntest du etwas aktiver sein?
Fast jeder. Wobei. Öfter die Schnauze halten, leiser sein und stattdessen…. hm, etwas tun. Anything.
603. Spielst du in deinem Leben die Hauptrolle?
Ja, wobei es beginnt sich anzufühlen, als wäre ich eigentlich nur der Erzähler. (Reader: She was confused.)
604. Welcher Lehrer hat einen positiven Einfluss auf dich gehabt?
Frau Schm. Mit dem simplen Satz „Du musst doch schreiben.“, als es um meine Zukunftsplanung ging.
605. Was würdest du am meisten vermissen, wenn du taub wärst?
Musik, doch, ja.
606. Über welche Nachricht warst du in letzter Zeit erstaunt?
Wir schreiben das Jahr 2019, niemand hat mehr die Kraft überrascht zu sein.
607. Wärst du gern wieder Kind?
Nein, oh gott, bloß nicht, niemals.
608. Was kannst du stundenlang tun, ohne dass es dir langweilig wird?
Mir wird nicht langweilig, ich habe ja diesen Kopf in dem ständig der Teufel los ist. Die Zeit vergessen kann ich beim Dinge sortieren.
609. Wann warst du zur richtigen Zeit am richtigen Ort?
Was mich bis heute verblüfft: Als ich im Herbst 2002 in stationärer Behandlung war, hatte die Zimmergenossin eine Frauenzeitschrift dabei in der ich blättern durfte. Zu einem fürchterlichen Bericht über junge Asiatinnen, die sich unter Schmerzen die Beine verlängern lassen, stand in einer Infobox ein Hinweis auf einen deutschen Arzt, der eine neue Methode für die Korrektur und Verlängerung von Extremitäten gefunden hatte. Es dauerte danach noch ein Jahr, aber genau dieser brillante Chirurg reparierte mein Bein samt Fuß und Zehen. Anders hätte ich heute noch nicht von ihm gehört. (Which is a whole ‚nother problem.)
610. Denkst du oft darüber nach, wie Dinge hergestellt werden?
Als ich vor kurzem ein Regal zusammengebaut habe, konnte ich 10 Minuten begeistert über die neue, bereits im Brett eingelassende Verschraubung des mittleren Bodens reden. Ja, doch, schon.
611. Welchen kleinen Erfolg konntest du zuletzt verbuchen?
Ich konnte zuletzt mehrere drastische Impulse unterdrücken. (Reader: She was wrong.)
612. Wirst du am meisten jünger oder älter geschätzt?
Es kippt gerade, weil dieses Gesicht schon so lang so aussieht. Schon als Teenager ging ich als Mittzwanziger durch. Jetzt, wo ich mich Mitte 30 nähere, gehe ich wohl noch für Ende 20 durch. So I’ve been told.
613. Wann hast du zuletzt Sand zwischen den Zehen gespürt?
Letzten Sommer, am Chiemseestrand.
614. Welchen Beruf haben sich deine Eltern für dich vorgestellt?
Nix konkretes, Hauptsache ich gehe lange zur Schule, fülle meinen Kopf mit möglichst viel Zeug und zettele irgendwann eine Revolution an.
615. Welches Gerät von früher fehlt dir?
Hä?
616. In welcher Hinsicht denkst oder handelst du immer noch wie ein Kind?
Ich kann Konflikte nicht nicht austragen. Gras über Dinge wachsen lassen ist für weitaus erwachsenere Menschen als mich. Und ab einer gewissen Eskalationsstufe debattiere ich auch nicht vernünftig, sondern brülle und zerstöre. Nicht oft. Aber…nun.
617. Heilt die Zeit alle Wunden?
Haha. Nein.
618. Bist du romantisch?
Das ist so ein Begriff, von dem ich kaum noch eine Vorstellung habe. Ich kann Aufmerksam sein, ich überrasche Menschen auch gern mit Dingen. Aber dieser Symbol-Quatsch liegt mir nicht.
619. Was würdest du deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?
Triff nie, nie niemals Entscheidungen für dich in Abhängigkeit von anderen Menschen. Auf gar keinen Fall.
620. Was machst du mit Souvenirs, die du bekommen hast?
Größtenteils in sehr hübsche Schächtelchen packen und wegräumen. Ähem. Deko ist nicht meine Stärke.
621. Von wem hast du vor Kurzem Abschied genommen?
Von der Idee, dass alles wieder gut werden könnte.
622. Bist du (oder wärst du) eine Jungenmutter oder eine Mädchenmutter?
Ich, äh…was?
623. Hast du schon mal individuelle Ansichtskarten gestaltet?
Das klingt nach Basteln. Nein, ich bin Bastelverweigerer.
624. Wir würde dich deine Familie beschreiben?
Sie nennen mich kopfgesteuert, weil ich Listen und Pläne mag. Nun.
625. Wonach suchst du deine Kleidung aus?
– muss passen
– darf mich nicht anschreien
– ist kombinierbar und muss nicht gebügelt werden
5
Dido … doch… schön. wieder.
#606 das gilt für so viele Situationen heutzutage … ist leider so.