Eine Sache, eine einzige kleine Sache hatte ich mir für den heutigen Montag vorgenommen: Kein Fußball. Ich wollte nichts hören, nichts sehen und einfach mal alles sacken lassen. Manchmal ist man einfach aufgewühlt. Da helfen auch Fakten nix.
Ja, ich bin Fan des FC Bayern. Aber jetzt langts. DAS BIN ICH NICHT.
So ein unfassbar bescheuerter Drecksbrief.
Und was haben wir nicht immer andere Vereine belächelt, wenn sie ihre Streitereien vor der Presse ausgetragen haben. Und sich rumschlagen mussten, mit irgendwelchen Ultras, die gleich mal das Präsidium komplett auslöschen wollen. Haha, wie kindisch.
Und jetzt kommen diese, mit Verlaub, Vollspacken und nehmen sich heraus für die FC Bayern-Fans zu sprechen. Ja, sicher.
Natürlich, die Situation ist schwierig, alles irgendwie unsicher und die Leistung der letzten Wochen indiskutabel. Und, ja, über die Personalpolitik lässt sich streiten. Aber so? Zur Verdeutlichung:
Wir schreiben den Sommer 2009, der Vorstand kündigt groß an, auf der Position des rechten Verteidigers was zu unternehmen. Die Position wird als eine von zwei Schwachstellen (neben dem Torhüter) ausgemacht. Was jedoch dann passiert, führt bei den jedem Bayern-Fan nur zu Kopfschütteln. Im Tor passiert nichts, es wird weiter mit den Unsicherheitsfaktoren Rensing und Butt geplant, die nicht einmal in der Bundesliga höheren Ansprüchen genügen. Fehleinschätzung Nummer Drei.
[…]Michael Rensing genügt schlichtweg nicht den Ansprüchen des FCB. Doch Alternativen gab und gibt es genug – Sebastien Frey, Samir Handanovic, Artur Boruc, René Adler, Tim Wiese und nicht zuletzt Robert Enke.
Ah ja, unsere geliebte Torhüterdiskussion. Ohne die geht es euch nicht gut, oder? Dann wollen wir mal über die Jahre vor J.K. sprechen. In der Saison 2007/2008 lies man, den ja so untauglichen Michael Rensing immerhin 10 mal in der Bundesliga, 1x im Pokal und 6x (!) im UEFA-Cup aufs Bayern-Tor aufpassen. Und in meiner Erinnerung waren alle ganz beruhigt. Das war einer, den konnte man ranlassen, wenn Oli weg ist.
Und auch in der nicht vollkommen unerfolgreichen zweiten Mannschaft hat man sich auf ihn verlassen.
Dann kam die Saison 2008/2009. Dann kam das trojanische Pferd. Und die im Jahr davor stabilste Abwehr der Liga verwandelte sich, bei gleichem Personal, in Wackelpudding. Und an allem ist der Torhüter schuld. Genau. Es war ja nicht so,dass Demichelis plötzlich rechts und links nicht mehr auseinander halten konnte oder Lucio eher planlos im Strafraum rumrannte. Nein, mit einem guten Torhüter wäre das alles nicht passiert. Warum auch mal über Zusammenhänge nachdenken.
Ich sage nicht, dass Rensing der nächste Kahn ist. Aber zwischen Weltklasse und nicht Bundesliga-tauglich, da liegen Lichtjahre. Lichtjahre, die mancher Fan wohl geistig nicht überwinden will.
P.S.: Allein für die Erwähnung von Tim Schmierlappen Wiese gehört euch die Dauerkarte entzogen. Aber ihr hättet es ja wahrscheinlich auch noch verstanden, wenn sich JK mit seinem Wunschkandidaten Lehmann durchgesetzt hätte.
Der Holländer Braafheid kann wohl jetzt bereits in die Kategorie Rau eingestuft werden, der absolut nicht das Niveau des FC Bayern hat. Fehleinschätzung Nummer Fünf.
Eine Vorbereitungsphase und 3 Spiele in der Bundesliga, die er nicht alle durchgespielt hat, aber ihr könnt euch ein Urteil bilden? Ihr wisst es besser als alle Anderen und könnt in die Zukunft schauen? Klar, Leistungen in der holländischen Nationalmannschaft und mögliches Entwicklungspotential kann man ja auch locker auf die Seite schieben. Außerdem, warum nur über Konzept und System sprechen, wenn man so schön auf einzelne Spieler eindreschen kann, hat doch viel mehr Stil.
Personelle Fehlgriffe sind insbesondere im Mittelfeld erkennbar. […]
Die Fehler wurden erkannt, Hleb wird 2008 als Pendant ins Visier genommen. Doch anstatt zu handeln, vertraute man weiter auf einen Spieler, der seit Jahren stagnierte und keine Entlastung herbeiführt: Schweinsteiger. Als Fan, als Fussballzuschauer erkennt man jeden Samstag und jeden Mittwoch, dass dieser Mann nicht in der Lage ist, Ribéry zu entlasten.
[…]
Sieht man sich das Jugendidol heutiger Fangruppierungen rund um den Rekordmeister an, so mutet dieses Gesetz veraltet, ja beinahe absurd an. Bastian Schweinsteiger, 25 Jahre alt, Vize-Europameister. Muss man sich fragen, weshalb dieser Mann, der weder unter Magath noch Hitzfeld, geschweige denn Klinsmann, der vor allem auch ihn jeden Tag ein bisschen besser machen wollte, konstant zu überzeugen wusste, beim Rekordmeister so selten wie kaum ein anderer zur Disposition steht? Darf man sich fragen?Oft hat der geneigte Fan das Gefühl, der Mann, einst ein Hoffnungsträger hinter Spitzen, erst auf die linke, dann auf die rechte, und zuletzt doch wieder in die Zentrale verschoben, hat nie seine Position gefunden im Verbund des FC Bayern. Kritik wurde oft wegdiskutiert, selten initiiert.
Ach was reg ich mich überhaupt noch auf. Es hat ja schon Tradition, das Basti-Bashing. Klar, einer der als Identifikationsfigur fungiert, der kämpfen kann und dessen Herz am Verein hängt kann nix taugen, ist ja auch kein van der Vaart. Was Bastian Schweinsteiger angestellt hat, dass seine Leistung immer unabhängig vom Rest bewertet wird und es demzufolge völlig egal ist, dass er sich letztes Jahr auf rechts irgendwie über Wasser halten musste, mit Lell im Schlepptau, während auf der anderen Seite Lahm, Ze und Ribery liefen, ich weiß es wirklich nicht. Ja, er kann mehr. Aber vielleicht wäre das leichter abzurufen, wenn Fans und Medien nur mal ein paar Momente nicht mit Argusaugen über jeden seiner Schritte wachten. Phillip Lahm war nicht vom ersten Tag an Weltklasse. Martin Demichelis saß anfangs auf der Bank. Frank Ribery passieren Fehlpässe. Nur, darüber regt sich keiner auf. Vielleicht sollte sich der ein oder andere Fan mal fragen, ob man mit Schweinsteiger noch so hart ins Gericht gehen würde, wäre er einer von den netten, harmlosen Kerlen. Und würde er weniger fotografiert und interviewed werden. Und hätte er nicht diesen blonden Wahnsinnshasen an seiner Seite.
Um mal eure drängendste Frage zu beantworten: Wieso hängen alle so an ihm?
Eben weil er sich nicht perfekt entwickelt. Weil er unkonstant ist. Keine Karriere beim FC Bayern passt so gut zur Entwicklung des Vereins, zur Gemütslage der Fans, zum Gieren der Presse wie Bastian Schweinsteiger. Deswegen ist die Formulierung im Brief auch so verdammt entlarvend. Jugendidol, Hoffnungsträger, das ärgert euch. Das hat er in euren Augen nicht verdient. Weil ihr Experten allein am besten wisst, was dem FC Bayern würdig ist.
Klar.
Anders gesagt:
Uns würde es eher stolz machen, wenn Spieler wie Sneijder, van der Vaart oder Robben unser Trikot überziehen würden.
WARUM? Um Himmels Willen, WARUM DENN NUR?
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Ich gebe zu, ich bin kein Experte. Ich habe selbst nie gespielt. Ich bin nicht jedes Wochenende im Stadion. Ich unterscheide Fußball in schön und aufregend oder wenigstens kämpferisch und langweilig oder destruktiv. Ich bin da simpel. Das sind die meisten Fans. Dafür sind wir emotional. Gerade momentan. Und ich unterstelle jedem Fan und dem Vorstand das Gleiche. Niemand hat hier absichtlich irgendetwas angerichtet.
Und wir können gerne miteinander darüber reden, wir sollten sogar. Aber Anklagen und Vorwürfe allein bringen keinen weiter. Sie generieren nur neuen Stoff für die Medien.
Und das, Freunde, ist unter unserem Niveau.
Das hier, ist der FC Bayern. Unser Niveau ist ein ganz anderes.
Erst wenn sogar die Fans anfangen, daran zu zweifeln, haben wir ein wirkliches Problem.