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Kyrie eleison – Ableben mit Stil

Heute war ich auf einer Beerdigung und, bevor man mir jetzt hier Beileid wünscht - die Dame war eine Bekannte, hatte mehr als 8 Jahrzehnte auf dem Planeten verbracht und mein Leid hält sich in Grenzen. Viel mehr bin ich an ihrer Stelle ein wenig angesäuert. Weil, Sterben ist das eine und das soll jeder so handhaben wie er will. Bei traditionellen Beerdigungen aber gibt es einen Niveau-Threshold, also einen Schwellenwert, will ich meinen. Die folgenden Dinge sind nicht alle bei einer Beerdigung passiert, aber so gesammelt als Worst-Case umso beeindruckender. Folgendes: Dass die kleine Gemeinde keine Kirche in ihrem Zentrum, sondern ein wie auch immer geartetes Gemeindezentrum ihr eigen nennt, ist ja noch gar nicht das Problem. Auch, wenn der bekannte europäische Katholiken-Prunk mit seiner zielgerichtet einschüchternden Wirkungen schon seinen Grund hat. Aber sichtbare Stahlträger, Wände aus Wellblech und die sauerstoffbedingte Notwendigkeit die Tür durchgehend offen zu halten, wodurch der auf der danebenliegenden Bundesstraße vorbei knatternde Bulldog Traktor mitten in die Predigt plärrt? Braucht's des? Ja, ich weiß, ich klinge Spießig. Aber zefix nomoi, wofür denn der katholische Zinober wenn nicht für Barock und Brimbamborium? Ich frage Sie - wofür? Was ja allein nicht das Problem gewesen wäre. Aber in Anbetracht von Ministranten deren Hoodie-Kapuze hinten raushängt (!) und einem beachtlichen Gemeindeanteil von älteren Damen, die notwendiges zur Seite rutschen für zusätzliche Sitzplätze mit offensichtlichem Missfallen goutieren, fallen einem andere Dinge erst recht auf. So wie ein Pfarrer der augenscheinlich den Beruf verfehlt hat. Jetzt wird die kleine Gemeinde normalerweise von einem sympathischen Priester aus dem Kongo betreut. Aus mir unbekannten Gründen traf die Trauergemeinde heute auf einen womöglich spätberufenen und umso in sich gekehrten Gottesdiener, der seine willkürlichen Pause und monotone Art eventuell sogar für atmosphärische Kunstgriffe hielt, aber etliche ratlos ob des weiteren Ablaufs des Zeremoniells zurück lies. Sekundenlanges Sitzen zwischen den Ministraten, obwohl es noch gar nicht Zeit für das Gebet ist? Von einem stichpunktartig vorgetragenen Lebenslauf der Verstorbenen mal ganz zu schweigen. *Notiert To-Do, um für alle engeren Familienmitglieder schon mal flüssige, mit Highlights gespickten Laudationen zu präparieren* Weiß Gott (ha. haha.), ich wurde bis hierher an der Altar-Entertainer-Front womöglich verzogen. Hatte ich doch bis heute hauptsächlich enthusiastische, musikalische und bisweilen ausufernd inszenierende Kanzel-Inhaber erlebt. Pro-Tipp: Wenn man nach mehreren Berufsjahren in einem Job mit wenigstens regelmäßigem Musik-Bezug merkt, dass man weder Timing noch Töne trifft - ist es auch vollkommen okay Glaubensbekenntnisse etc. einfach aufzusagen. Ehrlich. Den Sing-Sang liefern wir dann halt selber. Apropos Sing-Sang. *holt tief Luft* *schluckt die ersten drei Reaktionen* *bedenkt Nachwuchs-Probleme und Proben-Aufwand* Was die Sippe Donnerhall ja eint ist: Wir neigen nicht zum Pokerface. Im Gegenteil. Wir sind die, die völlig unangebracht in Gelächter ausbrechen. Wir sind die, die im Moment als der Kirchenchor über mehrere Sekunden verteilt und mit bemerkenswerten Variationen der Tonart ins Kyrie eleison einsteigt alles tun, um uns zusammen zu reißen oder wenigstens nach unten zu schauen. Aber es hilft ja nichts. Sollten wir uns also einmal als Gast auf einer Beerdigung begegnen - es kann sein, dass ich kurz die Kirche verlassen muss, um meiner Entrüstung/Unterhaltung Luft zu machen. Nichts wie ungut. Egal wie simpel die Musikauswahl (und ich meine: wirklich simpel), sich blind darauf zu verlassen, dass ein ordentlicher Kirchenchor die Standards auch im Halbschlaf ordentlich raushaut, ist eine Fehlannahme. Wirklich, ich meine es gut. Stellen Sie sicher, dass die gewünschten Lieder sitzen. Oder bitten Sie jemanden sich darum zu kümmern. Jemanden mit Gehör. Sollten Sie jetzt aus lauter Vorsicht auf die Technik statt die Menschen vertrauen und schon mal beschließen, dass ein Lieblingslied der gegangenen Person auch vom Band kommen darf: Ja, aber um Himmelswissen, stellen Sie sicher, dass sich jemand um die korrekte Zuordnung von CD, Zeitpunkt und Songauswahl kümmert. Der Moment, in dem statt des getragenen "Heast as nit" von Hubert von Goisern sein "Hiatamadl" erklingt, bleibt allerdings allen Trauergästen in Erinnerung. Auch eine Möglichkeit. Im Idealfall passt ein solcher Fauxpas ohnehin perfekt zum Humorverständnis des Verblichenen. Ist der kirchliche Teil der Beerdigung - hoffentlich zügig, denn so ein Tag ist für alle Angehörigen lang - erledigt, gilt es leider selbst noch am Friedhof auf Details zu achten. Die Schilderung einer Freundin, die dabei war als ein Sarg langsam abgesenkt werden sollte und stattdessen aufgrund einer Fehlkalkulation von Friedhofsseite schlicht hängen bzw. stecken blieb, ist mir bis heute eine Warnung. Was ich, glaube ich, sagen will: Es macht keinen Spaß darüber nachzudenken wie man beerdigt werden will, kann aber vielen Menschen vieles ersparen. Erwischen kann es einen jederzeit, also vielleicht schon mal über die Song-Auswahl sinnieren. Falls Anregungen benötigt werden: In der Sippe Donnerhall wurden bereits Wünsche nach einer Gospel-Dixie-Beerdigung, Dudelsackpfeifern, Jagdbläsern oder wenigstens einer Brass-Band geäußert. Und für'd Leich Gschwoine mit Soß. Aber das nur so nebenbei.
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Podcast is the new black

Oder Bavaria in diesem Fall. Jedenfalls, sollte es irgendjemand noch nicht mitbekommen haben: Sie castet jetzt auch noch. Über Bayern. Weil, irgendjemand muss sich der Sache ja annehmen. Bavariacast.de
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2015

ist den rückblickenden Blogeintrag eigentlich nicht wert. Wollen wir mal nicht so sein. hidden spots Eine Sache an die ich dieses Jahr öfter denken musste, ist der Fakt, dass mein Vater zu einem Zeitpunkt in meinem Leben drei gleichzeitige Unfallversicherungen für mich abgeschlossen hatte. Nicht absichtlich. Aber jedesmal wenn sich die Chance ergab, fiel ihm die Tochter mit der höheren Unfallgefahr ein und er sagte zu. Ich weiß nicht, ob meine Schwester jemals eine hatte. Jedenfalls, wenn es diese Art von Versicherung auch für generelle Unwegbarkeiten geben würde, ich hätte 2015 alle drei gebraucht. Gesundheit, Job, menschliche Verwicklungen - überall große, robuste Steine, die in der Gegend rumstanden und die Sicht verdeckten. Im Bereich Gesundheit sogar buchstäblich. Natürlich kann man jetzt anfangen und darüber reden wie wahnsinnig lehrreich das alles war und wie man nicht gewachsen ist an all dem und die innere Stärke, yada yada yada. Was ein Blödsinn. Wenn 2015 mir irgendwas gebracht hat, dann eine Null-Bullshit-Toleranz. Wer mich kennt, weiß, dass die bisher schon sehr gering war und meine Art das dann auch noch anzusprechen mir hauptsächlich Ärger gemacht hat. Whatever. Ich glaube im Übrigen, dass ich langsam verstehe wie Angela Merkel tickt. Mit jeder AfD-Äußerung, mit jeder Seehofer-Idee oder Söder-Tweet wird ihre Bullshit-Toleranz geringer und sie zieht ihr Ding erst recht durch. Hätten diese Hanswurschte es subtiler versucht, wäre vielleicht sogar über Vorschläge geredet worden, aber wenn Horsti der Doppelzüngige Bayernkasperl es immer erst im Bierzelt verkündet, redet sie erst gar nicht mehr mit ihm. So mache ich das jetzt im Grunde genommen auch. Ich setze mich nicht mehr mit allem auseinander, nehme es auseinander und versuche auch die kleinste Kritik nachzuvollziehen. Wenn ich merke, dass etwas nur passiert weil eine andere Person grade eine Woche lang keine Kohlehydrate hatte, schlecht geschlafen hat oder sich an meiner polarisierenden Persönlichkeit stört, dann lasse ich es an mir abprasseln. Dann höre ich lieber Leuten zu, die etwas zu sagen haben - selbst, wenn ich damit nicht einverstanden bin. Aber andere Sichtweisen sind ja nur das was hinter dem eigenen Horizont liegt, das kann man sich schon mal anschauen. Ach und 2016? Wenn ich in Zukunft Ärzte kennenlernen will, dann weil sie charmant sind, nicht weil sie an mir rumschneiden. So als Gedankenstütze. {Es muss kein Arzt sein, um Himmelswillen.} Vorsätze sind eher doof, aber Ziele setzen ist wichtig. Darum: 2016 werden Dinge endlich durchgezogen, fertiggestellt und erst bewertet wenn sie vorbei sind. Erfolgserlebnisse zum Selberbasteln also. Zuletzt: Danke, Internet-Menschen. Ihr habt dieses Jahr noch stärker als sonst besser gemacht. 2016 trinken wir wieder öfter zusammen. Ich mach socialising nur noch mit Leuten, die wissen was ein Hashtag ist. Das war es eigentlich schon mit den Vorsätzen.