Was gut war: KW 18, 2017

Bajuwarische Feiertage, my love.

Rumgammeln, mit dem neuen Silberling vertraut machen (read: Windows verfluchen, Dual-Boot Linux installieren, noch mehr fluchen) und endlich mal wieder eine schnelle 5-Stunden-Bolognese ansetzen, in der Großfamilienportion. Damit ist der Tag gefüllt, ohne, dass man sich irgendeiner Art von Stress ausgesetzt hat. So sollte das viel öfter sein.

Grade momentan. Kurz vor Ende der Probezeit geht die Taktung richtig hoch, meine Tage sind bis zum Anschlag gefüllt aber ich lerne eben auch jeden Tag dazu. Es ist exakt so, wie ich es haben wollte. Fast ein bisschen beängstigend. (Man kann sich da auf mich verlassen, ich traue keiner guten Sache, die einfach so ums Eck kommt.)
Vielleicht ist es mein gutes Karma, das Cristiano Ronaldo….aber wir reden ja nicht über Fußball.

Mittwochmorgen in der verspäteten S8 eine entzückende Begegnung mit einer ehemaligen Kommilitonin, die auch vor kurzem im Unterföhringer Medienghetto angefangen hat, allerdings bei einem anderen Sender. Ich bin immer wieder völlig erstaunt darüber welche Personen man sich merkt bzw. wer sich das eigene Gesicht inklusive Namen gemerkt hat. Vielleicht sind es einfach nur die Haare oder die wirre Gesamterscheinung, aber ich habe eine überdurchschnittliche Quote was das erinnert werden angeht. Manchmal finde ich das bedenklich.
Wir haben uns mindestens 6 Jahre nicht gesehen, aber ich wusste ihren Namen und welche Ambitionen sie nach dem Studium hatte. Nach dem klassischen Austauschen von gemeinsamen Horror-Erinnerungen (Prof. G. hat hunderte von studentischen Träumen auf dem Gewissen), kamen wir noch darauf zu sprechen in was für unterschiedliche Richtungen es uns IMUKler (Informationsmanagement und Unternehmenskommunikation, jawohl, ich war Was-mit-Medien der ersten Stunde!) verschlagen hat. Wir gehen demnächst mal Mittagessen.

Ich weiß nicht, ob Sie das wussten, aber ich arbeite in einem etwas merkwürdigen, runden Gebäude. Es soll Stadion-Assoziationen wecken. Okidoki. Jedenfalls schleicht man also große Teile des Tages durch halbrunde Gänge und darum kommen sich bei uns Leute überdurchschnittlich oft entgegen und auf einer Seite muss eine Tür geöffnet / offen gehalten werden. Wozu ich sagen kann: Chivalry ain’t dead. Feminismus hin, Pragmatismus her, die Herren hier im Gebäude halten es zum großen Teil für selbstverständlich den Damen die Tür aufzuhalten, insbesondere wenn wir Notizbücher, Kaffeetassen oder anderes Gedöns durch die Gegend tragen. Und ja, das finde ich erwähnenswert.
Natürlich klappt das auch umgekehrt, aber, vielleicht sollten grade wir Feministinnen wieder öfter erwähnen, dass Manieren die Attraktivität steigern.
(Am Wochenende lernte ich dafür mal wieder das andere Ende der Skala kennen. Weil es gibt im Frühjahr diese Phase, das weiß ich ganz kurz wie sich andere Frauen wohl oft fühlen. Ich gehe einer bestimmten Sorte Herren aus dem Weg, weil die den Unterschied zwischen Kompliment und Belästigung nicht gelernt haben. Wie auch, sie sind im Schnitt in den 50ern großgeworden. Es sind nämlich nicht immer junge Herren mit Migrationshintergrund, sondern grade wenn man eher auf eine sagen wir mal altmodische Art weiblich wirkt, fühlen sich grade ältere Semester dazu aufgerufen mir das auch zu sagen. Was charmant sein kann. Oder ein Horror-Trip – zB. wenn der Herr sich trotz Stock nicht abschütteln lässt oder gar irgendwo hinlangt. Als Studentin stand ich dereinst auf den Bus wartend schräg vor einem solchen, sitzenden Exemplar, das binnen einer Minute von einer netten Bemerkung zu seiner Hand an meinen Waden wechselte. Ausgerechnet die Gruppe, bei der einem beigebracht wird, dass man höflich zu sein hat, kann wohl auch darum umso aufdringlicher werden. Während ich sonst keinerlei Probleme mit einem Nein habe, sind es die potentiellen Großväter bei denen man fast reflexartig in ein höfliches Lächeln verfällt. Fuck politeness. Aber echt mal.)

Als ich am Freitag in einem relativ großen, selbst organisierten Meeting saß und mir teilweise bis dato unbekannte Menschen in Richtung Problemlösung oder besser Prozessoptimierung moderierte, kam mir ein ganz und gar unverschämter, überheblicher Gedanke: Du kannst das. Leute an einem Faden durch den Ablauf führen, nachhaken, bisher übersehenen Ansprechpartner dazu ziehen und sie dann selbst zur Lösung finden lassen. In einer dreiviertel Stunde lösten sich auf die Art mindestens 3 bekannte Flaschenhälse und womöglich fanden sich ganz neue Symbiosen.

Mit dieser Erkenntnis schlenderte ich am Nachmittag noch ins Blutspende-Mobil und fühlte mich für einen Moment sehr in meinem eigenen Leben zuhause. Was nicht so oft vorkommt. Abends hatte ich nach dem ersten Balkon-Bier des Jahres wieder genug Muse, um voller Energie mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft mitzufiebern. (Es soll noch Leute geben, die es nicht wissen, aber, es ist HEIM WM und sie ist FABELHAFT.) In einem echten Adrenalin-Spiel besiegte die bemerkenswert clevere deutsche Mannschaft die USA mit 2 zu 1. Vor einem vollen Stadion in Köln. Das muss der geneigte Leser jetzt nicht verstehen, aber Eishockey hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Das hat geradezu familiäre Gründe. Ich erkläre das vielleicht demnächst mal.

Der traumhafte Samstag bot meinem Dorf mal wieder Gelegenheit sich geradezu angeberisch pittoresk zu geben, mit Hochzeitsgesellschaften, einer Dixie-Band, glücklich in der Sohne frühstückenden Menschen und einem Bienenstock-artig summenden Markt, wo ich unfassbar guten Käse und ein bisschen Antipasti erwarb. Später bibberte ich, wie man das neuerdings macht, mit dem FC Augsburg um die verbleibenden Punkte und befand, dass Gladbach ein unfassbarer Spielverderber ist.
(Wir wollten hier eine Weile nicht mehr über Fußball…aber, mei, Sie wissen ja wie dees is.)

Sonntag: Tiefes, demokratisches Durchatmen von Kiel bis Marseilles. Maybe not all hope is lost.

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