Was gut war: KW 14, 2017

Als ich am Montag durch die Drehtür der Firma komme, fällt mir die lange Schlange an der Rezeption auf. Klar, erster Arbeitstag des Monats, jede Menge neue Leute. Nach nur 4 Monaten gehöre ich dagegen fast zum Inventar. Fast. Unser Team bekommt auch eine neue Kollegin, alles steckt immer noch in einer gigantischen Wachstumsphase.
Der Karma-Schwung vom Wochenende hält an und ich ergattere über Twitter ein Ticket für Bayern-Dortmund in der Bundesliga. Endlich wieder Stadion, und dann gleich so. (Twitter-Menschen <3 )

Dienstag das gute Karma bei einem erfreulichen Gespräch im Büro eingelöst. Aber wegen einer kleinen ad-hoc Meldung auch ein bisschen altes Schleudertrauma aufgefrischt. Wie schnell man die Balance verliert. Niemals traut man so ganz, wenn man mal böse erwischt wurde. Langsam hab ich hier auch die Tricks raus: In manche Meetings geht man nur, um von den wirklich wichtigen Terminen zu erfahren, bei denen man vergessen wurde. Wir sind hier ja nur die operativen, die tatsächlich Dinge erarbeiten.

Wenn man bis dato nur in hauptsächlich digitalen Klitschen gearbeitet hat, ist es interessant mitzubekommen, wo noch vollkommen analog oder eben linear gedacht wird. Das aufeinander zu arbeiten kann mühsam sein und erfordert viel Kommunikation – wie halt bei unterschiedlichen Lebensmodellen auch. Ich glaube, das fehlt mir manchmal in meiner Filterbubble. Es gibt die Fraktion: Das ist jetzt wie hier der Hase läuft, bzw. wie man Dinge „korrekt“ sagt und die anderen, die sagen: Pffft, hab ich immer schon so, ihr nervt, kümmert euch um richtige Probleme. Als könne man nicht sagen, dass lange antrainierte Vokabeln, Ansichten oder Verhaltensweisen nur Schritt für Schritt geändert werden dürfen. Immer gleich alles und sofort und wenn du nicht mitmachst bewerfen wir dich mit Dreck / blocken wir dich.
Ich hab auch keine Lösung, nur eine weitere Metapher.

Donnerstag: Das aufgebrauchte Karma macht sich auf allen Ebenen bemerkbar. Der Tag begann mit Hauruck-Erwachen aus einem bizarren Albtraum (wofür hat man eigentlich so einen fancy Lichtwecker, zefixnomoi.) Im Job reagieren Menschen nicht, mein Arena-Ticket löst sich in Luft auf und beim Navigieren in der Kantine stolpere ich an einer zu engen Stelle zwischen zwei Tischen so spektakulär, dass ich, Tablett voraus, auf den Tisch zu meiner rechten knalle. Ein Herren-Quartett erkundigt sich nach meinem Befinden, lacht dann aber herzlich. Ein paar Stunden später sieht mein Bauch – wo ich die Tischkante erwischt habe – aus, als würde ich mir mehrmals täglich Thrombosespritzen ins nach kurzer Zeit dunkellilafarbene Fleisch jagen. Am Ende kommt dann noch der Ersatzfahrplan für die Baustelle ab Ende April auf meiner Bahnstrecke raus – ich käme dank Schienenersatzverkehr jeden Tag 40 Minuten später ins Büro. Die Alternative ist die Rosenheimer-Strecke, auf der mir meine Isarcard nichts nutzt und für die ich in diesen 6 Wochen, selbst mit Bahncard, ca. 300 Euro draufzahlen müsste. (Die Lage ist so ernst, ich gehe auf Facebook (!) und frage in der regionalen Gruppe (!!) nach einer Fahrgemeinschaft (!!!) )
Um kurz nach 16 Uhr wollte ich nur noch heulen und eine Flasche Whisky auf Ex trinken. Sie kennen das.

Das sind, verstehn’s mich nicht falsch, mondäne Probleme. Aber es sind die kleinen Widrigkeiten, die den Geist zermürben.
Wenn dann noch seit zwei Tagen das Bein schmerzt und man sich seiner eigenen Verwundbarkeit grade eh so dermaßen bewusst ist, hat man einen von diesen Momenten, in denen man sich fragt, ob die Selbständigkeit nicht auch ihre entscheidenden Vorteile hatte. Oder, ob ein kürzerer Arbeitsweg das Leben lebenswerter machen würde, wie die Studien sagen. (Wobei kürzer hier relativ ist, it’s Unterföhring, after all.)
Ich beende den Tag mit Alkohol. (Was ich erwähnen möchte, weil es entgegen landläufiger Meinung nicht jeden Tag der Fall ist. )

Natürlich merkt man daran auch, wie viel besser es in den letzten Wochen und Monaten war. Ein Dreckstag nach 4 Monaten und man fragt sich schon was das soll. (Bis man am selben Abend den Brief vom Finanzamt über eine Steuerrückerstattung in der Hand hat und genau weiß was das soll – Konsum!)

Freitag taumle ich gen Wochenende. Ich recherchiere welches Modell der nächste Laptop werden könnte, in der Kantine gibt es eine Dampfnudel von beachtlicher Größe, allerdings mit zu wenig Vanillesoße und alles was ich noch von der Woche will, ist ein kleines bisschen Sonne.
Stattdessen stellt sich Samstag raus, dass ich mich wohl verkühlt habe und ich komme endlich dazu die während der Grippe angelegten Taschentuch-Vorräte aufzubrauchen. Wenigstens der FC Bayern macht alles richtig und das Radler schmeckt bei diesen Temperaturen langsam richtig gut.
Vom Rest der Steuerrückerstattung bestelle ich Alkohol. Aus Gründen.

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