Was gut war: KW 51, 2017

Gut.

Puh.

Nennen wir es, intensiv.

Eine von diesen Wochen, bei der man fühlt wie sie sich als Erinnerung in die eigenen Knochen ritzt. Motto: Goodbye, so long and thanks for all the feels.
Anstatt mich am Wochenende davor ernsthaft auf einen ernsthaften Pitch am Dienstag vorzubereiten, rezitierte ich lustlos mein Sprüchlein, fand alles doof und beschloss schließlich in guter alter Übersprungsmarnier einen Kuchen zu backen. Dadurch kam ich Montag mit einem großen Knoten im Bauch und einem Blech Schokoladenkuchen in der Hand zum vorletzten Mal im ans Herz gewachsenen Büro an. Ein letztes Mal alles durchsprechen, den anderen Feedback geben, ein letztes Mal mit der ganzen Bande Mittagessen im Mariandl.

Meine eigene Unlust hatte dazu geführt, dass meine Präsentation erst an diesem Nachmittag durch eine Hail-Mary-Idee des besten Teams überhaupt noch etwas wurde, während ich mich auf Weihnachten konzentrierte. Ich bin also beim Läderach vorbei und fuhr zeitig, um rechtzeitig zum #Pegelwichteln zu Hause zu sein. (Eine Auflistung des gewichtelten Gesöffs folgt dort demnächst.)
So unterhaltsam und albern das Gewichtel under the influence auch dieses Jahr war – da es erstmals nicht alle Wichtel rechtzeitig dazu schafften, führte auch hier zu einer kleinen dunklen Wolke, die über allem schwebte.
Es ist hilfreich, wenn sich an solchen Tagen Menschen darauf verlassen, dass man zum digitalen Zirkusdirektor wird. Auch wenn ein Teil von mir eine große Mea Culpa Runde starten will, weil die Stimmung nur zur Hälfte einer ehrlichen Begeisterung entspringt. Wie alles in diesen Tagen.

Der Alkohol vom Montag half aber, an diesem Abend Schlaf zu finden und am Dienstag doch erst um kurz vor 6 aufzuwachen. Ich blieb trotzig liegen, mit leerem Kopf aber dafür einer gehörigen Portion Weltschmerz.
Einmal mehr kroch das Bewusstsein in mir hoch, dass ich ein paar meiner Schutzschichten, ein paar Teile der Rüstung wohl abgelegt habe. Was ungünstig ist, wenn zum Jahresende hin Dinge passieren, die einen damit mehr umso mehr erschüttern. Man ist das nicht mehr gewohnt, diese direkte innere Reaktion und plötzlich ist es schwer die Contenance zu wahren. Wie bizarr das sein muss, für diejenigen die mich sonst eher als den Geysir-Typen kennen. Wenn alles einfach lang und gleichmäßig unter der Oberfläche blubbert, aber dafür manchmal und eher unvorhergesehen heraus bricht.

Ich fuhr Dienstag Mittag ins Büro und ein Großteil des Tages verflog mit dann doch etwas Spaß am Proben und langsam eintrudelnden Gästen. Die ganz wichtige Riege hatte sich abgemeldet, aber dafür kamen viele, die das Projekt mit echter Begeisterung unterstützt hatten. Auch Chef und Oberchefin ließen es sich nicht entgehen und ich fand mich in meiner Einschätzung, dass ich es da sehr gut erwischt habe, einmal mehr bestätigt.
Der Abend selbst hatte etwas von einem Sommercamp und der letzten Aufführung. Mit Abschiedsworten, die hier und da einen Hauch Schärfe enthielten. (So mag ich das.)
Es war eine andere Art von Herzklopfen, als ich schließlich Vorne stand und über meine Arbeit der letzten drei Monate referierte. Ich kam ins Erzählen hinein und nahm die Gelegenheit wahr, um mich gleich noch bei allen zu bedanken. Went straight for the feels, if I might say so. Tatsächlich waren die Reaktionen entsprechend, selbst von Menschen, die mich an dem Abend das erste Mal sahen. Gottseidank konnte ich nach erledigter Aufgabe endlich anfangen zu trinken. Und muss bis 2018 nicht mehr aufhören. (Ja, es gibt einen gewissen roten Faden hier, aber dafür ist es auch Weihnachten.)
Für meine Version des Irish Wake hatte ich sogar eine Flasche Glenfiddich mitgebracht, die wir spät am Abend im kleinen Kreis tranken. Sehr viele Auf Wiedersehens, sehr viel Wehmut und über allem ein Hauch von geteiltem Frust.

Als ich mitten in der Nacht nach Hause kam, fiel schon seit einer Weile Schnee und über allem lag eine feine weiße Schicht. Die Altstadt war vollkommen still und leer. Das war sehr passend.

Ich lies die kommenden zwei Tage an mir vorbeiziehen. Geschenke einpacken, hier und da am Likör nippen und planen, wie man die Sippe Heiligabend ins Futterkoma versetzt.
Freitag raffte ich mich dann zu den letzten Besorgungen auf und traf mich abends mit ein paar Klassenkameraden aus dem Abi-Jahrgang. Es wird geheiratet und Kinder werden geboren, die einzige Nicht-Akademikerin baut schon, ich arbeite als einzige mehr als eine halbe Stunde vom Wohnort weg und bin damit eine Exotin. Beim Nachhausegehen denke ich zum x-ten Mal in diesen Tagen über mein Dilemma des entweder insignifikanten oder einsamen Lebens nach. Entweder, nicht und.
Das gilt es 2018 zu lösen.
Samstag: The Big Dessert-Massaker. Die drei traditionellen Komponenten aus Obst, Eis und Schokolade fanden sich dieses Jahr in Holunderbirnen, Mascarpone-Vanille-Parfait und einer Buche de Noel wieder. Ich war angenehm beschäftigt. Sich nach solchen Wochen in eine Betätigung zu stürzen, bei der am Ende etwas herauskommt an dem Menschen Freude haben, ist bemerkenswert therapeutisch.

Der Heiligabend war verlässlich angenehm. Mit viel Essen, noch mehr Gelächter und sogar ganz hervorragenden Geschenken. (Gin, Gin-Kissen, Gin-Kerze, neuer Cocktail-Shaker. Siehe: Faden, roter.) Dazu erzählte die Schwester von ihren Flughafen-Erlebnissen als verdächtige Sprengstoff-Schmugglerin.
Da wußte ich noch nicht, was sie vorher erledigt hatte. Familie. Tolle Sache. Alle bekloppt.

(Thread)

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