Montag: Aufwachen, Krankmelden, nochmal Schlafen. Wieder Aufwachen, zum Arzt gehen, Infusion und Diagnose „Urlaubsreif“ bekommen, wieder hinlegen. Aufwachen, was Essen, nochmal kurz hinlegen. In die Badewanne legen, Stündchen TV gucken, zu Bett gehen. Apparently waren 16 Stunden Schlaf nötig.
Dienstag: Kurz vor 6 aber sowas von wach, absurd übermotiviert zu früh das Haus verlassen, im Büro völlig empört über den Computer der mit meinen 37 gleichzeitig auszuführenden Programmen nicht mithalten will. Faules Ding.
Noch immer keine 100%ige Klarheit zum Thema Sandkasten, aber wenn, dann scheitert es nicht am Engagement von Chef und Oberchefin. Und das ist eben auch neu, diese Art Vorgesetzte. (Der ganze Laden hat einen gewaltigen Knall, aber in meiner direkten Umgebung haben alle dieselben Störungen, dadurch arbeitet es sich ziemlich angenehm.)
Langsam sollte ich mich daran gewöhnt haben, dass Miss Langzeitplanung und mein berufliches Umfeld nicht zusammen passen. Stattdessen lag ich Mittwoch gegen kurz nach 4 Uhr morgens wach und konnte nicht mehr einschlafen – so sehr ich mich auch zwang nicht über Eventualitäten nachzudenken.
Soviel zu Tag 4 ohne Alkohol und Kaffee. Gleich mal ändern.
Sonst wäre ich chancenlos, so voll sind die vermeintlich letzten Tage in Unterföhring für 2017. (Eventuell. Vielleicht. Womöglich. Vermutlich. Sie wissen schon.)
Ich bin nicht spontan genug für meine eigene Umtriebigkeit. (Dinge, die mir 2017 endlich in den Schädel gehämmert haben sollte.)
Es ist ja dann auch eben keine wirkliche Zeit für Rituale, oder zumindest Etikette. Mit wem wollte man noch mal in Ruhe reden, etwas formulieren, für einen reibungslosen Übergang sorgen – wo man doch gar nicht rechtzeitig weiß, wann dieser Übergang sein wird? So präpariert man, ohne Recht in die Gänge zu kommen. Unverschuldet in die fehlende Abgangs-Souveränität geraten, nennt man das.
Wo ich doch dieses Mal alles besser machen wollte. Auch dieses Dings, Netzwerkgedöns.
Nicht, dass aus mir irgendwann einer dieser bemerkenswerten wie rätselhaften Menschen wird, die scheinbar mühelos von Gruppe zu Gruppe wandern, sich überall ein bisschen aber nicht zu aufdringlich ins Gespräch einhaken, einen guten als auch nachhaltigen Eindruck hinterlassen und weiterziehen. Ernsthaft. Ich habe diese Sorte beobachtet. Ein Teil von mir hält sie alle für Soziopathen, der Rest ist zutiefst beeindruckt ob der selbstsicheren Unaufdringlichkeit.
Ich wäge auch weiterhin jede persönliche Ansprache, Email und Einladung gegen quasi alle potentiell interessanteren Optionen meines Gegenübers ab. Um dann doch noch ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich wirklich einmal den Schritt tue. Fürchterlich.
Alles in allem genau das richtige Charakter-Profil um in einem Inkubator etwas voranzubringen. Herrje.
Man merkt, ich entwickelte mich im Laufe der Woche zu etwas, das meine Mutter ein „Nervwal“ nennt, ein etwas aufgeregter wenn nicht sogar nervöser Mensch. Schließlich war es Donnerstag und ich wusste immer noch nicht was in 14 Tagen sein würde. Ja natürlich wird man da nervös!
Ich meine, klar, auf gewisse Weise ist das so gar nichts Neues, dass bei mir Dinge wahlweise auf den letzten Drücker oder erst im nächsten Anlauf klappen, aber meine Güte. Man denkt ja irgendwann, man wäre jetzt von Profis umgeben und dann hätte man andere Planungshorizonte. Pah, von wegen.
Ich war so neben der Spur, ich weiß schon gar nicht mehr was sonst noch in diesen Tagen passiert ist. Es fällt mir einfach nicht ein. Das Wetter wurde schlecht. Der Freitag kam. Ich verbrachte den Vormittag des Freitags mit quasi dauerhaft gedrehtem Kopf – in Richtung des Büros aus dem gefälligst endlich eine Meldung kommen sollte. Die To-Do-Liste teilte sich im Laufe des Tages in „Urlaubsübergabe“ und „Große Übergabe“ wobei auf beiden diverse Fragezeichen standen.
Erneut die Erkenntnis: Ich kann Druck aushalten, Anforderungen und sogar kurzfristige Änderungen. Was ich nicht kann: Ungewissheit.
Wo war ich? Ah ja, Ungewissheit. FUCK UNGEWISSHEIT.
Freitag, 15:00 : Endlich können Korken knallen. ENDLICH ENDLICH ENDLCH. Mit klassischem Bad-News-Pokerface bekam ich mitgeteilt, dass alles gut wird und ich meine wilden Ideen ab Mitte September tatsächlich umsetzen darf.
Mittags hatte ich als Nervenbündel noch rumgeheult wie furchtbar das alles war, und dass es bei meinem Glück garantiert nicht hinhauen würde,während im Hintergrund Menschen wohl Dinge in Bewegung gesetzt haben. *gerührt schneuz*
Der Rest des Tages war geprägt von Aufräumen, Loslassen und vor sich hin freuen. Ich hatte das schon vergessen, wie sehr ich mich auf die Chance freue.
Abwesenheits-Nachricht eingestellt und ab in den Urlaub nach Hause getänzelt. FUCKING HELL.
Dieses fast schon überraschende Gefühl von Urlaub und Abenteuer sorgte Samstags nur für Bella im Faultier-Modus. Während es draußen regnete wurde Rotweinkuchen gebacken und aus Dekadenz-Gründen später Eierlikörsahne dazu geschlagen.
Während des Kuchenessens machte ich Online-Einkäufe und schrieb eine To-Do Liste für die nächsten 14 Tage. Sie beinhaltet viel zum Thema Aufräumen, Ordnen und Vorbereiten. Ich habe so das Gefühl, dass ich in den nächsten 3 Monaten nicht ganz so viel Zeit für derlei haben werde. Und ich freu mich drauf.
War Sonntag was? Ich hatte hauptsächlich Wein.
0