Der Dienstag begann entsprechend groggy, verpennt und mit einem interessanten Gespräch mit meinem Chef. Der wusste zwar, dass ich bei diesem Pitch-Ding mitmache, ich hatte ihm aber versichert, dass daraus nix wird. Tjanun. Ein bisschen später durfte es dann auch noch die Abteilung erfahren, aber ansonsten verlasse ich mich einfach auf die Buschtrommeln bzw. den Flurfunk.
Die komplette Restwoche bis Freitag verbrachte ich in einem Nebel aus Schlafmangel, viel Arbeit (Testing-Phasen, was man halt so nebenher macht), dem Einarbeiten der neuen Kollegen und dem inneren Rumhibbeln. Weil, natürlich ist das jetzt noch etliche Wochen lang aufregend.
An den Abenden, an denen ich nicht direkt todmüde ins Bett fiel, telefonierte ich dann Familie und Freunde ab, um zu berichten. Ich war fast überrascht wie euphorisch da reagiert wurde, obwohl ich doch nur so halb erklären kann, was vor sich geht.
Es waren durchgeschleppte Tage, in denen es hauptsächlich in mir drin gearbeitet hat. Was selbst ich erst gen Wochenende so richtig zu begreifen begann. Am Freitagabend schleppte ich mich zwar müde nach Hause, dort packte mich aber vor lauter unaufgeräumtem Innendrin erstmal der Tatendrang.
Ich spülte ab, räumte die neue/alte Kommode (seit ungefähr 100 Jahren in Familienbesitzt und jetzt endlich bei mir) ein, schob bei der Gelegenheit gleich noch ein paar andere Möbel rum, sortierte meinen Papierkram und wunderte mich um kurz vor elf, warum ich trotz zweitem Glas Wein nicht so recht müde werden wollte.
Am Samstag schaffte ich immerhin noch ein paar Erledigungen, erlag aber Nachmittags erstmals meinem Schlafbedürfnis. Es reichte grade noch so für eine knappe Runde über das Weinfest. (was muss, das muss. Es ist Wein!)
Aber da kam dann die Welle aus Müdigkeit, Erschöpfung und dem Ende einer aufregenden Phase, die über mir zusammenbrach und mich in die Federn drückte. Ganz langsam versteht mein Kopf, dass er jetzt abends keine Präsentation mehr vorbereiten muss, keine Stichwörter auswendig zu lernen hat und wir so bald nicht mehr vor Publikum performen müssen.
Der Kopf hätte jetzt gern Urlaub. Aber bis dahin sind es noch ein paar Wochen. (Einziger Minuspunkt des neuen Abenteuers: Die florentinischen Urlaubspläne sind in akuter Gefahr. Zu viel zu erledigen. Aber ich wollte ja mal wieder was anzetteln. Anscheinend muss das regelmäßig sein.)
Sonntag Ossobuco bei Mama. Die, entgegen meiner Befürchtung, total beeindruckt von den wilden Vorstößen ihrer Tochter ist. Hatte ich doch gefühlt grade erst mal wieder einen festen Job, sogar bei einer ihr bekannten Firma – nach all dem Freelancer – und Start-up-Gedöns durchaus beruhigend, aus Elternsicht. Auch mein kontinuierliches Gefluche, warum da so wenig Frauen mitmachen, hat sie unterstützt. Ich bin währenddessen von Tag zu Tag dankbarer, dass meine Eltern uns sehr lange so erzogen haben, als gäbe es tatsächlich keinen Unterschied. Lego statt Barbie, kaum Verbote, immer den Mund aufmachen, wenn etwas nicht passt – selbst bei Autoritätsfiguren. Und Sachen versuchen, auch wenn sie schiefgehen können.
Hat mir ja jahrelang keiner erzählt, wie Mädchen zu sein haben. Darum war das dann so ein Kulturschock.
Als ich Sonntagabend nach der Badewanne im stillen Halbdunkel auf dem frisch überzogenen Bett liege, überkommt mich zum gefühlt ersten Mal seit Wochen wirkliche Ruhe. Alles ist so, wie es sein soll. 2017 hat liegt jetzt schon auf der Haben-Seite. (Womit ich natürlich gerade irgendetwas heraufbeschwöre. Sorry.)
I wrote my way out of hell
I wrote my way to revolution
I was louder than the crack in the bell
I wrote Eliza love letters until she fell
I wrote about The Constitution and defended it well
And in the face of ignorance and resistance
I wrote financial systems into existence
And when my prayers to God were met with indifference
I picked up a pen, I wrote my own deliverance
(Hamilton. I still blame you, Mr. Miranda.)