#tkschland-Wochenende
Wegen dieser crazy Internetpeople machte ich mich am Freitag also samt Köfferchen gen München City auf den Weg. (Für so ein Wochenende will man dann doch vor Ort sein.) Am Vormittag begutachtete ich noch fix die Location für die letzte Showpony-Aufführung am darauffolgenden Montag (dazu demnächst mehr) und traf dann gleich mal eine erste Horde im Biergarten Augustinerkeller.
Jetzt treffe ich mich seit, puh, 16 Jahren ungefähr mit Menschen aus dem Internet (Generation ISDN! Chaträume! AOL-Drama!) und bin doch jedes Mal wieder erstaunt was für hinreißende Leute das sind. Vielleicht weil wir alle so wenig raus gehen. Oder, weil wir alle Fußball-Nerds mit grenzwertigem Humor und widerstandsfähigen Lebern sind. (Für Details empfehle ich Interessierten übrigens das Hashtag auf Twitter nachzulesen.)
Zwischenzeitlich fix einchecken, auf der Terrasse vom Hotelbar den Rest treffen und in eine grade angekommene Traube schlittern, deren ICE hinter Nürnberg erstmal wieder umdrehte und ausgerechnet die Nordlichter mussten die letzten Meter mit einem überfüllten Ersatzzug nach München kommen. Sie rächten sich damit, dass man mir Mexikaner verabreichte. Pfui, Bäh, Seid’s ees wahnsinnig.
Das Abendprogramm fand standesgemäß im Stadion an der Schleissheimerstrasse (so heißt die Kneipe) statt. Mit hervorragenden Pommes, dafür bei gefühlten 70° versuchte ich mich im Laufe des Abends mit ungefähr 100 Menschen zu unterhalten, dem Rasenfunk live zuzuhören (`Tschuldigung Max, das mit der Zimmerlautstärke war schwierig) und meine Leber nicht zu überfordern. Was alles so halb gelang.
Als wir schließlich aus der Kneipe gekehrt wurden, fand sich die Neigungsgruppe Motel One schließlich in der, zu unserem Untergang, durchgängig geöffneten Hotelbar wider, wo die beeindruckende Gin-Karte (40! Sorten!) getestet werden musste. Also von mir. Es war aber dann, man wird ja älter, nicht mal 4, als ich zu Bett ging. Da dachte ich noch, ich könnte mich am nächsten Morgen zur Biergarten-Tour schleppen.
Aber die Hitze und der Fußmarsch in Richtung Schleissheimer hatten dem Hax den Rest gegeben und so musste ich am nächsten Morgen die Segel streichen. Was vielleicht auch so ein ganz klein bisschen für meinen Kreislauf besser war. #Ü30
Andernorts wurde die Stadt mit der Trambahn erkundet, ein Golfkurs besucht oder gleich eine Schnitzeljagd veranstaltet. Das #tkschland – Orga-Team bot ein wahres Irrsinns-Programm auf – und der Höhepunkt sollte erst noch kommen.
Denn wie immer beim mittlerweile zum dritten Mal stattfindenden Treffen der diversen Fußball-Internet-Stammtische der Republik gab es am zweiten Tag ein kleines Fußballturnier. Das an sich ist immer schon eine spaßige Angelegenheit, wenn man dann dafür aber den heiligen Kunstrasen des Trainigsgeländes an der Säbenerstraße betreten darf – dann eskaliert das schon zum Traumturnier.
Ich meine, die SÄBENER STRAßE. Das rote Herz der Stadt. Wo kurz vorher noch Manuel Neuer und Arjen Robben lockeres Training gemacht hatten und vereinzelten Glücklichen am Ende Hermann Gerland über den Weg lief. SERIOUSLY. I CAN’T EVEN.
Der Samstag war schlichtweg eine Aneinanderreihung von Großartigkeiten.
Aber dann hat man mir ein Mikro in die Hand gedrückt.
Also später, zurück in der Schleissheimer Straße, wo am Abend der #Hasscup, so der Name des kleinen Turniers, begossen wurde. Eigentlich hätte das manierlich werden sollen, eine richtige Podcast-Aufnahme des Bavariacast und so. Aber dann streikte die Technik, es wurde später, das Publikum angeheiterter und irgendwann stand ich dann da auf einer Empore, mit einem Mikrofon in der Hand und beleidigte 20 Minuten lang das Publikum. Zu meiner Verteidigung: Auf die Frage, ob man Weißwurst frittieren darf und den Moment, als jemand im Raum Chardonnay bestellt, kann man kaum anders reagieren. Gelacht haben sie ja trotzdem. (Bier! So praktisch!)
Gottseidank kam danach noch der Godfather of gehobene Fußballunterhaltung, Alex Feuerherdt, zum Zug und führte uns charmant wie sachverständig durch diverse Kuriositäten der Fußballregelwelt. (Im Grunde sind wir ein Haufen Nerds. Nur mit Sportbezug.)
Es wurde auch an diesem Abend spät, ich habe auch an diesem Abend immer noch nicht mit allen gesprochen mit denen ich sprechen wollte und dann war in der Hotelbar auch noch unsere Couch belegt! Ganz fantastsich wurde es trotzdem und den Glitzer von diesem Abend zupfe ich heute noch von diversen Körperstellen. Ich könnte jetzt eine unfassbar lange Liste von großartigen Menschen einfügen, die dieses Wochenende so bereichert haben, aber empfehle stattdessen erneut einfach den Blick auf Twitter dazu. Die Schlandler san olle ganz sauguade Leid.
Der bajuwarische Duktus musste natürlich gehalten werden und so beendeten wird das Wochenende Sonntagvormittag (vor 12!) selbstverständlich mit einem Weißwurschtessen. Because of course we did.
Das Giesinger Bräu räumte uns extra den oberen Bereich frei und es gab ganz hervorragende Weißwürscht frisch aus dem Kessel serviert. Dazu richtig resche Brezn, süßer Senf und für diejenigen die das bereits wieder vertrugen, ordentlich isotonische Getränke. Meine Wenigkeit hielt sich lieber an der Hopfenlimo fest. (Einfach nicht den Magen fürs Alkoholikerdasein.)
Die Vegetarier bekamen kleine Brotzeitbrettl mit Obazdm („Das ist die KLEINE Portion?“ Welcome to Bavaria.) und wirklich hungrige Menschen schoben noch goldgelben Kaiserschmarrn mit kriminell gutem Zwetschgenröster hinterher. (Ernsthaft. Das Zeug ist Waffenscheinpflichtig. Heiderassasa.)
Gleichermaßen gestärkt wie entkräftet startete ich gegen 14:00 Uhr eine Verabschiedungszeremonie wie ich sie seit Schulabschlusszeiten nicht mehr kannte und schleppte mich samt Köfferchen schließlich in Richtung Bahnhof. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so müde war. Und so happy. Und so überfordert. Und so aufgekratzt. Und bereits jetzt wieder vorfreudig aufs nächste Jahr. Herrje.
Man möchte meinen, dass ich danach erstmal viel Schlaf und wenig Aufregung gebraucht hätte. Aber, nun, dazu bald mehr. Zumindest blieb ich von Sonntag früh bis Dienstagabend nüchtern. Muss auch mal sein.
Dieses goldschimmernde Wochenende hat die Interaktions-Batterien wieder aufgeladen. In der Richtigen Umgebung und korrekt kuratiert, wie wir Internet-Peeps sagen, können Menschen eine ganz ausgesprochen reizende Spezies sein. Waren aber dann auch jetzt genug Umarmungen fürs Quartal.
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