Zynismuslevel: Pending

Am meisten erschrocken hab ich mich, als der (vermutlich) heimatlose Mann beim Warten auf den Zug die traurige Geschichte von einer jungen Mutter aus der Gegend erzählte. Sie war den schlagkräftigen Ehemann gerade losgeworden und ist nach Indien gegangen. Davon kam sie schwanger wieder, das war dann Kind Nummer vier. Jedenfalls hat ihr irgendetwas mehr zugesetzt, als es irgendwer geahnt hat, weil sie sich vor kurzem durch Erhängen das Leben nahm. Die Geschichte ist traurig und voller schlimmer Details und Nebenschauplätze. Auch die erzählt er mir, um kurz vor Acht bei strömendem Regen. Die Geschichte passt gerade so in die drei Minuten bis der Zug kommt.

Jedenfalls sagt er, so halb abschließend, „sie hoad si woi doch ned aussegseyng. Des hod ihra nochad ’s Gnack brocha.“ [Sie sah wohl keinen Ausweg. Das hat ihr das Genick gebrochen]
Eine Milisekunde langt liegt mir „Buchstäblich“ auf der Zunge. Aber dann hab ich mich, wie gesagt, vor mir selbst erschrocken und nur genickt.

Wird Zeit, dass ein rührseliges Weihnachten um die Ecke kommt.

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