Alte Leute

Eigentlich sollte hier ein großer Politik-Rant stehen, aber… ach. Wir haben dann Fotos sortiert.

„Das? Ach, das ist die alte Pf., die Mutter vom W.“ Der W. war das naheste am Großvater das ich jemals kennen gelernt habe. Eine viel zu gute Seele für die dramatische Donna Dora, aber ihr zutiefst ergeben.
Mein Großvater (also der höchstwahrscheinliche. Donna Dora wußte, nun ja, das Leben zu genießen und war meinem Vater gegenüber sogar absichtlich kryptisch.) segnete entsprechend relativ früh das Zeitliche. Die Männer auf dieser Seite der Familie arbeiten lang und hart und sterben dann. Der Großvater F. hatte außerdem als Meldefahrer den Krieg überstanden und erlag folgerichtig einem schwachen Herz. Absurdität ist hier genetisch.

Jedenfalls, die alte Pf. entstammte einem Juwelier-Clan vom Schliersee. Darum konnte der W. die Donna Dora auch eine Weile noch mit antikem Schmuck bezirzen. Obwohl es denn nicht gebraucht hätte, er war ja charmant. (Wirklich, wenn man etwas weiches und gutes an der Donna Dora finden will, dann ihre Liebe zum W. Die beiden hatten eine kitschig innige Verbindung für über 40 Jahre. Der einzige Mann, der sich über sie lustig machen durfte.)

Worauf ich hinaus will: angeblich haben die R. und ich die alte Pf. sogar noch kennen gelernt, als meine Mutter Donna Dora und den W. zu ihr in eines der luxuriösen Altersheime im bayerischen Voralpenland kutschierte. Dort wollte man eigentlich zusammen Kaffee trinken, draußen. (Die Parkanlage, sie verstehen.) Die alte Pf. allerdings, ordentlich angezogen, die Haare hochgesteckt und ihre Lieblingsringe tragend war arg schwach. Der Pfleger erzählte dem W. schließlich, dass sie nur noch allein essen wollte und auch sonst sehr wählerisch war.

Als er sie schließlich fragte, was denn los sei sagte die alte Pf.: „Da unten, im Speisesaal? Nein, wirklich nicht. Da sind all diese alten Leute, die sich nicht benehmen können.“

0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert