In den letzten beiden Wochen festgestellt:
- Ich kann ohne Facebook und Google+ Apps auf dem Wischtelefon leben.Weil ich in beide Netze ohnehin nur noch sporadisch reinschaue und mich noch seltener etwas dort überrascht.
- Dafür gehe ich nirgendwo ohne meinen Google Reader hin. Meine Feeds sind meine tägliche Lesegrundlage
- Und: ohne Twitter geht es überhaupt nicht mehr. Wie konnte das passieren? Ausgerechnet das flatterhafte 140 Zeichen – naja, Netzwerk ist mir ernsthaft ans Herz gewachsen. Die Menschen, das Frotzeln, die schnelle Verbreitung von Informationen. Allerdings ist Twitter auch der Ort der losesten Beziehungen.
Damit verhalte ich mich im Internet letztendlich genauso wie im richtigen Leben. Beziehungen schließe ich aufgrund von Themen und dem Niveau der Kommunikation. Ein gutes Themenblog ist wie ein Sachbuch für mich, ich entwickle eine Beziehung dazu, es ist mein vertrautes Nachschlagewerk. Und die kurzen, spitzen Sätze auf Twitter sind mein Verbalsport.
Vielleicht sollten sich Start-ups und insbesondere die mit einem „social“ Aspekt mehr Gedanken darüber machen, wo die Grenzen der Vernetzung für ihre Zielgruppe liegen. Ich bin nicht zuletzt darum nicht bei Path, weil ich keine Lust habe ständig meinen Standort zu verraten.
Ich glaube die nächste Nische öffnet sich für Dienste im Netz mit klaren Grenzen.
Zum Beispiel finde ich die Idee zu dokumentieren was man so gelesen oder gesehen hat, wo man war und was man kauft durchaus spannend. Im Sinne eines eigenen Journals. Nur gibt es derlei momentan soweit ich weiß nur als offene Applikationen mit eigener Community oder Öffnung in Richtung Facebook und Twitter.
Könnte ich bei gelesen Artikeln im Netz, gehörter Musik oder einem Ort den ich besuche via einer App oder einer Erweiterung des Browsers mich mit einem Klick daran erinnern (also in Form einer Art Kalender-Eintrag) fände ich das sogar schön und würde für einen entsprechenden Dienst (mit guter Verschlüsselung, versteht sich) Geld bezahlen. Stattdessen gibt es momentan Foursquare und Miso und Lovelybooks – alle mit Verbindung in die social Networks.
Das beweist, dass Journaling (?) durchaus eine Art Trend ist. Schließlich führen die wenigstens von uns noch Tagebücher und haben Schwierigkeiten uns daran zu erinnern was wir noch vor 3 Stunden im Netz getan haben. Der Wunsch nach der Dokumentation ist verständlich, schließlich wandert unsere Aufmerksamkeit durch die Gegend wie eine Busladung Touristen durch die malerischen Altstädte Bayerns.
Facebook weiß das und versucht mit der Timeline genau das darzustellen. Aber lieber öffentlich. Oder mindestens für Facebook selbst zugänglich. Nie nur für mich. So lassen sich besser große Muster entdecken und mit großen Mustern lassen sich besser Werbekunden an Land ziehen.
Ich will aber nicht Teil eines Musters sein und trotzdem irgendwann mal sagen können „ach, da, im Januar 2012 hab ich viel von Neil Gaiman gelesen und In Treatment gesehen und ständig Rezepte aus Foodblogs ausprobiert.“. Man könnte Produkte die man kauft, Bücher die man liest mit einer App durch den Barcode einlesen und später Kommentare hinzufügen. Oder sogar Bilder hinzufügen. Und zum eigenen Geburtstag gäbe es ein kleine Chronik des letzten Jahres. Gut, ich fange an rum zu spinnen.
Ich schreibe momentan am Ende jeden Tages 5 Zeilen in einen privaten Posterous-Blog. Das ist schonmal ein Anfang. Aber es wäre irgendwie nett, wenn ich diese 5 Zeilen unter die Dokumentation eines Tage schreiben könnte, die ich selbst gebaut habe. Was habe ich gelesen, getwittert, gegessen?
Ja, das ist ziemlich viel und die meisten Menschen werden nicht so viel Spaß an einer Datensammlung ihres eigenen Lebens haben. Und trotzdem klicken sie bei Facebook fröhlich ständig auf „like“.
Solange das nur ich sehen kann und die Daten ordentlich verschlüsselt werden. Wie gesagt, gern auch gegen Bezahlung. Bevorzugt sogar auf dem eigenen Webspace. Wäre sowas so schwer? Hallo Programmierer dieser Welt, ihr dürft die Idee gern haben, solange ich dann zu den ersten Usern gehöre.
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