Heimlich nenne ich sie kleine Wirbelstürme. Die Menschen die mir fast im Vorbeigehen begegnet sind, aber genug Staub aufgewirbelt haben, dass ich ihre Gesichter nie vergessen werde.
Die meisten von uns hatten mindestens einen Wirbelsturm-Lehrer. Einer, der ein Potential erkannt oder uns einen wichtigen Ratschlag gegeben hat. Oder eine dieser Jugendfreundschaften, die sich leider nicht lange hielten – deren Erinnerungen an gemeinsame Abenteuer aber keiner von uns missen möchte.
Begegnungen irgendwo im Niemandsland zwischen einer ernsthafen Verbindung zu einem Menschen und dem Zusammenstoß auf dem Fußgängerweg. Weil sich unsere Wege in besagtem Niemandsland treffen tut man sich generell schwer mit der Etikette. Oder ich, zumindest. Während man früher Maßnahmen ergreifen konnte um ein Wiedersehen entweder realistischer zu machen oder die Chance sich nie wieder zu sehen erhöhen mochte, gibt es heute all diese kleinen Werkzeuge die einem die Kontrolle darüber wegnehmen.
Weil man irgendwann betrunken genug ist um den Wirbelsturm zu googeln, oder im schlimmsten Fall auf dessen Facebookprofil landet und „send request“ klickt. Oder der Wirbelsturmmensch etwas in der Richtung tut. Natürlich ist das großartig, wenn man sich freut wieder etwas von diesem Menschen zu hören. Zumindest wenn man dann noch Gesprächsstoff hat. Aber was wenn nicht? Wenn der Mythos so bequem in unserem Kopf versteckt ist und alle Worte, Abenteuer und betrunkenen Diskussionen in einem warmen, nostalgischen Schein getaucht werden?
Wenn sich die offenen Enden einer Wirbelsturmbegegnung zu hinreißenden Fluchten ins Kopfkino entwickelt haben, man selbst das Gespräch für beide Seiten schon so lange führt, dass es mindestens genauso echt anfühlt wie die alten Erinnerungen. Ja gut, ich habe nie behauptet, dass das vielen Menschen außer mir passiert. I‘m having problems dividing fiction and reality.
Nun steht ein solcher Wirbelsturm quasi wieder da und alles ist aufregend ungewiß, dass großes Entäuschungspotential besteht und ich mich frage wo und wann ich selbst schon ein Wirbelsturm war. Das wäre nett. Eine wage Erinnerung von jemanden, eine unfertige Geschichte vielleicht. So, dass nur ein Zitat von mir oder eine Abenteuergeschichte vone einer Unternehmung von mir im Leben eines anderen übrig bleibt. Es reicht ja auch völlig.
Hoffe ich zumindest.
So würde ich es wohl den Wirbelstürmen erklären, die sich mit einem Seufzer fragen warum ich mich nicht mehr gemeldet habe, warum wir uns aus den Augen verloren haben oder aus einer kurzen Sprachlosigkeit das große Schweigen geworden ist.
Wenn du die Wahl hättest zwischen dem dasein als epischer Wirbelsturm und einer dauerhaften aber eher verpflichtender Freundschaft – würdest du wirklich überlegen? Ich nicht. Aber ich bin ja auch ein Freak.
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