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Was gut war: KW 43, 2017

Die Woche lag wie ein gigantischer, kaum erklimmbarer aber auch umso belohnender Berg vor mir. Im Grunde war der Zahnarzt-Termin Montag um 8 der entspannende Teil. Auch wenn meine Physiognomie einmal mehr beleidigt wurde, weil wegen meines Kiefers immer zum Kinderbesteck gegriffen wird. Später im Büro bearbeitete ich ein paar Stunden lang Emails und bereitete mich auf den großen Workshop am Abend vor. Es traf sich gut, dass der Büro-Kühlschrank nur noch Spezi und Radler enthielt. Am Spätnachmittag dann großes Gekritzel. Aus Empathy-Maps und Personas wurden User-Stories und aus User-Stories wurden auf Papier gezeichnete UI-Prototypen und aus denen werden nun Designs. (Aufgeregt? Ich? ABER NICHT DOCH.) Dienstag gleich als erstes dann ein spannender Termin bei einer wichtigen Person und, erstaunlicherweise erstmals sanfter Widerstand. Klar, da soll ein Prozess geändert werden, das kann schmerzhaft sein. (Hier, Dings, DISRUPTION, nech.) Daraufhin den Rest des Tages im Büro wildes Gedankengewirbel, das eventuell den Fokus ein bisschen aufmacht. Man kann es nicht allen recht machen, aber man kann versuchen die großen Knoten zu lockern. Im Grunde war ich schon Dienstag zu müde für die Woche - sie hatte quasi kaum begonnen. Mein einziger Tag um Luft zu holen war Mittwoch, den ich tatsächlich komplett im Büro verbringen konnte - mit noch mehr Input. Was kommt in den Scope, wer wird angesprochen, wofür ist genug Zeit, sind genug Ressourcen vorhanden? Der Countdown für die nächste Präsentation läuft quasi jetzt schon. Aber ich kenne mich und weiß, dass jetzt dann meine Zeit beginnt. Wenn Druck und Hektik und alles auf einen einstürzt, setzt ein interessanter Mechanismus ein, der dazu führt, dass ich die Fersen in den Boden drücke (soweit das möglich ist. Blöde Metapher für mich jetzt.) und erst recht konzentriert arbeite. Gespannt bin ich auf die Dynamik hier, in diesem kleinen Sammelbecken von Menschen mit großen Ideen und wenig Zeit. Wenn irgendwer glaubt, es würde hier in den nächsten Wochen um irgendetwas anderes als den Job gehen - sorry. (Okay, vielleicht noch Alkohol. But that's an entirely different foxhunt.) Das Ende der Woche gehörte der Conference, die zum Seriencamp 2017 an der Filmhochschule in München stattfand. Mit teils sehr spannenden Panels und interessanten Begegnungen. Über allem die Erkenntnis: Ich glaube, ich wachse grade ein bisschen über mich hinaus und es macht sogar Spaß. Zwar rauscht nach so einem Tag der Kopf gehörig, aber eben auch, weil Gesprächspartner und Menschen aus der Branche mit Enthusiasmus, Einfällen und konkretem Feedback die eigenen Ideen befeuern. Es half, dass sich München dekadent warm und golden zeigte, was die Schönheit der Maxvorstadt besonders hübsch zur Geltung bringt. Da kam die abendliche Unterhaltung mit dem Besuch aus dem hohen Norden und entspannten Münchnern gerade recht. In der Brassiere Tresznjewski gab es zum entspannenden Negroni auch Ravioli mit Kastanien-Honig-Fülling in Feigenbutter. Ein bisschen wie Hauptspeise und Nachtisch zusammen, also ideal zum Ende eines solchen Tages. Unter dem Motto: Once more into the breach dann Freitag, der mit einem Termin im Büro startete. Jetzt beginnt nämlich die Zeit, in der der Support innerhalb des Accelerators erst recht wichtig ist. Weil man sonst den Kopf oder die Nerven, mindestens aber den Überblick verliert. Mit ein bisschen klareren Gedanken sah ich mir dann noch die Panels des zweiten Tages an, vor allem der Schwerpunkt auf die digitalen Experimente aus Skandinavien war überraschend eindrucksvoll. Dort trotzen selbst öffentlich-rechtliche Sender ihrem kleinen Budget durch noch mehr Mut und Konzentration auf junge Zuschauer. (Hallo ZDF, hört ihr das?) Unterhaltsamer Höhepunkt der Conference war die Vorstellung der kommenden Serien-Projekte der großen deutschen, naja, deutschsprachigen Sender. Was dazu führt, dass Bastian Pastewka gegen die unfreiwillige Comedy der Geschichte hinter einer Serie von Servus.tv ankämpfen muss. (Das führt jetzt hier zu weit, aber: Mr. Red Bull mag Pferdefilme.) Beim abschließenden Stehrumchen verließen mich aber dann doch die Kräfte. Mal sehen, ob ich das noch in den Griff kriege. So bisschen Networking-Skills wären jetzt hilfreich. Belohnung musste her, aber pronto. Also Samstag den Besuch aus dem hohen Norden gleich morgens zum Dallmayr gezerrt und ordentlich gefrühstückt. (Ernsthaft: Die Pancakes. Warum sind die in München keine Legende? Was ist los mit den Leuten? ) Es gibt wenig, was so viel Spaß macht wie mit ebenso genußfreudigen Menschen sich an einer tollen Umgebung, dem altmodischen Prozedere und hervorragendem Essen zu erfreuen. (Ich habe da dieses Talent, das ich nur noch nicht monetarisieren kann: Leute auf wirklich gute, schöne, leckere Dinge aufmerksam machen.) Ich verabschiedete den Besuch also in Richtung Geld ausgeben und bog zu einem letzten, extrem angenehmen Termin ab. Eins von diesen Gesprächen, die weniger Interview als Austausch sind und bei denen darum die Zeit auch so verfliegt. (Große Liebe für solche Momente des Jobs.) Auf dem Heimweg dann noch schnell ein Abstecher beim Lieblings-Schoko-Dealer, um genug Energie für die nächsten Wochen zu haben. Samstagabend, kurz vor Zehn: Ich falle wie ein Stein ins Bett und schlafe quasi auf der Stelle ein, während draußen ein Sturm aufzieht. Selbiger wirft alle Pläne für Sonntag über den Haufen und ich schreibe stattdessen brav E-Mails. Es bewegt sich so viel, dass ich noch nicht weiß, ob am Ende nach außen oder nach innen mehr geändert wird. Vielleicht begreife ich das sogar erst sehr viel später.
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Was gut war: KW 42, 2017

Dieses Gefühl an einem Montag ins Büro zu kommen, wenn man einen Plan, eine frische Idee im Gepäck hat - ich glaube, das ist diese Sache für die andere Leute Drogen nehmen. Wobei, das lässt sich toppen. Nämlich wenn man von der Idee erzählt und die Reaktion so ungefähr "COOL. TOTAL GUT, DAS PASST VOLL" lautet. Holy smokes. I AM A GIANT BALL OF EXCITEMENT. Man merkt, das mit der kohärenten Erzählung ist grade schwierig. Jedenfalls, ausgehend von meinem neuen Plan und bemerkenswerter Reaktionen aus der Branche fängt dieses Ding an eine Form anzunehmen. Wenn amtliche Koryphäen mit einem sprechen, Menschen sich Zeit nehmen und Input liefern. Kurz gesagt: Ich bin voll drauf. Was vielleicht auch dazu führt, dass ich ein wenig inneren Abstand zum Rest der Welt fühle. Als ich Dienstagabend, umgeben von netten Menschen beim Bier sitze, will sich kein rechter Weg in ein Gespräch finden. Zugegeben, es ging viel um Football und Gegenden der USA die mich so gar nicht reizen, aber wenn ich nicht grade 5 Minuten über das sprechen konnte, was ich gerade tue, fühlte mich mich so fehl am Platz wie früher. Was mir unter diesen wirklich tollen Leuten eigentlich sonst nicht passiert. Obwohl ich mich riesig freute den Hamburger Besuch zu sehen und Dinge über große Magneten oder das Liebesleben von Shaquira zu erfahren - es erreichte mich nicht so wirklich. Vielleicht hatte ich auch nur Schwierigkeiten den Ton des Abends zu treffen. Das passiert mir manchmal. Gleich am Tag darauf also ein erneuter Versuch - ab ins Stadion, mit hinreißender Fach-Begleitung. Zwar legten die anwesenden Schotten (der Gegner war Celtic Glasgow) gleich mal die Innenstadt lahm, aber so konnte ich in der S-Bahn zur Donnersbergerbrücke meiner Begleitung erzählen, was ich momentan so tue. Leider war über die lange Anreise zum Stadion (das mit den Shuttlebussen war eine der besseren Ideen des Herzensvereins) keine Zeit mehr für die Löschzug-Gang. Und auch nach dem sehr unterhaltsamen Spiel, konnte ich nicht so lang bleiben wie ich wollte. (Die seltenen, aber vorhandenen Rückschläge des Pendler-Lebens.) Außerdem war ich fix und alle. Früher am Tag war da wieder einer dieser total euphorisierenden wie ermüdenden Workshops, bei denen man neue Dinge erarbeitet, sich Ziele setzt und aus dem man mit vielen neuen Aufgaben rausgeht. Die beschäftigten mich dann auch den Rest der Arbeitswoche. Die eh, Bahnchaos sei dank, kürzer war als gedacht. (Kann jemand mal alles zwischen Grafing und Haar ausräuchern? Ich glaube, da herrscht ganz, ganz mieses Karma.) Wenn ich gerade einmal wieder auf einen Zug wartete, konnte ich außerdem betrachten, wie mein kleiner Rant zum Thema #Metoo durch das Netz wanderte und bemerkenswert viele Reaktionen hervorrief. Danke dafür. Nachdem der aufregende Mittwoch wohl zu viel für das Bein war und ich Donnerstag kaum auftreten konnte, machte ich stattdessen spontan Home- also eigentlich Bett-Office. (Hier die große Dankbarkeit einfügen, dass das mit diesem Projekt möglich ist.) Freitag dafür umso motivierter ins Büro, um nochmal in großem Stil A1 Bögen mit Post-Its voll zu kleben. Es geht mit großen Schritten voran und ganz langsam keimt der sehr ernsthafte Ehrgeiz zu der Sache. Vielleicht ist das mit dem Sachen Anzetteln am Ende meine große Überschrift. Man wird sehen. Mit Blick auf die kommende Woche gehörte der Samstag den Vorräten. Am Vormittag großer Raubzug durch Drogeriemarkt, Gemüsehändler und Mini-Supermarkt, Nachmittag Marmorkuchen backen, abends schon sehr früh müde werden. Auch den Sonntag verbrachte ich in einer Art präventivem Koma, weil die anstehende Woche vom Zahnarzttermin Montag um 8 bis zum letzten Interview Samstag Nachmittag ziemlich durchgeplant ist. Ich wollte das so. Genau so.
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Was gut war: KW 41, 2017

Die Woche begann voll unter Strom, mit einem zweitägigen Workshop zum Theme Product Ownership im Scrum-Framework, inklusive intensiver Heranführung ans agile Konzept so grundsätzlich. Obwohl der sehr lässige, sympathische Dozent aus Portugal mit Pausen nicht kleinlich war und wir grade am zweiten Tag auch viel in kleinen Gruppen praktische Beispiele umgesetzt haben, war der Workshop ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht nur einfach anstrengend ist, sich über zwei Tage intensiv neue Dinge anzueignen, sondern wir jetzt auch im Berufsleben die Generation Aufmerksamkeitsgestört sind. So sehr ich die Versuchung nochmal Emails zu checken oder Twitter aufzumachen verstehen kann - als ich mich umsah und beim Durchzählen von 12 Teilnehmern auf zu jedem Zeitpunkt mindestens 4 mit dem Blick ins Handy gerichtet zählte, wurde ich ein wenig unwirsch. Wir reden hier nicht vom kurzen Blick auf das Display oder einem Zwei-Minuten-Check von Emails, sondern von Kollegen, die sich zwar für dieses Seminar beworben hatten, aber deren WhatsApp-Groupen und Snapchats fast durchgängig mehr Aufmerksamkeit bekamen als die vorgetragenen Ausführungen. Das Handy wird offenbar nichtmal mehr weggelegt, wenn der Dozent dich direkt anspricht. Wäre das mein Seminar gewesen, ich hätte vermutlich dazu Regeln aufgestellt, aber unser Trainer war wie gesagt ausgesprochen locker. Mal gar nicht davon gesprochen, dass ich bei dieser Sorte Leute in teilweise wichtigen Positionen Sorgen ob ihrer Sorgfalt hinsichtlich von Arbeitsergebnissen hätte. (Ja, ich war quasi schon Mitte 30 als ich zur Welt kam. Deal with it.) An beiden Tagen fiel ich wie ein Stein ins Bett, wo ich prompt ins Planen verfiel, um das Gelernte für mein Projekt umzusetzen. Herrje. Der Rest der Woche folgte einem lustigen Rhythmus aus in Büro fahren, zum Termin verschwinden und dann irgendwo in München in einem Cafe das Interview auswerten. Auch so eine Sache, die ich irgendwie ganz gut finde. Für Termine bewege ich mich quasi im zig-zag durch München und endlich fängt mein Kopf an, sich bestimmte Locations bzw. deren Verbindung zu merken. Zwar erst wenige, aber es wird. [Cut to Montage: Wie unsere bepackte Heldin quer durch U- und S-Bahn-Stationen huscht, Ampeln überquert, Querstraßen und Hausnummern ausfindig macht und dadurch erstmal Teil der Großstädtischen Masse wird. Bei der Musik hatte ich an Stevie Wonder mit "Living for the City" gedacht.] Apropos Heldin. Im Zuge dieses ganzen wilden Dings entstand wohl auch ein Video von dem Abend, an dem ich meine Idee hier gepitcht habe. Es ist...speziell sich präsentieren und dann reagieren zu sehen. Es setzt vor allem langwierige Gedanken zum Thema Repräsentation des eigenen Vorhabens in Gang. Was, wenn das hier was wird und ich mich plötzlich mit, in Ermangelung eines besseren Wortes, Auftritten dafür konfrontiert sehe? Ich weiß mittlerweile, dass Publikum mir keine Angst, sondern nur noch Respekt einjagt. Aber die Dokumentation solcher Momente? Sehen, wie unruhig ich meinen durchaus massigen Körper in einer Tour bewege, wie wenig geschmeidig das alles aussieht, wie man plötzlich das Doppelkinn sieht und wie komisch die eigene Stimme klingt? Puh. Das wird auch so ein Prozess die nächsten Wochen. Am Samstag große Genervtheit, weil ich all den Input und die Ideen nicht in ein Konzept bekomme. Während die anderen Projekte im Accelerator teilweise schon bei technischen Funktionalitäten sind, rede ich mit Leuten und bringe von jedem Interview eine neue Idee aber auch mindestens ein neues Bedenken (gibt es Bedenken im Singular überhaupt? Vermutlich nicht. Das sagt ja auch was aus.) mit. Stattdessen versuche ich mich über die Rückkehr der Spielfreude des FC Bayern zu freuen (das Heulen, das man im Hintergrund hört, ist der Rest der Liga) und mache erste Notizen für Weihnachtsgeschenke. Das sonntägliche Familienessen droht zur Tradition zu werden, hatte allerdings ein zuckersüßes Highlight. Um sie aufzuheitern, hatte ich meiner Schwester das Reaktions-Video vom Pitch zukommen lassen. (Schau moi, wie dumm i schau!) Sie zeigte sich stattdessen schwer gerührt, wahnsinnig stolz und verkündete ab jetzt mit ihrer klugen, mutigen Schwester anzugeben. (No, YOU'RE CRYING.) Sonntagabend dann, als ich quasi nicht mehr daran gedacht hatte: PENG, da ist sie, die Idee. Zwei Stunden später hatte ich ein grobes Konzept zu Papier gebracht. Es skaliert, es ist adaptiert bar für verwandte Inhalte und Revenue Streams sind auch da. Sogar ein Name ist da plötzlich. Folks, this is getting exciting!