Wir müssen endlich über Egon reden. Egon, so habe ich mein neues irrsinnig smartes Wecklicht getauft. Also Lichtwecker. Oder wie auch immer die Dinger heißen.
Wir gewöhnen uns seit ein paar Tagen aneinander und das könnte alles dramatischen Einfluss auf meine zukünftigen Morgen nehmen. Dafür müssen sie wissen: Als ohnehin schon ungern-Frühaufsteher muss ich momentan regelmäßig noch vor 6:00 Uhr Morgens raus. Unchristlich wird dem ganzen als Begriff überhaupt nicht mehr gerecht.
Jedenfalls, um diese Uhrzeit überhaupt zu ertragen, gestaltete ich sie bisher quasi im Dunkeln. Klamotten lege ich am Tag vorher raus – ich habe gar nicht die gedanklichen Kapazitäten um das spontan zu entscheiden. Im Schlafzimmer passierte eh alles in kompletter Dunkelheit. (die ich brauche um überhaupt einschlafen zu können. Mein Melatonin ist da sehr eigen.) Danach wurde es schwieriger, aber lassen sie mich sagen, dass mir die dämmrige Straßenbeleuchtung durchs Badfenster bis zum Zähneputzen vollkommen gereicht hat.
Gut, ab dem Bereich Wimperntusche musste ich dann das Licht anmachen.
Jetzt sagen sie vielleicht, dass das doch gefährlich ist und man sich womöglich ständig blaue Flecken holt. Aber nein, mein Genpool hat genug Katzenanteil, sodass ich mich grundsätzlich mit bemerkenswerter Geschmeidigkeit durch finstere Räume getastet habe. Außer es veränderte sich etwas. Dass ich die Kiste mit der Weinlieferung im Gang direkt neben die Schlafzimmertür gestellt hatte – das konnte ich wirklich nicht ahnen.
Also manchmal waren da blaue Flecken.
Und weil mir und auch allen anderen klar war, dass es nicht so weiter geht, ließ ich mir zu Weihnachten also dieses runde weiße Ding schenken. Nach einem guten Stündchen mit wildem Knopfdrücken war ich hinter die Bedienungsnavigation von Egon gekommen und hatte mich für Klaviertöne statt Vogelzwitschern als Weckton entschieden. (Vögel im Januar, ich würde durch nur an meinem Verstand zweifeln.)
Zuerst hatte ich ganz mutig die größte Helligkeitsstufe eingestellt – es soll ja schließlich ein Sonnenaufgang simuliert werden. Aber schnell stellte sich raus, dass mich das nur zu früh und darob missgelaunt aufwachen lässt. Denn Egon beginnt seine zeremonielle Belichtung eine halbe Stunde vor der gestellten Uhrzeit. Ind diesem Fall um kurz nach fünf. (FÜNF UHR MORGENS).
Aktuell regle ich immer mal wieder diese Helligkeit nach unten, wodurch ich eher von einem Abendrot geweckt werde. Die Erfahrungswerte halten sich noch in Grenzen – aber, das könnte eine Lösung sein. Es ist tatsächlich so, dass ich die Minuten im Dämmerlicht vor der Weckzeit irgendwie mag. Es ist ein Dösen, ein in Sicherheit gewogener, fast meditativer Zustand aus dem Heraus ich zwar weiterhin genervt aber nicht mehr mit grundlegender Aggression auf die gesamte Existenz aufstehe.
Wenn Egon jetzt noch lernt Espresso zu machen, darf er sich eine Bettseite aussuchen.
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