Liebe Isabella, via Twitter bin ich gestern zufällig über Ihr Blog gestolpert. Ich kenne Sie nicht näher, aber beim Lesen dieses Beitrags war ich ganz schön bestürzt, deswegen wollte ich Ihnen ein paar Zeilen dalassen, damit hoffentlich folgendes bei Ihnen ankommt: es sieht Sie jemand in Ihrem kräftezehrenden Kampf.

Sie berichten über Folgen unverarbeiteten Traumas, und aus eigener Erfahrung kann ich gut nachvollziehen was für Nichtbetroffene oft so schwer begreifbar ist: mit was für einem Wumms einen die Flutwelle an Emotionen, Bildern und körperlichen Empfindungen ohne Vorwarnung wegfegen kann, welche immensen Verrenkungen man in seinem Alltag vollzieht um vermeintliche Auslöser zu vermeiden, und wie wacklig, eng und einsam die eigene Welt dadurch irgendwann wird. Und dann sitzt man da in seinem kunstvoll gezimmerten Versteck und wünscht sich doch eigentlich nichts sehnlicher, als dass einen dort jemand finden würde.

Was mir persönlich am unverständlichsten war und enorme Verzweiflung ausgelöst hat, ist, wie wenig mein üblicher Modus des Analysierens und Verstehen-Wollens bei der Bewältigung eines Traumas hilft. Da Traumaenergie im Körper und insbesondere im Nervensystem gebunden ist, zeigt sie sich von einem rein intellektuellen Zugang üblicherweise herzlich unbeeindruckt. Die Mechanismen kognitiv zu verstehen bringt meist nicht viel, im Gegenteil, man schämt sich eher noch mehr, weil man ja sieht, wie wenig von dem, was man verstandesmäßig eigentlich weiß, am Ende auch umsetzen kann. Der Körper spielt dabei einfach nicht mit und scheint seine eigene Agenda zu haben, deren Intelligenz anfänglich absolut unverständlich und schier zur Verzweiflung treibend ist.

Sie erwähnten Therapie und deren gemischte Erfolge. Falls es sich dabei um eine “Rede”-Therapie handeln sollte, würde ich Ihnen gerne die Anregung geben, sich aufgrund der o.g. Gründe einmal nach einer körper- und bindungsorientierten Therapiemethode umzuschauen. Meiner Erfahrung nach funktioniert das auch erstaunlich gut über Skype oder ähnliche Tools, falls kein Therapeut in der Nähe aufzutreiben ist. Ich wünsche Ihnen alles Gute.