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sick sad little world

So may river never dry May your mouth never lie May you be satisfied to never know why Sometimes, someone just wants to die Where'd you get those cuts in your hand I thought I told 'bout playing in the sand There's always someone carelessly class There's always questions no one asks (Damian Rice, Lonely Soldier) Mittwochmorgen. Nach dem Aufwachen war für einen Moment alles in Ordnung, alles ruhig. Automatisch schalte ich das Radio ein, Nachrichten. Und dann war es wieder da. Am Abend vorher, zuerst eine kurze Meldung, nur ein Satz. Robert Enke sei tot, so der Präsident von Hannover 96. In der Meldung stand "laut Polizei", sonst nichts. Und während mein Kopf sagte, das kann alles heißen, vielleicht wollen sie nicht sagen, dass es einen Unfall gab, bildete sich in mir drin die dunkle Vorahnung, dass hier etwas nicht stimmt. Es sollte sich bewahrheiten. Und dann bin ich liegengeblieben, nicht in die Vorlesung, nirgendwohin gegangen. In allen Medien, überall Fragezeichen. Ich wünschte, ich würde mir auch so viele Fragen stellen, mich wundern. Aber ich kann es nicht. Dafür verstehe ich dann doch zu viel. Von einem Menschen, der mit Rückschlägen, Niederlagen und Verlusten gekämpft hat, sich immer wieder aufrappelte, versucht hat zuversichtlich zu sein. Um am Ende die Kraft zu verlieren, verzweifelt aufgibt. Ich würde die Dinge die mir geschehen sind niemals mit dem vergleichen, was Robert Enke passiert ist, aber es gibt keine Skala für Ereignisse die schlimm genug, tragisch genug sind, um einen Menschen in dieses dunkle Land der Depression zu führen. Und dort habe ich jahrelang gewohnt. Habe mich versteckt und vergraben, gleichzeitig eine Fassade aufgebaut, so täuschend echt, dass wer es nicht wissen sollte auch nicht annähernd ahnte, dass ich mir heimlich Gedanken über meine Beerdigung machte. Weil ich gehen wollte. So oft. Dass ich noch da bin, hat hauptsächlich profane Gründe. Die technische Umsetzung eines Suizids ist, will man ein großes Blutbad oder die Einbeziehung Dritter vermeiden, ziemlich schwierig. Es war eine der Hürden, die ich mir selbst gesetzt hatte. So, wie ich nicht zu früh oder zu spät gefunden werden wollte, nicht von der falschen Person und so weiter. Das macht es einem als jungen Menschen schonmal schwieriger, aus dem Leben zu scheiden. Ohne diese Hürden? Ich weiß es nicht. [caption id="attachment_665" align="alignright" width="300" caption="das dunkle, bittersüße Land"]das dunkle, bittersüße Land[/caption] Aber das ist nicht der Punkt. Wenn man heute liest, dass ein Sportpsychologe des DFB es nicht gemerkt hat, kein Kollege und kaum Jemand im Umfeld, dann ist das nicht die Schuld dieser Menschen. Es ist erschreckend einfach so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung. Kampfgeist und Optimismus vorhanden, macht euch mal keine Sorgen um mich, ich komme klar. Und wer sich erstmal ernsthaft mit der Option Freitod beschäftigt, hat ohnehin einen völlig anderen Blick auf die Welt. Ein Merkmal der Depression ist die zwanghafte Nabelschau, selbstreflexive Gedanken bis kurz vor der Psychose. All das unter vorgetäuschter Anteilnahme an der Draußenwelt, wie durch ein Fenster sieht man wie die Umwelt einfach lebt, wie können sie nur? Warum zweifeln, verzweifeln sie nicht, warum breche nur ich so ein, geht es bei mir für jeden Schritt nach vorne 2 zurück? Es ist die Krux, eine grausame Ironie dieser Krankheit, die so viele Opfer fordert. Es trifft die Sensiblen, Kümmernden, oft kluge, aufmerksame Menschen, die es nicht gewohnt sind nach Hilfe zu fragen. Auch in Zukunft werden wir einander nicht so viel Aufmerksamkeit schenken um immer zu merken, wenn jemand erkrankt ist. So sind wir nicht gebaut. Selbst diejenigen die es wissen, bemerken, können nur hoffen und kämpfen, gut zu reden, aber nicht heilen. Als ich Frau Enke auf dieser Pressekonferenz gehört habe, war da jemand der immer noch gekämpft hat. Erklärt, dass man doch alles hätte lösen können, alles irgendwie in Ordnung gekommen wäre, es doch keinen Grund gibt. Und nicht einmal sie konnte ihn überzeugen. Die einzig richtige Konsequenz ist die Einordnung der Depression als wirkliche Krankheit, als Epidemie, die mehr Opfer fordert als jede Grippe oder sogar der Straßenverkehr. Zwischen 10.000 und 12.000 Suizide jedes Jahr in Deutschland, eine wahrscheinlich unfaßbare Dunkelziffer von "tragischen Unfällen" (die Versicherungen...) und für jeden Toten eine zehnfache Rate an Versuchen. Dank Dr. House und Greys Anatomy sind wir schnell mit den Symptomen von Lupus, Leukämie oder einer Enzephalitis zur Hand, aber wer kann auch nur 3 Anzeichen für Depression (und da gibt es auch physische) aufzählen? Eben. Wir brauchen keine Massenimpfungen. Wir brauchen Unterricht und Aufklärung. Wer save sex betreibt sollte auch den sicheren Umgang mit seinen Mitmenschen lernen. Wir waschen unsere Hände und benutzen Taschentücher, aber achten wir darauf wie wir mit anderen reden? Wann wir ihnen Dinge verweigern oder sie ins Abseits drängen? Ich rede nicht von übermäßiger Rücksicht und Kuschelpädagogik. Menschen kämpfen und streiten und mögen sich manchmal einfach nicht, that's Life. Aber jedesmal, wenn wir in ein anderes Leben eingreifen, eine Entscheidung treffen die Konsequenzen für jemand Anderen hat, sollten wir uns im klaren darüber sein, dass es der letzte Schubser sein könnte, der einen kranken Menschen aus der Bahn wirft. When in doubt, just don't act like an asshole.
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in der ich mich wieder völlig unnötig aufrege

Eine Sache, eine einzige kleine Sache hatte ich mir für den heutigen Montag vorgenommen: Kein Fußball. Ich wollte nichts hören, nichts sehen und einfach mal alles sacken lassen. Manchmal ist man einfach aufgewühlt. Da helfen auch Fakten nix. Ja, ich bin Fan des FC Bayern. Aber jetzt langts. DAS BIN ICH NICHT. So ein unfassbar bescheuerter Drecksbrief. Und was haben wir nicht immer andere Vereine belächelt, wenn sie ihre Streitereien vor der Presse ausgetragen haben. Und sich rumschlagen mussten, mit irgendwelchen Ultras, die gleich mal das Präsidium komplett auslöschen wollen. Haha, wie kindisch. Und jetzt kommen diese, mit Verlaub, Vollspacken und nehmen sich heraus für die FC Bayern-Fans zu sprechen. Ja, sicher. Natürlich, die Situation ist schwierig, alles irgendwie unsicher und die Leistung der letzten Wochen indiskutabel. Und, ja, über die Personalpolitik lässt sich streiten. Aber so? Zur Verdeutlichung:
Wir schreiben den Sommer 2009, der Vorstand kündigt groß an, auf der Position des rechten Verteidigers was zu unternehmen. Die Position wird als eine von zwei Schwachstellen (neben dem Torhüter) ausgemacht. Was jedoch dann passiert, führt bei den jedem Bayern-Fan nur zu Kopfschütteln. Im Tor passiert nichts, es wird weiter mit den Unsicherheitsfaktoren Rensing und Butt geplant, die nicht einmal in der Bundesliga höheren Ansprüchen genügen. Fehleinschätzung Nummer Drei. [...]Michael Rensing genügt schlichtweg nicht den Ansprüchen des FCB. Doch Alternativen gab und gibt es genug – Sebastien Frey, Samir Handanovic, Artur Boruc, René Adler, Tim Wiese und nicht zuletzt Robert Enke.
Ah ja, unsere geliebte Torhüterdiskussion. Ohne die geht es euch nicht gut, oder? Dann wollen wir mal über die Jahre vor J.K. sprechen. In der Saison 2007/2008 lies man, den ja so untauglichen Michael Rensing immerhin 10 mal in der Bundesliga, 1x im Pokal und 6x (!) im UEFA-Cup aufs Bayern-Tor aufpassen. Und in meiner Erinnerung waren alle ganz beruhigt. Das war einer, den konnte man ranlassen, wenn Oli weg ist. Und auch in der nicht vollkommen unerfolgreichen zweiten Mannschaft hat man sich auf ihn verlassen. Dann kam die Saison 2008/2009. Dann kam das trojanische Pferd. Und die im Jahr davor stabilste Abwehr der Liga verwandelte sich, bei gleichem Personal, in Wackelpudding. Und an allem ist der Torhüter schuld. Genau. Es war ja nicht so,dass Demichelis plötzlich rechts und links nicht mehr auseinander halten konnte oder Lucio eher planlos im Strafraum rumrannte. Nein, mit einem guten Torhüter wäre das alles nicht passiert. Warum auch mal über Zusammenhänge nachdenken. Ich sage nicht, dass Rensing der nächste Kahn ist. Aber zwischen Weltklasse und nicht Bundesliga-tauglich, da liegen Lichtjahre. Lichtjahre, die mancher Fan wohl geistig nicht überwinden will. P.S.: Allein für die Erwähnung von Tim Schmierlappen Wiese gehört euch die Dauerkarte entzogen. Aber ihr hättet es ja wahrscheinlich auch noch verstanden, wenn sich JK mit seinem Wunschkandidaten Lehmann durchgesetzt hätte.
Der Holländer Braafheid kann wohl jetzt bereits in die Kategorie Rau eingestuft werden, der absolut nicht das Niveau des FC Bayern hat. Fehleinschätzung Nummer Fünf.
Eine Vorbereitungsphase und 3 Spiele in der Bundesliga, die er nicht alle durchgespielt hat, aber ihr könnt euch ein Urteil bilden? Ihr wisst es besser als alle Anderen und könnt in die Zukunft schauen? Klar, Leistungen in der holländischen Nationalmannschaft und mögliches Entwicklungspotential kann man ja auch locker auf die Seite schieben. Außerdem, warum nur über Konzept und System sprechen, wenn man so schön auf einzelne Spieler eindreschen kann, hat doch viel mehr Stil.
Personelle Fehlgriffe sind insbesondere im Mittelfeld erkennbar. [...] Die Fehler wurden erkannt, Hleb wird 2008 als Pendant ins Visier genommen. Doch anstatt zu handeln, vertraute man weiter auf einen Spieler, der seit Jahren stagnierte und keine Entlastung herbeiführt: Schweinsteiger. Als Fan, als Fussballzuschauer erkennt man jeden Samstag und jeden Mittwoch, dass dieser Mann nicht in der Lage ist, Ribéry zu entlasten. [...] Sieht man sich das Jugendidol heutiger Fangruppierungen rund um den Rekordmeister an, so mutet dieses Gesetz veraltet, ja beinahe absurd an. Bastian Schweinsteiger, 25 Jahre alt, Vize-Europameister. Muss man sich fragen, weshalb dieser Mann, der weder unter Magath noch Hitzfeld, geschweige denn Klinsmann, der vor allem auch ihn jeden Tag ein bisschen besser machen wollte, konstant zu überzeugen wusste, beim Rekordmeister so selten wie kaum ein anderer zur Disposition steht? Darf man sich fragen? Oft hat der geneigte Fan das Gefühl, der Mann, einst ein Hoffnungsträger hinter Spitzen, erst auf die linke, dann auf die rechte, und zuletzt doch wieder in die Zentrale verschoben, hat nie seine Position gefunden im Verbund des FC Bayern. Kritik wurde oft wegdiskutiert, selten initiiert.
Ach was reg ich mich überhaupt noch auf. Es hat ja schon Tradition, das Basti-Bashing. Klar, einer der als Identifikationsfigur fungiert, der kämpfen kann und dessen Herz am Verein hängt kann nix taugen, ist ja auch kein van der Vaart. Was Bastian Schweinsteiger angestellt hat, dass seine Leistung immer unabhängig vom Rest bewertet wird und es demzufolge völlig egal ist, dass er sich letztes Jahr auf rechts irgendwie über Wasser halten musste, mit Lell im Schlepptau, während auf der anderen Seite Lahm, Ze und Ribery liefen, ich weiß es wirklich nicht. Ja, er kann mehr. Aber vielleicht wäre das leichter abzurufen, wenn Fans und Medien nur mal ein paar Momente nicht mit Argusaugen über jeden seiner Schritte wachten. Phillip Lahm war nicht vom ersten Tag an Weltklasse. Martin Demichelis saß anfangs auf der Bank. Frank Ribery passieren Fehlpässe. Nur, darüber regt sich keiner auf. Vielleicht sollte sich der ein oder andere Fan mal fragen, ob man mit Schweinsteiger noch so hart ins Gericht gehen würde, wäre er einer von den netten, harmlosen Kerlen. Und würde er weniger fotografiert und interviewed werden. Und hätte er nicht diesen blonden Wahnsinnshasen an seiner Seite. Um mal eure drängendste Frage zu beantworten: Wieso hängen alle so an ihm? Eben weil er sich nicht perfekt entwickelt. Weil er unkonstant ist. Keine Karriere beim FC Bayern passt so gut zur Entwicklung des Vereins, zur Gemütslage der Fans, zum Gieren der Presse wie Bastian Schweinsteiger. Deswegen ist die Formulierung im Brief auch so verdammt entlarvend. Jugendidol, Hoffnungsträger, das ärgert euch. Das hat er in euren Augen nicht verdient. Weil ihr Experten allein am besten wisst, was dem FC Bayern würdig ist. Klar. Anders gesagt:
Uns würde es eher stolz machen, wenn Spieler wie Sneijder, van der Vaart oder Robben unser Trikot überziehen würden.
WARUM? Um Himmels Willen, WARUM DENN NUR? -------------------------------------------------------------- Niveau wirkt nur von unten Arrogant Ich gebe zu, ich bin kein Experte. Ich habe selbst nie gespielt. Ich bin nicht jedes Wochenende im Stadion. Ich unterscheide Fußball in schön und aufregend oder wenigstens kämpferisch und langweilig oder destruktiv. Ich bin da simpel. Das sind die meisten Fans. Dafür sind wir emotional. Gerade momentan. Und ich unterstelle jedem Fan und dem Vorstand das Gleiche. Niemand hat hier absichtlich irgendetwas angerichtet. Und wir können gerne miteinander darüber reden, wir sollten sogar. Aber Anklagen und Vorwürfe allein bringen keinen weiter. Sie generieren nur neuen Stoff für die Medien. Und das, Freunde, ist unter unserem Niveau. Das hier, ist der FC Bayern. Unser Niveau ist ein ganz anderes. Erst wenn sogar die Fans anfangen, daran zu zweifeln, haben wir ein wirkliches Problem.