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Was gut war: KW 13, 2017

Sie müssen wissen, dieser Blog-Eintrag startet im Laufe so einer Woche als Email-Entwurf. Da gucke ich dann hin und wieder rein, z.B. wenn ich nach der Mittagspause noch etwas dösend an meinem Kaffee nippe und schreibe, was grade so los ist. Das führt manchmal sehr ins Detail und fliegt dann wieder raus, bevor ich auf Veröffentlichen klicke. Denn natürlich kippt man in so einen Email-Entwurf auch manchmal was einem gerade so durch den Kopf geht. Was in meinem Fall geradezu gefährlich ist. Sie kennen das bestimmt. (Geneigte Leser Siezen oder Duzen, das ist auch immer so eine Sache. Das Sie klingt halt einfach besser, das Du wäre angesichts des Tons den ich manchmal anschlage aber vielleicht angebrachter, weil ich schlicht davon ausgehe, dass wir uns mittlerweile gut genug dafür kennen. ) Warum ich das schreibe? Weil es just in diesem Moment ein kleines Wagnis ist, die Angelegenheit als Email anzulegen. Ich befinde mich nämlich in einer temporären Inbox. Also einem Postfach, das nur so tut als ob, während im Hintergrund große technische Dinge verändert werden, damit es, wenn ich es richtig verstanden habe, in Zukunft einfacher ist Email zwischen England und Deutschland zu verschicken. Sowas in der Art. Dieses Konzept einer temporären Inbox, eines vorübergehenden Zustandes, ist grade sehr interessant für mich. Als Mensch der seit – Moment, lassen Sie mich nachschauen – ca. 1999 mehr oder weniger Blog-ähnlich ins Internet schreibt, hat man ja Dinge auftauchen und wieder verschwinden sehen. Menschen, Anwendungen, Kommunikationswege. Schon eine Weile hege ich die Vermutung, dass sich eine Art Schule der digitalen Archäologie finden wird, die aus Exporten von schließenden Diensten, vorhandenen Cloud-Schnipseln und eventuell länger bestehenden Plattformen wie Blogs zusammensetzen wird, wie die Generation der unsteten Schreiber einerseits jede neue App, Schreibhilfe, Link-Merker oder Speicherdienst ausprobiert hat, um am Ende in die heimischen Gefilde zurück zu kehren. Also das bevorzugte Soziale Netzwerk, das eigene Blog oder sogar, herrje, Notizbücher. Meine Güte, da hab ich mich verfranst. Eigentlich wollte ich über die praktische Unpraktikabilität (mir egal, dass es das nicht gibt, ich brauch es jetzt.) von temporären Mailboxen reden. Weil alle Regeln und Filter und Terminreihen die einem gehören, plötzlich futsch sind. Dann merkt man, wie wichtig es selbst im Büro ist, dass man heute Kommunikation steuern und umverteilen kann. Was zum Beispiel beim Gespräch in der Runde und am Telefon eben nicht geht. Stellen Sie sich das mal vor, ihr Gegenüber am Telefon würde ein Thema anschneiden und sie könnten sagen – können wir die Konversation in einen anderen Ordner verschieben, die beantworte ich dann morgen? Unhöflich, natürlich und – vor allem – es entfielen diese kleinen Gesprächstaschen in denen man zufällig landet, weil man von Thema xy zu Thema abc kommt und plötzlich wegen einer gemeinsamen albernen Erinnerung zu lachen anfängt. Das wäre dann doch schade. Im Büro allerdings, bin ich für diese Regelung unsagbar dankbar. Großen Teil der Woche mit Power-Point-bedingten Flashbacks verbracht. In meinem Studiengang hat man keine Hausarbeiten geschrieben, wir haben Zeug präsentiert. Wir waren Power-Point-Karaoke-Weltklasse. Die Aufgabe, die ich mir letzte Woche eingefangen hatte, vor wichtigen Zughörern, dann doch ordentlich gemeistert. Gebt mir ein Thema, eine Stunde mit Power Point und Publikum, den Rest regelt mein automatischer Rede-Impuls. Inklusive Bonuslob (Da ist wieder dieses Honeymoon-Gefühl für diesen Job.) Als hätte Karma das Frühlingshoch extra für mich bestellt, hatte ich mir Freitag freigenommen. (Okay, eigentlich wegen eines Zahnarzttermins und weil ich eh noch einen Tag zu viel hatte, aber, bleiben wir bei der poetischen Variante.) Am Donnerstag also nach viel zu langer Pause mal wieder beim #tpmuc vorbei geschaut, einem ganz, ganz ursprünglich mal auf meiner Schnapsidee basierenden Fußballstammtisch. So viel gelacht, geredet und getrunken, dass der Hals noch den ganzen Freitag gekratzt hat. Einzig korrektes Gegenmittel: Auch Freitagabend draußen sitzen, Bier trinken und reden. Dieses Mal mit dem Ramosgroupie und ihrer Gang. Als dazwischen ein Kind flummiartig rumhüpfte, hatte ich einen von diesen Momenten in denen einem klar wird, dass man jetzt zu den Erwachsenen gehört. So wie wir früher an solchen sommerlichen Abenden rumgenervt haben, bis wir den Schaum vom Bier probieren dürften oder gleich ein Noagal austranken, um dann ein bisschen später als sonst, aber dafür wenigstens richtig müde, ins Bett zu fallen. (Bitte sprechen wir nicht mehr über Kommasetzung. Vielleicht sollte ich diese wöchentlichen Einträge in "Schreibübung, KW xy umbenennen.) Nachdem es in meinem Leben Phasen gab, in denen ich davon überzeugt war ein solches Alter nicht erreichen zu wollen, passt es jetzt dann doch. Dinge fügen sich. Es dauert bei mir halt alles ein wenig länger als bei anderen. Samstag und Sonntag größtenteils in der Sonne rumgefläzt, Wein getrunken, versucht einen Podcast aufzunehmen, um damit schließlich Sonntagabend wohl den überalteten Laptop geschrottet. Aber, und das ist bemerkenswert, deswegen gar nicht hysterisch reagiert. Mehr so ein ja mei Gefühl. Und das mir! Angesichts von kaputter Technik! Dinge fügen sich indeed. Vielleicht will ich gar nicht direkt wieder ein mega-leistungsstarkes-schnickschnack-Notebook. Mal gucken, was ich tatsächlich brauche. Auch so ein erwachsenes Ding. Weniger Hype, mehr Bedürfnis.
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Was gut war: KW 12, 2017

Es gibt ja so Leute, die hat man jahrelang nicht mehr gesehen, aber man traut sich nicht mal sie zu googeln, weil man Angst hat, sie könnten es mitbekommen. Das Problem ist: Wenn ich zwischen zwei heftigen Phasen im Büro etwas Leerlauf habe, schweifen die Gedanken momentan genau zu diesen Menschen. Die war-mal-ganz-enge Freundin. Der Kerl, der…ach, das ist kompliziert. Wie verlorengegangene Maschen beim Stricken (als wüßte ich irgendwas übers Stricken), fängt man an sich zu fragen was hätte sein können. Umstände, Timing, der Moment als man nichts gesagt hat obwohl man vielleicht etwas hätte sagen sollen. Man merkt, es geht mir gut genug, dass ich mir um diesen Blödsinn Gedanken mache. Außerdem ist die Überschrift dieser wöchentlich erscheinenden Angelegenheit auch langsam Makulatur. (So ein schönes Wort. Stammt auch noch aus der großen Print-Ära. Weil falsch oder schlecht bedruckte Bögen als Makulatur aussortiert wurden.) Nicht, dass ich nicht gute Dinge sammeln würde, aber es ist mehr so ein genereller Abriss plus merkwürdigem Schwerpunkt, was dann am Ende im Blog landet. Grade ist es halt so allgemein gut. Weniger im Speziellen. Womöglich, mit ein bisschen Verspätung, nehme ich dieses Erwachsenen-Ding in Angriff. Ist zwar jetzt arg spät um sich zu fragen wie man sich so, Dings, Freunde zulegt und wie man das theoretisch navigiert, wo doch alle am Ende Teil eines Duos sind – aber, zumindest testen sollte ich es vielleicht mal? Wobei die Idee, dass ich mich mit dem momentanen Irrsinn der Welt arrangiert haben könnte, etwas beängstigend ist. Es ist dann doch etwas länger her, dass ich einerseits keine riesigen, belastenden Gedanken mit mir trage und trotzdem Freiraum zum Nachdenken finde. Quasi seit dem Studium waren da immer entweder große Brocken oder keinerlei Zeit – also abgesehen von kleinen Ablenkungen. Aber…ach, das ist kompliziert. Neues, unerforschtes Terrain. Vielleicht leg ich mir ein Hobby… *hört aus dem Publikum die Podcast-Rufe* *Legt Hobby-Gedanken beiseite* Yoga vielleicht. Oder, das wollte ich ja immer schon, Schlösser knacken lernen. Nur für den Eigenbedarfs-Notfall natürlich. Ich schweife ja völlig ab. Die Woche…die Woche…nun… Ah, ja! Gelernt sein, will ja der Unterschied zwischen freundlichem antizipieren einer demnächst gestellten Aufgabe und frustriertem Vorarbeiten weil Leute es nicht schaffen auch nur den Hörer in die Hand zu nehmen. Da bin ich als Team ‚wenn man’s nicht selber macht…‘ durchaus gefährdet. Was dann wiederum dazu führt, dass man Fragen gestellt bekommt, die nicht noch offensichtlicher für eine andere Abteilung sein könnten. (Oder sehe ich aus als gehörte ich zur Sales-Abteilung??) Auch der Satz „Was, erst vier Monate? Es fühlt sich an, als würdest du seit zwei Jahren hier arbeiten.“ Ist so eine doppelschneidige Angelegenheit. Weil, klar, das sagt etwas über Integration aus. Aber auch die Gefahr, dass man schneller als angenommen von der Sorte Moos befallen wird, die eventuell im Unternehmen ansässig ist. (Jedes Unternehmen das älter als 10 Jahre ist, hat seine Sorte Moos. Uns Medienfuzzis inklusive.) Also raus aus der verfrühten Comfort-Zone. Ein Meeting zu einem Projekt, das bei einem Offiste-Seminar vor meiner Zeit hier geplant wurde, hatte weder Ziel noch Agenda, aber in der kommenden Woche einen Präsentationstermin. Einem vagen Impuls folgend darum Folien zusammengeworfen, Meeting-Menschen anhand der Folien durch ein potentielles Programm geführt und zack eine neue Aufgabe bekommen. Das schlimme ist, dass mir genau das Spaß macht. Da fällt mir auch wieder ein, wie Mama Donnerhall neulich in einem Halbsatz sagte „…tja, wenn man dir Publikum gibt.“ Worüber ich manchmal nachdenke, weil ich mich für das Gegenteil eines Menschen halte, der auf Publikum wert legt. Mütterlicher Durchblick, schlimme Sache. Weil, klar, Bloggen, Twittern, Podcasten, in Meetings aufzeigen, das könnte man als Profilierungsbedürfnis interpretieren. Dr. Freud, wie sehen wir das? *Sigmund rückt Brille zurecht, guckt pickiert* ‚Frau Donnerhall, wos ihnen jetzt klar sein muss, is, dass sie’s gschafft haben mit einem kleinen Bericht über ihre Woche – die unter uns gesagt belanglos war – anzufangen und jetzt meinen’s, dass ich ihren verworrenen Gedanken zu den von ihrer Frau Mutter korrekt erkannten Neurosen folge?‘ „Exakt.“ ‚Hams a bisserl Zeit mitbracht? Das wird länger dauern.‘ (Am Fenster zieht das Wochenende vorüber.)
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Was gut war: KW 11, 2017

Sonne. Sonne ist gut. Auch wenn man immer noch bei -2 Grad aufwacht und mürrisch zum Mantel greift. Dieses Vitamin-D-Ding funktioniert. Die Sonne scheint auch mein Planungs-Gen in eine angenehme Richtung zu lenken. Statt besorgt zu sein, dass das alles nicht in der Zeit oder mit irgendwelchen Mitteln hinhauen kann, denkt man sich einfach mal neue Sachen aus. Das hilft ungemein. Endlich Onboarding. So eine Veranstaltung, die eigentlich in den ersten Wochen des neuen Jobs stattfinden sollte – was schwierig wird, wenn die Firma plötzlich jeden Monat Dutzende neue Menschen einstellt. Trotzdem, das Ritual ist angenehm und eben doch noch ein Schritt des Ankommens. Nach fast vier Monaten sind darum zwei Dinge klar: Die S8 ist selbst für den Münchner Nahverkehr eine unsagbare Peinlichkeit und – der Schritt zurück ins Angestelltendasein war richtig. Ich kann hier nicht nur gut arbeiten und mich einbringen, ich passe vor allem hierher. Das ist neu und sehr angenehm. So reizvoll gewisse Freiheiten in der Selbständigkeit sind, mein persönlicher Hauptgrund dafür war auch immer die schwierige Sozialisation in den Büros in denen ich bis dato gearbeitet hatte. Aufgeregt bis hysterische Hochdruck-Butzen mit mittelqualifizierten Teamleitern und Führungskräften mit Zahlen-Fetisch. Mittagsgespräche zwischen Low-Carb, Tinder und Schuh-Outlets. Jetzt: Technik, Fußball und Zoten. Alles ist besser, wenn man seine Leute findet. Da macht sogar der Onboarding-Tag, eine Aneinanderreihung von Vorträgen diverser Abteilungen Spaß, weil man nebenher mit einer neuen Kollegin über die gemeinsamen Auftraggeber lästern kann. Und bei der Studioführung steht in einem Eck eine Kopie des Champions-League Pokals. Hach. (Komm ruhig Cristiano. Wir haben keine Angst.) Ich stelle fest, wie ich mich aber auch absichtlich grade sehr im Job vergrabe, um weniger von der Welt mitzubekommen. Die Twitter-Timeline zankt sich über ein Abnehm-Buch. Immer diese predigenden, unausstehlichen Menschen, die glauben ausgerechnet sie hätten jetzt den Stein der Nicht-Schlanken gefunden. Würden Leute sich zu irgendeinem anderen Bestandteil der individuellen Lebensweise so altklug und unfundiert äußern, wäre der Teufel los. Aber es geht ja nur um Essen und Körper und Gesundheit, da darf es Hinz und Kunz besser wissen. Mich ermüdet es ja nur noch, aber da sind eben auch Menschen in meiner Blase, die diese Debatten treffen. Weil sie wie ein Flashback an Zeiten mit Depressionen, Esstörungen, Minderwertigkeitskomplexen und Selbsthass wirken. Jeder Vollidiot, der seinen persönlichen aber unbedingt darum jetzt auch für alle anderen brauchbaren Diät-Ratgeber rausbringt, sollte Zeit mit einer Therapiegruppe verbringen müssen, die sich von solchen Leiden erholt. Gschwerl, dappiges. Merken nicht mal ihre eigenen Logik-Löcher. „Seit ich nicht mehr fett bin, bin ich fit!“ Nein, du Idiot, seit du dich bewegst, bist du fit. Ich könnte mir meine stämmigen Oberschenkel schon weghungern, aber deswegen habe ich a) immer noch einen lädierten Hax und b) ich kein Stück vitaler. Meine fittesten Zeiten waren eben nicht automatisch meine schlanksten. Das ist ja nett, dass ihr alle mit 40 eure Midlife-Crisis habt, anfangt Radzufahren, weniger zu essen und es euch dann besser geht. Aber wie könnt ihr euch anmaßen, das für eine allgemeingültige Formel zu halten? WER GLABTS DENN IHR, DASS Ä’S SEIDS? HA?? Tschulligung. Geht gleich wieder. (Ich könnte an dieser Stelle mit einem baugleichen Absatz zum Thema Equalpay weitermachen, aber, ach. Wann genau hat Logik aufgehört en vogue zu sein?) Der Frühling rauscht heran und ich merke, wie ich mich zum ersten Mal seit einiger Zeit mit quasi allen Aspekten meines Lebens wohlfühle. Der Ort stimmt, der Job stimmt, die Leute stimmen. Vielleicht traue ich mich sogar und sammle ein paar der Menschen ein, die davor unterwegs verloren gingen, weil ich mich vergrabe und als Zumutung empfinde, wenn es grade nicht so läuft. (Haltet mich auf, wenn ich mir die erste Datin-App auf dem Wischphone installiere. Ich erhebe #foreveralone zum gottverdammten Mantra.) Am Wochenende gleich mal damit angefangen. Was auch sonst, bei beim Dreckswetter.