Ein paar Gedanken. (Ich kann nur für mich sprechen, aber vielleicht ist ja was dabei.)

1) Mantra im Beruf: Sie kochen alle nur mit Wasser. Hemmungen ablegen, eigene Vorstellungen einzubringen und zu verfolgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die anderen mehr darüber nachgedacht haben und grundsätzlich bessere Ideen als man selbst liefern, ist nicht so hoch. Wenn man genau hinschaut, improvisieren gerade die wortmächtigen und entscheidungsfreudigen Kolleg*innen oft über viel Unwissen und unzureichenden Einblick hinweg. Und keine Hemmungen vor “dummen” Fragen. Ich habe noch nie erlebt, dass nicht auch andere in der Runde froh sind, dass sie gestellt wurden; manchmal führen sie sogar überraschend zum Kern eines Problems.
(Nicht auf alles eine Antwort haben zu müssen gehört auch dazu. Buddenbohms “milder und ratloser” trifft es auch bei mir sehr gut.)

2) Bewegung. Unaufgeregte, verletzungsarme, regelmäßige Bewegung ohne Wettbewerbsambitionen. Was einem halt liegt – nach eigenem Tempo walken, schwimmen, radeln, Yoga, tanzen, ob allein oder mit anderen, egal. In meinen 30ern kam ich noch einigermaßen ohne durch, aber inzwischen macht es einen riesigen Unterschied, sowohl was die komplett weggefallenen Rückenschmerzen angeht als auch meine deutlich bessere Grundfitness. Großartiges Gefühl, nicht so leicht aus der Puste zu kommen. (Ich musste dazu allerdings erst meinen in der Jugend geprägten, jahrzehntelangen Frust überwinden und lernen, dass und wie mir Sport guttun kann.)

3) Eigene Grenzen wahrnehmen (im doppelten Sinne). Auch wenn ich z. B. regelmäßig leider der erste sein muss, der sich beim abendlichen Beisammensein mit Kolleg*innen oder Freund*innen verabschiedet, weil mein akustisches Aufnahmevermögen aufgebraucht ist. Oder etwas auf dem Teller liegen lassen muss, weil ich schon satt bin, obwohl es doch so lecker ist. Wo die eigenen Grenzen im Detail liegen und was einem (nicht) gut tut, mögen andere nicht immer verstehen, aber damit müssen sie leben, Punkt. Habe ich auch erst in meinen 40ern begriffen.