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Netzfundstücke für Woche 47 – crazy show edition

Damit ihr hier nicht so von Twitter zugekleistert werdet, ich aber weiterhin einen Platz habe, wo ich all die hübschen kleinen Dinge anpreisen kann, die man die Woche über so findet.
  • November, der 22te: Tag der Hausmusik, Volkstrauertag, Scarlett Johannson wird ein Jahr älter. Irgendetwas davon ist ein Grund heute zu feiern.
  • Das Nerdfundstück der Woche heißt dieses Mal Wakoopa und zeigt seinen Sinn erst auf den zweiten Blick. Auf den ersten fragt man sich, was es bringen soll die eigenen Benutzerzeiten von Software und Anwendungen irgendwo zu speichern. Datenschutz, anyone? Andererseits: Über die Empfehl-Funktion und die eigene Statistik sieht man mal, was man tatsächlich braucht an Software. Außerdem - sollte man mal sein ganzes System neu aufsetzen müssen und hat irgendwas vergessen, Wakoopa weiß es noch.
  • Ich folge ja aus meiner Begeisterung für Bones heraus Hart Hanson auf Twitter. Und wenn der Showrunner einer Lieblingsserie auf einen anderen, noch dazu bloggenden Showrunner verweist - da muss doch was dahinter sein. Ist es auch. Den Kurt Sutter ist Chef bei Sons of Anarchy (das ich mir dauernd vornehme zu schauen) und erklärt ein bisschen seinen Job.
    I couldn’t imagine running someone else’s show.  First of all, my personality is such -- let’s just say I’m not a people person -- my idea of diplomacy is a cold stare and a door slam.  I’m not an ingredient you can just mix into any recipe.  Not unless you wanna die a violent gastrointestinal death.  The showrunning gig is so demanding and the pressure is so great, if it wasn’t something I was completely proprietary over, I just couldn’t show up.
    SutterInk: THE SHOW MUST BE RUN.
  • Was woanders Serien über Bikergangs, sind der ARD ja ihre Adligensoaps. Und ich muss sagen, seit die Autoren von Verbotene Liebe beschlossen haben, sich komplett von der Realität zu verabschieden, macht mir diese Gaga-Serie richtig Spaß. Wer aber, wie ich den verwandtschaftlichen Überblick verloren hat, dem kann geholfen werden. Mit einem Stammbaum der Lahnsteins.
  • Es gibt ja Fans und FANS. Wobei bei Twilight, so scheint mir, haben die Letzteren die Oberhand gewonnen. Noch jemand einen Edward-Schatten zum selber an-die-Wand-kleben?
  • Speaking of crazy Shows, die Victoria's Secret Fashion Show, oder wie ich es seit diesem Jahr nenne: Wir waren ohne Hosen unterwegs, da trug Lady Gaga noch Welche, fanden ja auch wieder statt. Aber Gottseidank kümmern sich die Jezebels um sowas.
  • Und wo wir gerade bei wilden Einlagen mit Kostümen sind. Ich sag mal: Daniel Day-Lewis. Nicole Kidman. Penelope Cruz. Judi Dench. SOPHIA MOTHERFUCKING LOREN, BITCHES. Ihr wollt mehr? Okay, festhalten: MUSICAL. Wie soll ich das bis 2010 aushalten, hm, wie???
  • Ach so, mit Feuerzangenbowle natürlich. Wenn mich jemand sucht, ab Montag bin ich hier.
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    sick sad little world

    So may river never dry May your mouth never lie May you be satisfied to never know why Sometimes, someone just wants to die Where'd you get those cuts in your hand I thought I told 'bout playing in the sand There's always someone carelessly class There's always questions no one asks (Damian Rice, Lonely Soldier) Mittwochmorgen. Nach dem Aufwachen war für einen Moment alles in Ordnung, alles ruhig. Automatisch schalte ich das Radio ein, Nachrichten. Und dann war es wieder da. Am Abend vorher, zuerst eine kurze Meldung, nur ein Satz. Robert Enke sei tot, so der Präsident von Hannover 96. In der Meldung stand "laut Polizei", sonst nichts. Und während mein Kopf sagte, das kann alles heißen, vielleicht wollen sie nicht sagen, dass es einen Unfall gab, bildete sich in mir drin die dunkle Vorahnung, dass hier etwas nicht stimmt. Es sollte sich bewahrheiten. Und dann bin ich liegengeblieben, nicht in die Vorlesung, nirgendwohin gegangen. In allen Medien, überall Fragezeichen. Ich wünschte, ich würde mir auch so viele Fragen stellen, mich wundern. Aber ich kann es nicht. Dafür verstehe ich dann doch zu viel. Von einem Menschen, der mit Rückschlägen, Niederlagen und Verlusten gekämpft hat, sich immer wieder aufrappelte, versucht hat zuversichtlich zu sein. Um am Ende die Kraft zu verlieren, verzweifelt aufgibt. Ich würde die Dinge die mir geschehen sind niemals mit dem vergleichen, was Robert Enke passiert ist, aber es gibt keine Skala für Ereignisse die schlimm genug, tragisch genug sind, um einen Menschen in dieses dunkle Land der Depression zu führen. Und dort habe ich jahrelang gewohnt. Habe mich versteckt und vergraben, gleichzeitig eine Fassade aufgebaut, so täuschend echt, dass wer es nicht wissen sollte auch nicht annähernd ahnte, dass ich mir heimlich Gedanken über meine Beerdigung machte. Weil ich gehen wollte. So oft. Dass ich noch da bin, hat hauptsächlich profane Gründe. Die technische Umsetzung eines Suizids ist, will man ein großes Blutbad oder die Einbeziehung Dritter vermeiden, ziemlich schwierig. Es war eine der Hürden, die ich mir selbst gesetzt hatte. So, wie ich nicht zu früh oder zu spät gefunden werden wollte, nicht von der falschen Person und so weiter. Das macht es einem als jungen Menschen schonmal schwieriger, aus dem Leben zu scheiden. Ohne diese Hürden? Ich weiß es nicht. [caption id="attachment_665" align="alignright" width="300" caption="das dunkle, bittersüße Land"]das dunkle, bittersüße Land[/caption] Aber das ist nicht der Punkt. Wenn man heute liest, dass ein Sportpsychologe des DFB es nicht gemerkt hat, kein Kollege und kaum Jemand im Umfeld, dann ist das nicht die Schuld dieser Menschen. Es ist erschreckend einfach so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung. Kampfgeist und Optimismus vorhanden, macht euch mal keine Sorgen um mich, ich komme klar. Und wer sich erstmal ernsthaft mit der Option Freitod beschäftigt, hat ohnehin einen völlig anderen Blick auf die Welt. Ein Merkmal der Depression ist die zwanghafte Nabelschau, selbstreflexive Gedanken bis kurz vor der Psychose. All das unter vorgetäuschter Anteilnahme an der Draußenwelt, wie durch ein Fenster sieht man wie die Umwelt einfach lebt, wie können sie nur? Warum zweifeln, verzweifeln sie nicht, warum breche nur ich so ein, geht es bei mir für jeden Schritt nach vorne 2 zurück? Es ist die Krux, eine grausame Ironie dieser Krankheit, die so viele Opfer fordert. Es trifft die Sensiblen, Kümmernden, oft kluge, aufmerksame Menschen, die es nicht gewohnt sind nach Hilfe zu fragen. Auch in Zukunft werden wir einander nicht so viel Aufmerksamkeit schenken um immer zu merken, wenn jemand erkrankt ist. So sind wir nicht gebaut. Selbst diejenigen die es wissen, bemerken, können nur hoffen und kämpfen, gut zu reden, aber nicht heilen. Als ich Frau Enke auf dieser Pressekonferenz gehört habe, war da jemand der immer noch gekämpft hat. Erklärt, dass man doch alles hätte lösen können, alles irgendwie in Ordnung gekommen wäre, es doch keinen Grund gibt. Und nicht einmal sie konnte ihn überzeugen. Die einzig richtige Konsequenz ist die Einordnung der Depression als wirkliche Krankheit, als Epidemie, die mehr Opfer fordert als jede Grippe oder sogar der Straßenverkehr. Zwischen 10.000 und 12.000 Suizide jedes Jahr in Deutschland, eine wahrscheinlich unfaßbare Dunkelziffer von "tragischen Unfällen" (die Versicherungen...) und für jeden Toten eine zehnfache Rate an Versuchen. Dank Dr. House und Greys Anatomy sind wir schnell mit den Symptomen von Lupus, Leukämie oder einer Enzephalitis zur Hand, aber wer kann auch nur 3 Anzeichen für Depression (und da gibt es auch physische) aufzählen? Eben. Wir brauchen keine Massenimpfungen. Wir brauchen Unterricht und Aufklärung. Wer save sex betreibt sollte auch den sicheren Umgang mit seinen Mitmenschen lernen. Wir waschen unsere Hände und benutzen Taschentücher, aber achten wir darauf wie wir mit anderen reden? Wann wir ihnen Dinge verweigern oder sie ins Abseits drängen? Ich rede nicht von übermäßiger Rücksicht und Kuschelpädagogik. Menschen kämpfen und streiten und mögen sich manchmal einfach nicht, that's Life. Aber jedesmal, wenn wir in ein anderes Leben eingreifen, eine Entscheidung treffen die Konsequenzen für jemand Anderen hat, sollten wir uns im klaren darüber sein, dass es der letzte Schubser sein könnte, der einen kranken Menschen aus der Bahn wirft. When in doubt, just don't act like an asshole.